laut.de-Kritik
Das sind keine Schnulzen, sondern melancholische Schönheiten!
Review von Jasmin LützIn den 80ern war Dirk Darmstädter Frontmann der famosen Jeremy Days, in den 90ern Mitbegründer des Hamburger Label Tapete Records und im neuen Jahrtausend Country-Blues Sänger zusammen mit Bernd Begemann. Des weiteren natürlich Sänger und Komponist, Gitarrist und Keyboarder von Me and Cassity. "Between Wake And Sleep" ist nun schon der dritte Longplayer und wieder ein Beweis dafür, dass Dirk Darmstädter ein Visionär der feinen, ehrlichen Popmusik ist, was leider in manchen Köpfen immer noch nicht angekommen ist.
Die Platte fängt gewohnt Darmstädter-stimmungsvoll an. "Let The Music Be" lädt dich zu einer Reise in die smarte Welt der Gitarren-Hymnen ein. Bei "Smoke" beweist Dirk erneut, dass man mit Akustik-Klampfe rocken kann. Also, bitte weiter rauchen. In meinem Bekanntenkreis gibt es ja viele, die es nicht verstehen, dass ich auf die Jeremy Days stehe und mir dann auch noch die Schnulzen von Me and Cassity reinziehe. Tja, Jungs und Mädels. Erstens sind das keine Schnulzen, sondern melancholische Schönheiten, und zweitens muss es nicht immer Punkrock sein! Für wunderbare Popmusik war und bin ich immer noch zu haben, und kein Mensch hat behauptet, dass Dirk Darmstädter die Popmusik neu erfunden hat. Seinen Horizont sollte man ruhig öfter mal lüften und ein wenig erweitern. Sei es in einer "Small World" oder beim "Walking With Your Shoes Tied Together". Und alles wird noch schöner, wenn die Sonne hinter den Wolken verschwindet und dich jemand in kalifornischer Manier "Sunflower" nennt. Der Tag dürfte nie zu Ende gehen. Seufz.
"Fade Out Songs" schüttelt deine Sinne wieder wach und schreit erneut nach "Top Of The Pops". Ich glaube, wenn man Herrn Darmstädter mal nach seinem Lieblingswort fragen würde, dann wäre das "YEAH"! Kommt auch kaum ein anderer Künstler dran, der diesen Ausruf mit so viel Überzeugung ins Mikro pustet. "Someone To Take Me Home", das wünsche ich mir zur Zeit auch ständig. Vor allem, wenn man abends in seiner Lieblings Höllenkneipe sitzt und in den frühen Morgenstunden Schnitzel und Sekt auf Eis zu sich nimmt. Spätestens dann sollte man sich Sorgen machen.
Aber um Me And Cassity mache ich mir keine Sorgen. Mit diesem Album gibt der smarte Pilzkopf mal wieder beste musikalische Unterhaltung. Poppige Mitsing-Stücke, die auch ruhig mal dahin schmelzen dürfen, um dann wieder mächtig die Köpfe wackeln zulassen. Die Fender Catalina Akustikgitarre begleitet ihn dabei wie ein treuer Hund, die beiden sind hoffentlich auch in Zukunft unzertrennlich.
Wer auf ein gepflegtes Aussehen, wunderbare Popmusik und ein charmantes Lächeln steht, der sollte Me and Cassity auch live nicht verpassen. Und wenn einem die Sonne aus dem Arsch scheint, also man ganz viel Glück hat, dann gibt es vielleicht sogar noch einen guten, alten Jeremy Days-Hit zu hören oder die großartige Coverversion von Ryan Adams "Come Pick Me Up": "Take me out, Fuck me up, Steal my records. Screw all my friends, They're all full of shit, with a smile on your face, And then do it again …". YEAH!
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