laut.de-Kritik

Warum ist ein Tag nur elende 24 Stunden lang?

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"Hi guys, this is Mac. Thank you for joining me. See you again soon. Bye Bye", so lauten die Worte, mit denen sich Basecapträger Mac DeMarco nach elf Songs artig von seiner Zuhörerschaft verabschiedet. Bescheidenheit, die gar nicht mehr unbedingt angebracht ist. Seit seinem Debütalbum "2" von 2012 zieht der Name des Kanadiers auch in Europa immer größere Kreise.

Bis zu meiner Schreibtischkante schaffte es der 23-Jährige über die "Schuh-Plattler"-Kolumne, in der ein gewisser Laurent Brancowitz von Phoenix letztes Jahr die Platte "2" des mir völlig unbekannten Typen als die zuletzt von ihm erstandene Investition pries.

Styler wie Phoenix können ja kaum falsch liegen, was schon ihre "Kitsuné Tabloid"-Compilation von 2009 belegte. Auch bei DeMarco lag Brancowitz richtig. Im herrlich relaxten Eröffnungstrack von "2" feierte er mit humorvollen Beobachtungen den eigenen Müßiggang, und wurde daraufhin schnell zum Slacker erklärt, dessen essentiellste Lebensfrage darin besteht, ob er eine Kippe rauchen oder doch besser ein Nikotinkaugummi kauen sollte.

Ein Image, das den Songwriter scheinbar kaum stört, auch wenn er im aktuellen Titeltrack die "Salad Days", also die Tage jugendlicher Unschuld, als gezählt betrachtet. Doch nach wie vor trägt DeMarco schwer an der Last, dass ein Tag elende 24 Stunden lang ist, wenngleich er sich scheinbar fürs Kämpfen entschieden hat: "Oh Mama / acting like my life's already over / Oh Mama / act your age and try another year."

Geblieben ist DeMarcos lässiger, irgendwie zeitloser Swagger aus zurückgenommenen Gitarrenlines und unaufgeregtem Vortrag, der ihn schon in die Nähe von Indie-Heroes wie Jonathan Richman brachte. Mit dem Modern Lover aus Boston hat er neben dem Talent zum Geschichtenerzählen die Vorliebe für verschrobene Pop-Melodien gemein.

Denkt man beim Titeltrack noch an die Kinks, liefert "Chamber Of Reflection" melancholische Moog-Sentimente für schwoofige Sonnenuntergänge, wie sie auch der obskure Seelenverwandte Ariel Pink nicht besser fabrizieren könnte.

Auch ohne auf die Texte zu achten, bestärken einen DeMarcos Songs darin, sofort ein Bier zu öffnen oder gleich zum Baden zu gehen. Wäre er anstatt in Edmonton in L.A. aufgewachsen, müsste DeMarco zwangsläufig Surfer sein. Seine stets melodiösen Songs lassen bisweilen sogar Klassikerverdacht aufkommen, etwa das kunstvoll abgehangene "Blue Boy" oder der dröhnende Psychedelic-Trip "Passing Out Pieces". In "Goodbye Weekend" zwirbelt er sogar ein richtiges Gitarrensolo hinein, das trotzdem schwer erahnen lässt, wie es dieser Typ live schafft, Limp Bizkits "Break Stuff" oder Metallicas "Enter Sandman" zu covern.

Auch schwächere Momente ("Brother", "Let My Baby Stay") fallen da nicht negativ ins Gewicht. Schließlich bleiben einige Textzeilen zu seinem Lieblingsthema ewige Freizeit vs. Erwachsenwerden länger in Erinnerung: "Watching my life / passing right in front of my eyes / hell of a story / or is it boring?" Sollte "Salad Days" aus Langeweile entstanden sein, darf Mac DeMarco von mir aus gerne noch länger leiden.

Trackliste

  1. 1. Salad Days
  2. 2. Blue Boy
  3. 3. Brother
  4. 4. Let Her Go
  5. 5. Goodbye Weekend
  6. 6. Let My Baby Stay
  7. 7. Passing Out Pieces
  8. 8. Treat Her Better
  9. 9. Chamber Of Reflection
  10. 10. Go Easy
  11. 11. Jonny's Odyssey

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