laut.de-Kritik

Eine Sparnummer von einem Album mit zu viel Leerlauf.

Review von

Herrjeh. Ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, mit wie viel Elan Metal Church diese x-te Reunion betreiben. So sehr ich schon seit Jahren für die Rückkehr von Sänger Mike Howe plädiert habe und so sehr ich mich nun über dessen tatsächliches Wiederauftauchen freue - "XI" ist leider weder der notwendige, noch der erhoffte Paukenschlag geworden.

Dabei geht es mit flotten "Reset" und dem ebenfalls genialen "Killing Your Time" eigentlich erstklassig los. Kurt Vanderhoof schüttelt ein paar starke Riffs aus dem Ärmel und die schneidende, unglaublich prägnante Stimme von Mike Howe setzt ein paar Melodien darüber, die zumindest mir eine erstklassige Gänsehaut verpassen. Bei den beiden Songs passt tatsächlich noch fast alles. Vom Aufbau, der Steigerung zum Refrain, bis hin zum - jaja, ich wiederhole mich - genialen Gesang.

Dann scheinen sie sich allerdings irgendwo den "St. Anger"-Virus eingefangen zu haben, denn es folgen mit "Signal Path" und "Sky Falls In" zwei überlange Songs, deren qualitativer Inhalt sich nach drei Minuten erschöpft. Auch auf die Gefahr hin auf den 'früher-war-alles-besser'-Zug aufzuspringen, aber was da an den Drums programmiert wurde, ist gerade mal ordentlich. Keine Ahnung, ob Jeff Plate live aus den Songs mehr rausholt, aber Kirk Arrington war und ist für meinen Geschmack der bessere Drummer.

Gleiches muss ich etwas über die maximal durchschnittliche Leadgitarrenarbeit sagen. Auch da war John Marshall einfach der bessere Mann für den Job. Aber zurück zu den Songs: Überzeugt das düstere "No Tomorrow" noch mit toller Bridge und Refrain, klingt der erste Longtrack erschreckend altbacken und beliebig. Das Solo im Mittelteil ist kaum haltbar und so überragend ist der Drumroll vor dem dem letzten Refrains wirklich nicht, dass man ihn so in die Länge ziehen müsste.

"Sky Fall In" macht mit dem für Metal Church fast schon typischen Boogie-Rhythmus zunächst richtig Laune und wäre mit der Hälfte der Zeit auch eine gelungene Nummer. Allerdings gibt es hier viel zu viel Leerlauf, der weder für Stimmungsaufbau, noch für griffige Melodien oder Riffs genutzt wird. Und für dieses erbärmliche Solo, wenn man es überhaupt so nennen will, hätte man früher vom Tontechniker noch die Fresse voll bekommen.

Auch wen es mit "Needle & Suture" und "Soul Eating Machine" immer wieder kleine Lichtblicke gibt, bleibt der Rest des Album weit hinter den Erwartungen zurück. So blubbert "Shadow" lediglich vor sich hin, ohne irgendwelche Akzente zu setzen und auch "Blow Your Mind" lässt sich ordentlich viel Zeit, um auf den Punkt zu kommen. Schon klar, dass man Übersongs wie "Wastelands" oder "Watch The Children Pray" nicht so locker aus der Hüfte schießt, aber von einer Band wie Metal Church erwarte ich einfach mehr.

So langsam muss man sich leider fragen, ob auch ein Kurt Vanderhoof sein Pulver verschossen hat und sich lieber mal auf zehn echt starke Songs konzentrieren sollte, anstatt unzählige Projekte zu machen. Und mal im Ernst: das Coverartwork ist auch ne ganz klare Sparnummer geworden. Das bekommt man mit jeden Smartphone mittlerweile besser hin. Sowohl das Bild, als auch die Bearbeitung.

Trackliste

  1. 1. Reset
  2. 2. Killing Your Time
  3. 3. No Tomorrow
  4. 4. Signal Path
  5. 5. Sky Falls In
  6. 6. Needle & Suture
  7. 7. Shadow
  8. 8. Blow Your Mind
  9. 9. Soul Eating Machine
  10. 10. It Waits
  11. 11. Suffer Fools

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