laut.de-Kritik

Die wenigen Wagnisse stören nur den Pop-Gedanken.

Review von

2004 erschien mit "White Turns Blue" eine Auswahl von Tracks ihrer ersten beiden Alben "Another Phase und "Mellow". Da stand sie zum ersten Mal auch hierzulande im Rampenlicht, was sie in ihrer Heimat Norwegen schon fast gewohnt ist. So richtig aus den Pötten kam die Geschichte dann aber doch nicht. Woran das lag, bleibt schleierhaft, denn eigentlich ist ihre Musik geradezu prädestiniert für den Dauereinsatz in Radio und im TV. Jetzt legt Maria Mena mit "Apparently Unaffected" nach.

"Ich hoffe jetzt, dass mein Publikum mit mir gewachsen ist und 'Apparently Unaffected' Menschen jeden Alters anspricht", so die exotisch aussehende Dame. Ihre Hoffnungen in der Hinsicht könnten durchaus berechtigt sein, denn ihre Musik klingt in der Tat nicht mehr ganz so unbedarft wie noch vor ein paar Jahren. Lediglich die Dramaturgie des Albums bleibt hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück.

"Internal Dialogue" hält genau, was der Titel verspricht, nämlich eine emotionale und nach innen gerichtete Rückschau. Die bringt Maria zwar in einer schönen melancholisch-sentimentalen Stimmung, aber doch recht zurückhaltend vor, wo man sich als Zuhörer doch wünschte, dass Maria Mena mit ihrer Musik und Stimme den Hörer am Anfang eines Albums mitreißt.

Eventuell hätte ein simples Umstellen der Trackliste schon genügt, denn mit dem flotten Uptempo-Song "Boytoy Baby" findet sich genau die Nummer im Programm, die diesen Ansprüchen genügt. Orientalisch arrangierte Streichersätze, die zwischendurch ins Stakkato wechseln, erzeugen einen wohlklingenden Kontrast zu Menas Organ und dem kinderspielplatz-artigen Na Na Na-Gesängen.

"This Bottle Of Wine" vertieft den guten Eindruck. Eine akustische Gitarre mäandert um den dezent hektischen Rhythmus herum, den zu Beginn ein nach Blechdose klingendes Schlagwerk beisteuert. Die etwas schrägeren Klangeffekte einer E-Gitarre und einer Violine sorgen für genau die Kanten, die dem Song gut tun und sich wohlig von der mainstream-lastigen Produktion abheben, die ihre vorherigen Ergüsse prägten.

In die Mainstream-Richtung tendiert wieder die erste klischeebehaftete Piano-Ballade namens "Miss You Love". Trotz angenehmer Gesangslinie unterscheidet sich der Track überhaupt nicht vom allerorten dudelnden Emotions-Kino-Einerlei. "If You'll Stay In My Past" stellt in zweierlei Hinsicht eine Ausnahmestellung dar. Der Song splittet sich in drei Teile mit jeweils knapp einer Minute Spielzeit auf. Maria nimmt sich jeweils eine Strophe und stellt sie isoliert von den anderen in die Trackliste. Lediglich sanfte Piano-Klänge begleiten Menas dahin gehauchte Zeilen, von denen jedoch nur die erste auch im Booklet Erwähnung findet. Welche tiefenpsychologischen Spitzfindigkeiten hinter dieser Praxis stehen, erschließt sich dem Hörer weder in - nicht vorhandenen - Erläuterungen, noch im Text selbst.

Trotz ihrer Pop-Ambitionen schlägt Maria Mena auch mal stilistisch über die Stränge. So fügt sie der Bridge des ansonsten eher schwachbrüstig klingenden "He's Hurting Me" eine äußerst soulig klingende Note im Walzertakt hinzu, und "These Shoes" tönt dezent noisig. Leider geht sie den letzten Schritt nicht konsequent weiter und räumt widerspenstigeren Klängen mehr Platz in ihrem Sound ein. Dem stehen nämlich Mickerspielzeiten von nicht einmal zwei Minuten gegenüber, so dass die angedachten Song-Ideen zu keiner Zeit im Mena-Kontext wirklich greifen. Solche Halbherzigkeiten stören nur den Pop-Gedanken, aber bereichern ihn nicht.

