laut.de-Kritik

Die beiden Dokken-Knilche prügeln Hardrock in Perfektion.

Review von

Pilson? Bier? Urquell? Lynch? Moment, hier herrscht noch Recht und Gesetz. Wer sich auch nur ein kleines bisschen mit Heavyrock der Achtziger auskennt, dem müssen die beiden Herren als das kongeniale Songwriter-Duo von Dokken bekannt sein. Falls nicht, besteht jetzt die Gelegenheit, die Wissenslücke zu schließen. Nachdem Lynch & Pilson dem sinkenden Schiff berechtigterweise den Rücken gekehrt haben, werfen sie ihre Qualitäten wieder zusammen in die Waagschale. Das Ergebnis ist Hardrock der allerfeinsten Sorte.

Die beiden Veteranen haben ein sehr gutes Album aus dem Boden gestampft. Über Lynchs filigrane Gitarrenarbeit und den stets grimmig rollenden Pilson-Bass müssen nicht mehr viele Worte verloren werden. Als Unterstützer sitzt hier ein gewisser Michael Frowein am Schlagzeug, der den beiden mit seinem herrlich präzisen Spiel und den richtigen Effekten den Weg zum perfekten Song freiprügelt.

Rhythmus scheint sowieso das Zauberwort zu sein. George hat aus seinem Riff-Fundus ein paar echte Granaten rausgeholt, die er mit der gesanglichen Unterstützung von Pilson in die Welt hinaus pfeffert - nicht umsonst sind die Gesangsharmonien von Dokken auf Jeffs Mist gewachsen. Die Produktion übernehmen Lynch & Pilson gleich noch mit und nach dem Endmix steht das Klangkostüm von "Wicked Underground" bombensicher und druckvoll.

Bereits "Breath & A Scream" zeigt, wie man Hardrock in Perfektion zelebriert, ohne dabei altbacken und langweilig zu klingen. "Beast In The Box" lebt vom eingängigen Refrain und der lässig gespielten bluesig angehauchten Klampfe. "When You Bleed" markiert einen der Höhepunkte der Platte. Mörderriffs und eine großartig nach vorne gehende Rhythmus-Sektion machen Appetit auf mehr. "Vaccine" ist dann aber eher ein laues Nümmerchen im Vergleich zu Tracks wie dem folgenden "Ever Higher". Mit sanften akustischen Tönen und zarter Lagerfeuerromantik steigen Lynch & Pilson in den Song ein. Der zweistimmige Gesang lässt fast ein wenig Simon & Garfunkel-Feeling aufkommen, bevor dann im Mittelteil ein ordentliches Gitarrenbrett hinterhergeschickt wird. Klasse!

"Wicked Underground" ist derart kompakt und ausgefeilt, dass die Frage erlaubt sei, wieso die zwei Knilche bislang nicht früher auf den Trichter gekommen sind, wieder zusammen zu arbeiten. Sie haben ja schließlich bereits in der Vergangenheit mit Dokken bewiesen, dass sie das Zeug für großartiges Songwriting besitzen. Meist sind die Versuche alter Achtziger-Heroen, an die Glanzzeiten anzuknüpfen, von trauriger Peinlichkeit geprägt. Lynch & Pilson sind das genaue Gegenteil. Ohne große Schnörkel stanzen sie ein Album aus dem Boden, das im melodischen Heavyrock momentan seinesgleichen sucht.

Trackliste

  1. 1. Breath & A Scream
  2. 2. Beast In The Box
  3. 3. When You Bleed
  4. 4. Vaccine
  5. 5. Ever Higher
  6. 6. Zero The End
  7. 7. The Evil That You Are
  8. 8. Awaken
  9. 9. Cromanic
  10. 10. Goodbye Utopia
  11. 11. Inner View
  12. 12. Closer To None

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