Porträt

laut.de-Biographie

Meat Beat Manifesto

Das britische Band Meat Beat Manifesto darf als die wohl untypischste Industrial-Formation der 90er Jahre gelten. In Ehren gehalten von Trent Reznor, Björk, Aphex Twin oder Front 242 entsprechen Jack Dangers und Jonny Stephens mit ihren ungewöhnlich tanzbaren Sounds nie dem finsteren Klischeebild Krach machender Musiker, wie es Throbbing Gristle Mitte der 70er Jahre in die Welt setzten. Vielmehr fühlen sie sich zuerst in der Post-Acid-Szene im Vereinten Königreich zu Hause und finden später in der Polit-Pop-Szene von San Francisco, die sich um Bands wie Disposable Heroes Of Hiphoprisy und Consolidated formiert, eine neue Heimat.

Meat Beat Manifesto - ... In Dub Aktuelles Album
Meat Beat Manifesto ... In Dub
Da klingt viel Seele und Wärme in den Basslines.

Dangers, der 1967 in Swindon unter dem bürgerlichen Namen John Corrigan zur Welt kommt, und Jonny Stephens spielen Mitte der 80er in der Popband Perennial Divide zusammen und gründen als ein Seitenprojekt 1987 Meat Beat Manifesto. Gleich mit den ersten beiden Releases, "I Got The Fear" und "Strap Down" erfreuen sie Kritiker und Musikbegeisterte gleichermaßen. Durch einen Zufall landen die experimentellen Dancetracks beim amerikanischen Label Wax Trax!, wo ansonsten eher harte Kost von Ministry, KMFDM, Coil oder Ex-Cabaret Voltaire Mastermind Richard H. Kirk verlegt wird. Und schon haftet den Briten das Image an, eine veritable Industrialband zu sein.

Im folgenden Jahr veröffentlichen Meat Beat Manifesto ihren ersten Longplayer "Storm The Studio", der die mal dubbige, mal noisige Sampleaffinität des Duos einem neuen Höhepunkt entgegen führt und ihre Qualitäten auf den Punkt bringt: neben den vier Tracks des Albums sind gleichzeitig noch jeweils drei Remixe enthalten. Damit ist das Territorium, auf dem sich Meat Beat Manifesto zukünftig bewegen, werden bereits abgesteckt. Björk vertraut "Hyperreal" genauso den feinen Händen des Duos an, wie die Nine Inch Nails ihren Song "The Perfect Drug" oder The Shamen ihre Rave-Hymne "Ebeneezer Goode".

1992 kehren die inzwischen in San Francisco wohnhaften Meat Beat Manifesto Wax Trax Records den Rücken und wechseln zum Major Elektra, wo mit "Satyricon" der Nachfolger zum 1990er Album "99%" erscheint. Gleichzeitig bringt Wax Trax altes Material aus der "Storm The Studio"-Zeit unter dem Titel "Armed Audio Warfare" auf den Markt. Die jetzt aufblühende Technoszene entdeckt in Meat Beat Manifesto einen ihrer wichtigsten Bezugspunkte. Auftritte an der Seite von Orbital festigen den Ruf von Stephens und Dangers als einer der wegweisendsten Electronic-Acts der Insel.

Ab Mitte der 90er verdient Jack Dangers seine Brötchen in erster Linie als Remixer unter anderem für Björk, Nine Inch Nails oder The Young Gods. Elektroniktüftler wie Aphex Twin halten große Stücke auf Meat Beat Manifesto, genauso wie eine ganze Reihe namhafter Trip Hop und Drum'n'Bass-Acts. Etwa zur selben Zeit gründet Dangers, der von nun an der einzige Kopf hinter Meat Beat Manifesto ist, mit Ben Stokes aka DHS das Label Tino Corp., wo er im neuen Millenium mit den beiden Soloalben "Hello Friends!" und "Varaciones Espectrales" seiner ungebremsten Experimentierfreude freien Lauf lässt.

2004 meldet er sich aus Kalifornien mit "... In Dub" zurück. Der Name ist hier Programm. Tiefe Basslines und poppige Melodien legen die krachige Vergangenheit endgültig ad acta. Stattdessen profiliert sich Jack Dangers auf einem Terrain, das Englands Elektro-Götter Leftfield erst kurz zuvor geräumt haben. 2005 erscheint mit "At The Center" eine Kollaboration zwischen MBM und den Jazz-Musikern Peter Gordon, Dave King und Craig Taborn.

Alben

Meat Beat Manifesto - ... In Dub: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2004 ... In Dub

Kritik von Daniel Straub

Da klingt viel Seele und Wärme in den Basslines. (0 Kommentare)

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  • MBM Web

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