Trackliste

  1. 1. Internal Dialogue
  2. 2. This Bottle Of Wine
  3. 3. Miss You Love
  4. 4. Boytoy Baby
  5. 5. If You'll Stay In My Past
  6. 6. He's Hurting Me
  7. 7. Just Hold Me
  8. 8. Long Time Coming
  9. 9. If You'll Stay In My Past (Part 2)
  10. 10. Nevermind Me
  11. 11. These Shoes
  12. 12. Our Battles
  13. 13. Calm Under The Waves
  14. 14. If You'll Stay In My Past (Part 3)

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LAUT.DE-PORTRÄT Maria Mena

Maria Men stammt - auch wenn sie nicht unbedingt danach aussieht - aus Norwegen. Als Tochter des Profi-Schlagzeugers Charles Mena kommt sie 1986 in Oslo …

2 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Was hat sich der Autor wohl beim rezensieren von "Apparently Unaffected" gedacht? Ich für meinen Teil werde den Eindruck auch beim zweiten Lesen seiner Kritik nicht los, dass er entweder etwas auf den Ohren hat oder Musik nur nach Schubladen-Denken beurteilt. Zugegeben, Kritiken sind immer etwas Subjektives. Sätze wie „Solche Halbherzigkeiten stören nur den Pop-Gedanken, aber bereichern ihn nicht.“ scheinen meine Vermutung jedoch zu bestätigen. Denn da, wo sich interessierte Hörer freuen, dass ein Künstler, respektive Künstlerin, Grenzen seines/ihres Genres durchbricht, scheint er enttäuscht zu sein, dass ein einmal angefangener Weg nicht ohne Umwege weiter gegangen wird. Man könnte glauben, Maria Mena war schon vorm Durchhören von "Apparently Unaffected" für Alexander Cordas in einer Schublade gelandet, in die sie eigentlich nicht gehört. Sicher, Popmusik aus Europa ist nicht automatisch deshalb gut, weil sie sich vom bekannten Einheitsbrei aus dem Hause Bohlen unterscheidet. Aber eine Wertung von lediglich zwei Punkten für eine derartig abwechslungsreiche und trotzdem eingängige CD abzugeben grenzt an Unvermögen. Und zwar aus folgenden Gründen:

    Sicherlich liegt der Fokus von "Apparently Unaffected" auf der nahezu einmaligen Klangfarbe von Mena`s Stimme. Ausgerüstet mit derart stimmlicher Einmaligkeit könnte sie jedem Biedermann Stück einen gewissen Tiefgang verleihen. Gegen den Eindruck der Eintönigkeit wehrt sich die junge Nord-Europäerin in Songs wie „The Bottle of Wine“. Würde man nur dieses Stück kennen, man müsste kein Musikexperte sein um sich zu fragen, ob die Dame überhaupt singen kann. Irgendwie hört sie sich an, als wären ihre Mandeln geschwollen. Die hohen Töne und die „Ah“ und „Oh“’s sind schräg, kein Zweifel. So schräg, dass man sie von denen anderer Sängerinnen ohne Probleme unterscheiden kann. Und genau das ist es auch, was die Scheibe von vielen anderen unterscheidet: Maria Mena hat einen unbestreitbaren Wiedererkennungswert in ihrer Stimme. Und nicht nur dort.

    Wer Mena jedoch – wie ich – schon einmal live bewundern durfte weiß, dass die junge Frau durchaus singen kann. Wie sonst wäre zu erklären, dass sie die Töne auf der Bühne genauso schräg singt wie auf Platte? Man hört nahezu keinen Unterschied gegenüber der Studioproduktion. Wenn das keine Leistung ist...

    Zustimmen kann ich dem Autor in seiner Bewertung bezüglich "Boytoy Baby". Spätestens die Nummer macht wirklich wach. Die Streicher stürzen auf erwähnenswerte Weise von einer Gangart in die andere. Und auch die Art, wie Fräulein Mena sich im Text als Frau darstellt, die genau weiß, was sie will und sich dieses durchaus zu nehmen weiß, ist durchaus sympathisch. Hat durchaus etwas kokettes an sich und passt durchaus zur Lolita-Optik der Künstlerin. Natürlich könnte man auch hier von Berechnung sprechen. Allerdings im positiven Sinne.

