laut.de-Kritik
Es wird gejammert und geheult. Und zwar ohne Ende.
Review von Kai ButterweckMaria Mena verfügt über ein ziemlich abgefahrenes Organ. Es gibt wohl nur wenige Sängerinnen, die in der Lage sind, einem Ton innerhalb einer Sekunde gefühlte 100 Tritte in die unterschiedlichsten Richtungen zu geben. Maria Mena kann das. Das Dumme ist nur, dass die Norwegerin mit ihrer zweifellos einzigartigen Fähigkeit immer wieder gerne übers Ziel hinaus schießt. Auf ihrem neuen Album "Growing Pains" setzen sich nur wenige Songs gegen überbordende emotionale Plusterattacken zur Wehr.
Meist halten reduziert arrangierte Strophen erfolgreich dagegen. So kann sich die Sängerin in dem Song "The Baby" erst zum Refrain hin, und mit Hilfe einsetzender Drums in Gesangswelten beamen, vor denen selbst die traurigsten Herzschmerzpatienten dieser Welt zurückschrecken. In der Welt, in der Maria Mena ihr Leid und ihren Schmerz nach außen kehrt, schleicht man auf ausgebreiteten triefend nassen Taschentüchern so lange geradeaus, bis ein Ozean aus Tränen jeden Keim der Hoffnung auf Besserung in die Tiefe zerrt.
"I Don't Wanna See You With Her" ist ein weiterer Kandidat, der erst zum Refrain hin kapituliert. Vorher kann eine einfühlsame Pianomelodie den überbordenden Plüsch im Zaum halten. Aber Marias Schmerz ist einfach zu groß. Schuld daran ist eine gescheiterte Ehe, von der sich die Skandinavierin scheinbar noch nicht so richtig erholt hat. Es wird gejammert und geheult. Und zwar ohne Ende.
Der ungewohnte, zum Grundthema des Albums allerdings perfekt passende Klangteppich aus zarten Beats, seichten elektronischen Farbtupfern und melancholischen Pianoläufen hat keine Chance sich zu entfalten. Permanent haut die verheulte Verantwortliche mit der Emotionskeule drauf ("Good God", "Confess!", "Bend Till I Break").
Und macht sich dann doch einmal ein luftiger Hauch Lebensmut auf den Weg ("Good And Bad"), steht Maria Mena bereits mit aufgeblasenen Wangen parat. Keine fröhlichen Harmonien, und schon gar keine tanzbaren Beats: An Marias Herzeleid kommt niemand vorbei. Punkt. Spätestens seit heute ist mir klar: Komme was da wolle, ich lasse mich niemals scheiden. Herrje, was für ein Leid.
4 Kommentare mit 10 Antworten
Irgendwie würde ich der Frau Mena so gerne helfen. Kann ich ihr auf Facebook nicht ein paar tröstende Worte überbringen?
https://www.facebook.com/mariamenaofficial/
rest liegt in deiner hand
♥
Vielleicht kann ich sie mal auf 'nen Glühwein überreden.
welche frau in not könnte da nein sagen ?
Und bald ist eh Weihnachten. Und Heiligabend alleine zu sein ist immer ein Drama. Außerdem friert man in Oslo.
Offenbar weilt die Dame in Hannover; also deine Chance, dich an sie ranzukuscheln und ihr zärtlich "jeg lengter etter deg" ins Ohr zu flüstern. Vielleicht trägt sie dich ja nach Valhalla...
Komm leider heute nicht mehr nach Hannover, aber wenn sie in Berlin ist, stehe ich natürlich bereit. Aber Odin wird uns beistehen.
Fand die Ute schon auf dem gemeinsamen Album mit Robot Koch unerträglich.
Der Pegel ist zwar immer noch auf Anschlag, trotzdem hab ich mittlerweile in meinen Archiven gestöbert und dabei herausgefunden, dass die Ute vom Robot Koch Album Graciela Maria heißt. Naja, fast das Selbe.
Erstdurchlauf. Es ist wirklich ein resignierender Schlund menschlichen Schmerzes. Ein unfassbares Tal der Tränen. Ich muss zu Hilfe eilen.
Nur deine starken Arme können ihr jetzt helfen
Niemand leidet so schön wie Maria Mena - außer vielleicht Lykke Li.
Boah, nee, nicht die Heulboje. Dann lieber Maria Mena.