laut.de-Kritik
Die aufmüpfige Zwillingsschwester von Nelly Furtado.
Review von Alexander EngelenDieser Sound ist neu. Dieser Sound ist fresh. Und dieser Sound rockt wie Sau. M.I.A. versucht sich auf "Arular" an einer zuvor nicht gehörten Melange aus Hip Hop, Dancehall, Electro, Grime, sowie traditionellen Tönen aus Sri Lanka. Die dort geborene Künstlerin straft all diejenigen Lügen, die sich eine Verschmelzung des Vorangesagten nicht vorstellen können.
M.I.A.s Stimme rotzt dazu dreckig, aber anmutig über die Beats und schreit dabei stets nach einem Vergleich mit Nelly Furtado. Allerdings wirkt M.I.A. eher wie eine aufmüpfige Zwillingsschwester der Kanadierin, die ihre Jugend nicht in den Dorfdiscos Kanadas verbracht hat, sondern in ruppigen Elektro-Schuppen im Londoner East End. Vor einer gewissen Nähe zum gerade groß angesagten Genre Grime ist die Künstlerin natürlich auch nicht gefeit.
Dennoch flowt M.I.A. auf ihre ganz eigene Weise. Sie setzt sich über die Brachialität dieser Beats hinweg und hält die Elektrobestien stets im Zaum. Ihren Rap-Vorlieben kommt man in diesem Style-Potpourri relativ schnell auf die Schliche. Zwischen den Zeilen ist die Verehrung einer Missy Elliot und eines Timbaland zu erkennen. Deren Sound ist zwar eingängiger und vielmehr einem Genre zuzuordnen, doch M.I.A. geht in ihrem Mut das eine oder andere Mal deutlich weiter, als es Missy und Timbo jemals wagten.
Dabei zeichnet M.I.A. vor allem ihre Unberechenbarkeit aus, sie entwirft ein Bild davon, wie vielseitig elektronische Töne klingen können. Dieser Fakt ist deswegen so herauszuheben, weil Alben dieser Art normalerweise die Einseitigkeit von Synthesizern meist nur unterstreichen. Hier klingt jeder Rums anders, und jeder Elektroklatscher hat seine Eigenart. Dass diese Töne auch noch politische Aussagen enthalten, macht das Album von Maya Arulpragasam, deren Vater der Gründer einer militanten Tamilengruppe auf Sri Lanka war, nur noch empfehlenswerter.
Gerüchten zufolge treibt sich M.I.A. derzeit in New York herum und hängt im Studio mit den Diplomats ab. Sogar der Meister selbst hat die junge Engländerin bereits gesichtet. Was da auf uns zukommt, ist beim besten Willen nicht zu erahnen. Bleiben wir gespannt und lassen uns bis dahin von "Arular" unsere Gehörgänge stimulieren.
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