    Apropos Text: Leider geht Herr Cordas mit keinem einzigen Wort auf die Texte ein. Entweder versteht er kein Englisch (was für einen Kritiker fatal ist) oder sie erschienen ihm nicht erwähnenswert (was für einen Kritiker tödlich sein sollte). Sicher, hier wird das Rad auch textlich nicht neu erfunden. Solange sich allerdings Perlen wie
    „I understand
    ”Your need to switch the roles around
    And despise me for the
    Fact that we didn't last
    And I'll be your punching bag
    If you'll stay in my past.”
    oder “But if I wanted silence
    I would whisper
    And if I wanted loneliness
    I'd choose to go
    And if i liked rejection
    I'd audition
    And if I didn't love you
    You would know” (aus “Just Hold Me”)
    finden lassen, tut es der Unterhaltung keinen Abruch, wenn ordentlich in die Pathos-Kiste gegriffen wird.

    Es ist nicht sonderlich einleuchtend, warum ein derart gutes Stück wie „If You Stay In My Past“ dreigeteilt auf einem Album erscheint. In den Augen des Kritikers jedoch scheint das nicht nur nicht einleuchtend, man könnte meinen, er empfindet es als unerhört. Zumal nicht einmal eine Erklärung der Plattenfirma beigefügt wurde. Dazu kann man nur sagen, dass Kunst – selbst wenn es bemühte ist – nicht immer Erklärungen liefern muss. Manchmal genügt es einfach, seine Phantasie zum Einsatz bringen.

    Maria Mena ist mit "Apparently Unaffected" sicher kein Meilenstein der modernen Popmusik gelungen. Dafür lässt sich an zu vielen Stellen – wie beispielsweise bei „Miss You Love“ oder „Calm Under The Waves“ - das Kalkül der Produzenten heraus hören. Trotzdem muss man die Bemühungen einer ambitionierten und wirklich guten Live-Performerin anerkennen. Mena hat sicher nicht die beste Stimme, dafür aber eine der prägnantesten. Die abwechslungsreiche Produktion und überwiegend recht gute Texte reichen für mich für vier Punkte, also ein wirklich gutes Album. Bedenkt man, dass die junge Dame erst Anfang zwanzig ist, so darf ich berechtigte Hoffnungen haben, dass ich beim nächsten (oder übernächsten) Album volle Punktzahl geben darf.

  • Vor 17 Jahren

    Was hat sich der Autor wohl beim rezensieren von "Apparently Unaffected" gedacht? Ich für meinen Teil werde den Eindruck auch beim zweiten Lesen seiner Kritik nicht los, dass er entweder etwas auf den Ohren hat oder Musik nur nach Schubladen-Denken beurteilt. Zugegeben, Kritiken sind immer etwas Subjektives.

    Sätze wie „Solche Halbherzigkeiten stören nur den Pop-Gedanken, aber bereichern ihn nicht.“ scheinen meine Vermutung jedoch zu bestätigen. Denn da, wo sich interessierte Hörer freuen, wenn ein Künstler, respektive Künstlerin, Grenzen seines/ihres Genres durchbricht, scheint er enttäuscht zu sein, dass ein einmal angefangener Weg nicht ohne Umwege weiter gegangen wird. Man könnte glauben, Maria Mena sei schon vorm Durchhören von "Apparently Unaffected" für Alexander Cordas in einer Schublade gelandet, in die sie eigentlich nicht gehört.

    Sicher, Popmusik aus Europa ist nicht automatisch deshalb gut, weil sie sich vom bekannten Einheitsbrei aus dem Hause Bohlen unterscheidet. Aber eine Wertung von lediglich zwei Punkten für eine derartig abwechslungsreiche und trotzdem eingängige CD abzugeben grenzt an Unvermögen. Und zwar aus folgenden Gründen:

