laut.de-Kritik

Ein Monument der Zerstörung aus Metal und Hardcore.

Review von

Was lange währt, wird endlich wahr. Bisher galten Malevolence als eine Art ewiger Geheimtipp, ein hoch gehandeltes Phantom im Untergrund der Hardcore-Szene. Das Renommee der Insulaner lastet seit 2013 einzig auf den Schultern des acht Tracks starken Debüts "Reign Of Suffering".

Das allerdings hat mit dem bestialischen Potpourri aus Metal, Hardcore und Thrash einen bislang unberührten Nerv getroffen, der konkurrierende Genre-Geschmäcker aus den entlegensten Ecken zusammenbringt. Auch weil sie nie stumpf, sondern immer mit Technik und Groove prügeln, ist sich das moshende Volk einig: Es braucht mehr von dem Shit.

So birgt der lang ersehnte Nachschub "Self Supremacy" geradezu erlösendes Potenzial. Erstmals seit vier Jahren speist die Vorab-Single "Slave To Satisfaction" die verheißungsvollen Erwartungen mit frischem Material. Während viele eine neue Dimension der Härte und Vollgas aufs Maul gleich einer nuklearen Explosion erwarten, bauschen die Briten ihre Brutalität fein dosiert auf.

Die Nummer läuft in Slow-Motion an und entwickelt die nötige inhaltliche Tiefe, um die beklemmende Milieustudie zur Drogenrealität, zu Gewalt und perspektivlosen Schicksalen im Sheffielder Ghetto akustisch sacken zu lassen.

Martialischer als Gitarrist Konan Hall röhrt keine Sau. Seine Vocals haben etwas Hypnotisches und prägen die bleierne Schwermut der Lyrics zusätzlich. Als Kontrastprogramm dazu mimt Frontmann Alex Taylor den tollwütigen Pitbull. Einmal von der Leine gelassen, verkörpert sein brachiales Gekeife puren Hass.

Die fast schon experimentelle Aufmachung der Single sticht aus dem vorherrschenden Exekutionskommando heraus. Bis auf die instrumentale Auszeit "4AM On West Street" kratzt die Double-Bass nonstop am Tempolimit.

"Self Supremacy" oder "Trial By Fire" sind einzig darauf aus, ganze Wohnblöcke abzufackeln. Gitarrenlastig ist kein Ausdruck für die drückende Dominanz der Klampfen. Das Prinzip dahinter ist ein Dauerbrenner: Freakige Soli treffen auf breitbeiniges Riffing. Gerade in den groovigeren Parts steckt unfassbar viel Metal-Kultur auf wahnsinnig hohem technischen Niveau.

Wenn die beiden Saitenhexer ihrer Leidenschaft nachgehen, scheppert das zeitweise, als prallten Hatebreed und Lamb of God ungebremst aufeinander. Was an Beatdown-Einläufen dazwischengrätscht, macht den Stil-Mix perfekt, par Excellence in "Severed Ties" und vor allem in "Wasted Breath" zu hören. Gefühlt zwanzig verschiedene Episoden sparen keine Dramaturgie aus. Es kratzt, spuckt, tritt und prügelt aus allen Lagen.

Wie das häufig so ist mit Extremen: Sie nutzen sich schnell ab. Hinten raus verläuft sich der Wow-Effekt mitunter in Indifferenzen. Für den Hörer nicht immer leicht verdaulich, aber das war ohnehin nie ein Ansatz dieser Band. Malevolence bleiben ein Phänomen, weil sie ein Monument der Zerstörung so ausstaffieren, dass Metal und Hardcore nahtlos verschmelzen.

Trackliste

  1. 1. Self Supremacy
  2. 2. Trial By Fire
  3. 3. Severed Ties
  4. 4. Wasted Breath
  5. 5. Body Count
  6. 6. 4AM On West Street
  7. 7. Slave To Satisfaction
  8. 8. Spineless
  9. 9. True Colors
  10. 10. Outnumbered
  11. 11. Low Life

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1 Kommentar mit 3 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    wow, das ist allerdings wirklich n ziemliches brett!!! hab lang drauf gewartet, dass man mir mal wieder kompromisslos, aber immer schön rhythmisch auf die fresse gibt. hiermit passiert. lamb of god können einpacken (mögen sie in würde altern - ihr fan bleibe ich). geil auch, dass sie aus sheffield stammen, wo ich ein halbes jahr tatsächlich am rande des existenzminimums leben musste. kann die wut irgendwie nachvollziehen, empfinde trotzdem nostalgie ^^
    bin nachhaltig begeistert!

    • Vor 7 Jahren

      holt mich jetzt iwie nur semi ab, und das obwohl ich eigentlich auf diese art scheiß stehe :-(
      kennst eigentlich mara :
      https://www.youtube.com/watch?v=Z7h0EpvOdno

      oder incendiary :
      https://www.youtube.com/watch?v=zwZoaFJowmI
      ?

    • Vor 7 Jahren

      bin immer noch n post-rocker, kein watweißich-rocker-schocker :) mir gefällt mara tatsächlich (diese beschissenen schaukämpfe möge man aber bitte nicht auch noch medial unterstützen..), auch incendiary, aber ich mags dann doch lieber dezenter, zumal ich nicht aus dem hardcore-lager komme. malevolence treffen bei mir gerad nen nerv, während mich lamb of god oder machine head als groove metal-bands mit ihren letzten outputs eher langweilen und ich z.z. wenig nerv auf mathcore a la the dillinger escape hab oder nasum, trap them, nails etc. deine vorschläge merk ich mir allerdings vor!

    • Vor 7 Jahren

      jetzt wollte ich es mir gerade anhören... dann bewertet es der "post-rocker" (hiv) positiv :/ :damn: :frapp: