laut.de-Kritik

Ein Tribut auf Augenhöhe.

Review von

Traurig, dass Meshell Ndegeocello immer noch mit den Künstlern beworben wird, mit denen sie bereits gearbeitet hat. Partner wie Prince, Madonna, David Bowie und die Rolling Stones versprechen eben Aufmerksamkeit. Nun scheint sie ganz verschwinden zu wollen, denn ihr neues Album wird von einem einzigen Namen überstrahlt: Nina Simone.

Auf "Pour Une Ame Souveraine: A Dedication To Nina Simone" covert die Sängerin und Bassistin mit Hilfe von Sinéad O'Connor, Toshi Reagon, Lizz Wright und anderen Kollegen vierzehn Songs der Jazz- und Blues-Legende. Den Gästen Valerie June und Cody ChesnuTT überlässt sie in "Be My Husband" und dem beachtlichen "To Be Young, Gifted And Black" den Gesang komplett.

Dabei wird der in nur zehn Tagen aufgenommene Longplayer von vielen Fragen überschattet. Wie oft kann man das "House Of The Rising Sun" noch spielen, bis es endgültig in sich zusammen fällt? Braucht man wirklich noch neue Versionen der ausgelutschten "Suzanne" und "Feeling Good"? Doch mit ihrem rauen und trockenen Sound, den sich Ndegocello auf "Devil's Halo" und "Weather" zu eigen gemacht hat, haucht sie den zum Teil arg abgedroschenen Liedern noch einmal ein letztes Leben ein.

Der Opener "Please Don't Let Me Be Misunderstood" gibt die Richtung vor. Minimalistisch und geradezu perfekt vom Gitarristen Chris Bruce arrangiert, legt sich der Klassiker um die melancholische und zerbrechliche Stimme Ndegeocellos. Ihr knarzender und murrender Bass rundet die gelungene Interpretation ab.

In "Don't Take All Night" stehen sich Sinéad O'Connor und Meshell Ndegeocello wie zwei Enden einer Skala gegenüber. Auf der einen Seite die klare Sinéad, frisch wie eine irische Wiese, auf der anderen die dunkle und buhlerische Meshell. Gemeinsam geben sie dem Track, der ebenso wie "Please Don't Let Me Be Misunderstood" aus der Feder von Bennie Benjamin und Sol Marcus stammt, einen einzigartigen verwunschenen Wesenszug.

Doch all dies steckt "Black Is The Color Of My True Loves Hair" mit Valerie June fast nebenbei in die Tasche. An Intimität kaum zu überbieten, wispern die beiden Sängerinnen zu einem kargen Soundkosmos aus E-Piano, Bass und Schlagzeug. Der Evergreen wird über verzögerten, fast Trip Hop-artigen Beats, ganz ihr eigen.

Meshell Ndegeocello stemmt ein Nina Simone-Tribut, ohne an Größe und Glanz des Vorbilds zu zerbrechen. Sie ist weit davon entfernt, hinter all den anfangs genannten Namen zu verblassen, auch wenn sie bedauerlicherweise niemals dieselbe Aufmerksamkeit erhalten wird. "Pour Une Ame Souveraine: A Dedication To Nina Simone" ist ein ehrliches und ungeschminktes Cover-Album, dem ein wenig mehr Mut bei der Zusammenstellung der Tracklist gutgetan hätte.

Trackliste

  1. 1. Please Don't Let Me Be Misunderstood
  2. 2. Suzanne
  3. 3. Real Real (Feat. Toshi Reagon)
  4. 4. House Of The Rising Sun (Feat. Toshi Reagon)
  5. 5. Turn Me On
  6. 6. Feeling Good
  7. 7. Don't Take All Night (Feat. Sinead O'Connor)
  8. 8. Nobody's Fault But Mine (Feat. Lizz Wright)
  9. 9. Be My Husband (Feat. Valerie June)
  10. 10. Black Is The Color Of My True Loves Hair (Feat. Valerie June)
  11. 11. See Line Woman (Feat. Tracy Wannomae)
  12. 12. Either Way I Lose
  13. 13. To Be Young, Gifted And Black (Feat. Cody Chesnutt)
  14. 14. Four Women

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