    Sicherlich liegt der Fokus von "Apparently Unaffected" auf der nahezu einmaligen Klangfarbe von Mena`s Stimme. Ausgerüstet mit derart stimmlicher Einmaligkeit könnte sie jedem Biedermann Stück einen gewissen Tiefgang verleihen. Gegen den Eindruck der Eintönigkeit wehrt sich die junge Nord-Europäerin recht früh in Songs wie „The Bottle of Wine“. Würde man jedoch nur dieses Stück kennen, man müsste kein Musikexperte sein um sich zu fragen, ob die Dame überhaupt singen kann. Irgendwie hört sie sich an, als stünde sie mit Fieber und geschwollenen Mandeln im Studio. Die hohen Töne, die „Ah“ und „Oh“’s sind schräg, kein Zweifel. So schräg, dass man sie von denen anderer Sängerinnen ohne Probleme unterscheiden kann. Und genau das ist es auch, was die aktuelle Mena Scheibe von vielen anderen unterscheidet: Maria Mena hat einen unbestreitbaren Wiedererkennungswert in ihrer Stimme. Und nicht nur dort.

    Wer Mena jedoch – wie ich – schon einmal live bewundern durfte weiß, dass die junge Frau durchaus singen kann. Wie sonst wäre zu erklären, dass sie die Töne auf der Bühne genauso schräg singt wie auf Platte? Man hört nahezu keinen Unterschied gegenüber der Studioproduktion. Wenn das keine Leistung ist...

    Zustimmen kann ich dem Autor in seiner Bewertung bezüglich "Boytoy Baby". Spätestens die Nummer macht wirklich wach. Die Streicher stürzen auf erwähnenswerte Weise von einer Gangart in die andere. Und auch die Art, wie Fräulein Mena sich im Text als Frau darstellt, die nicht nur genau weiß, was sie will, sondern es sich auch nimmt, ist durchaus sympathisch. Irgnedwie kokett passt das durchaus zur Lolita-Optik der Künstlerin.
    Natürlich könnte man auch hier von Berechnung sprechen. Allerdings im positiven Sinne.

    Apropos Text: Leider geht Herr Cordas mit keinem einzigen Wort auf die Texte ein. Entweder versteht er kein Englisch (was für einen Kritiker fatal ist) oder sie erschienen ihm nicht erwähnenswert (was für einen Kritiker tödlich sein sollte). Sicher, hier wird das Rad auch textlich nicht neu erfunden. Solange sich allerdings Perlen wie
    „I understand
    ”Your need to switch the roles around
    And despise me for the
    Fact that we didn't last
    And I'll be your punching bag
    If you'll stay in my past.”

    oder

    “But if I wanted silence
    I would whisper
    And if I wanted loneliness
    I'd choose to go
    And if i liked rejection
    I'd audition
    And if I didn't love you
    You would know” (aus “Just Hold Me”)
    finden lassen, tut es der Unterhaltung keinen Abruch, wenn ordentlich in die Pathos-Kiste gegriffen wird.

    Es ist tatsächlich nicht sonderlich einleuchtend, warum ein derart gutes Stück wie „If You Stay In My Past“ dreigeteilt auf einem Album erscheint. FÜr den Kritiker ist dies scheinbar nicht nur nicht einleuchtend, man könnte meinen, er empfindet es als unerhört. Zumal nicht einmal eine Erklärung der Plattenfirma beigefügt wurde. Unerhört, sowas.

    Dazu lässt sich sagen, dass Kunst – selbst wenn es bemühte ist – nicht immer Erklärungen liefern muss. Manchmal genügt es einfach, seine Phantasie zum Einsatz bringen.

    Maria Mena ist mit "Apparently Unaffected" sicher kein Meilenstein der modernen Popmusik gelungen. Dafür lässt sich an zu vielen Stellen – wie beispielsweise bei „Miss You Love“ oder „Calm Under The Waves“ - das Kalkül der Produzenten heraus hören. Trotzdem muss man die Bemühungen einer ambitionierten und wirklich guten Live-Performerin anerkennen. Mena hat sicher nicht die beste Stimme, dafür aber eine der prägnantesten. Die abwechslungsreiche Produktion und überwiegend recht gute Texte reichen für mich für vier Punkte, also ein wirklich gutes Album. Bedenkt man, dass die junge Dame erst Anfang zwanzig ist, so darf ich berechtigte Hoffnungen haben, dass ich beim nächsten (oder übernächsten) Album volle Punktzahl geben darf.