laut.de-Kritik
Eine europäische Lady Gaga?
Review von Katja ScherleWer in den vergangenen drei Jahren in die lokale Disco ging, bekam einen Trend in der Tanzmusik mit, der wieder die guten alten grauenhaften Neunziger aufleben lässt. Nach einer Renaissance des Akustischen bewegt man sich jetzt wieder gerne zu am Computer produzierten, teils in ihrer Künstlichkeit kaum zu überbietenden Stücken. Dazu sagte man einst: Eurodance.
Heute gibt man sich gleichwohl moderner, nicht mehr so übertrieben bunt, dafür stylisher mit Retro-Charme. Wer elektronische Musik macht, will oft wie angesagter New Yorker DJs aussehen, der nach einer langen Nacht erschöpft aber glücklich ans Tageslicht tritt.
So soll wohl Medina wirken. Nach dem ersten, eher R'n'B-lastigen Album wird nun offenbar der Versuch gestartet, eine europäische Lady Gaga an den Start zu bringen - gleichwohl in etwas gemäßigter, etwas weniger provokanter Version.
Aber sie verkörpert ebenso wie die blonde Amerikanerin einen Frauentyp, der nicht dem hopsenden und sich ordinär windenden R'n'B-Mäuschen entspricht. Medina trägt Body, zeigt starke Schultern, auffälligen Schmuck, natürlich Bob und hat gar den typisch Germanotta'schen Schlafzimmerblick drauf.
"Welcome To Medina" heißt der erste Titel – doch so richtig heimelig will es in ihrem Reich nicht werden - gerade weil es einem schon so bekannt vorkommt. Nicht nur die Ausstattung – auch musikalisch bringt der Longplayer kaum Neues. Wer die Nummer "You & I" kennt, kennt den Rest.
"I make it for you like a stripper" – mit eindeutigen Angeboten, aber nicht sofort gefälliger Melodie eifert sie der großen Schwester aus den USA nach. Von der Produktion her klingt das Stück aber nicht sonderlich anders als besagte Single.
Auch "Lonely" zitiert "You & I" – eben nur zwei Stücke weiter. Wieder zwei Tracks später meint man schon wieder "You & I" zu hören, die Nummer heißt aber "In Your Arms". Mal ist es der Text, mal ist es die Melodie, die immer wieder um die Single kreisen, oder zumindest. bleibt Instrumentierung ähnlich: starke Synthie-Bässe, reduzierte Drums, immerhin öfters interessante Melodien.
Und so wird spätestens bei "6 am" klar, wo "Welcome To Medina" hinwill: eben des Nachtens in die Clubs ("So what, I'm dancing on my own"Addiction" zum Beispiel könnte auch von David Guetta stammen. Ob es allerdings für die New Yorker Clubs reicht, bleibt zweifelhaft.
Langsame Tracks wie "Execute Me" oder "The One" sind allzu vorhersehbar: Natürlich geht es um große Gefühle, doch Letzterer wird in dieser einfallslosen Trägheit nicht mal einer Pur-Ballade von 1996 gerecht.
"Welcome To Medina" hat auf den Tanzflächen seine Berechtigung - und auf langen Autobahnfahrten: Ob in der Disse oder auf der A81, die Schlichtheit der Produktion sowie die stetige Wiederholung der eigenen Versatzstücke funktionieren dort gleichermaßen. Vielleicht hätte eine stärker akustisch orientierte Produktion die Halbwertszeit mancher schöner Melodie auf dem Album verlängert.
7 Kommentare
fuck, die sieht ja auf dem cover einfach mal genau aus wie gaga^^
Nur mehr nach Magersucht^^.
Hmm... Also hier in Dänemark ist sie ein absoluter Star. Kein Abend ohne nicht mindestens 2 Lieder von ihr.
Kann man drüber streiten xD
mag so alles stimmen, aber es wird bei dem dauernden gaga vergleichen übersehen, dass madina ihren schwerpunkt ganz anders als sie nicht auf exaltiertheit sondern eher auf melancholie setzt und das, meiner meinung nach, ihr erkennungsmerkmal ist. sie macht zwar sehr simple, immer das selbe muster widerholende, dennoch sehr emotionale lieder, die durch ihre stimme und die art, wie sie diese benutzt, noch stärker wirken.
und damit ist sie schon so etwas wie ein trademark und etwas neues auf den tanzflächen. die songs in und über die clubs waren meistens eher positiv geprägt, diese vermeintliche textlastigkeit und emotionalität bildet einen widerpsruch und macht das das interesse an medina aus.
@Frane (« mag so alles stimmen, aber es wird bei dem dauernden gaga vergleichen übersehen, dass madina ihren schwerpunkt ganz anders als sie nicht auf exaltiertheit sondern eher auf melancholie setzt und das, meiner meinung nach, ihr erkennungsmerkmal ist. sie macht zwar sehr simple, immer das selbe muster widerholende, dennoch sehr emotionale lieder, die durch ihre stimme und die art, wie sie diese benutzt, noch stärker wirken.
und damit ist sie schon so etwas wie ein trademark und etwas neues auf den tanzflächen. die songs in und über die clubs waren meistens eher positiv geprägt, diese vermeintliche textlastigkeit und emotionalität bildet einen widerpsruch und macht das das interesse an medina aus. »):
Hi Frane, schön mal wieder was von dir zu lesen.
Ich schließ mich teilweise Frane an. Du hast recht , wenn du sagst dass Medina ihre Werte mehr auf melancholie setzt und das find ich genauso gut .
Anders als lady gaga , die sich dem alten "sex sells" bedient, hat medina etwas mystisches. Dieser ständige gaga vergleich nervt ! Seid doch bitte etwas kreativer (zu laut.de) wenn ihr einen Künstler bewertet und hört euch bitte die Platten öfters an : Manche Platten brauchen einfach länger um wirken zu können. "Welcome to Medina" ist eine davon. Allerdings gibt es auch wenige aber trotzdem vorhandene Nervsongs z.B Gutter , denn dort merkt man das etwas mehr kreativität den lyrics nicht geschadet hätte . Positiv anzumerken dagegen sind welcome to medina, the one, 6am und selfish.
Grüße ,der mysteriöse Kritikenschreiberling