laut.de-Kritik
Die Destiny's Child-Sängerin liebäugelt mit dem Gospel.
Review von Nkechi UzomaMichelle Williams. Ein Name, so vielsagend wie ein Stück Brot. Aber genau diese Michelle Williams ist das dritte Mitglied von Destiny's Child. In der Gruppe eher im Hintergrund stehend sorgt sie nicht für so viel Aufsehen wie ihre "Schwestern". Dass dies musikalisch nichts zu bedeuten hat, beweist nun ihre Soloplatte "Heart Of Yours".
Michelles immer leicht heiser anmutende Stimme dominiert das gesamte Album, wobei sie teilweise noch enorm an Volumen ausbaut. "Heart To Yours" hat abgesehen von der Interpretin und dem Gospel-Medley aus "Survivor" nichts mit Destiny's Child-Musik gemein. Keine bouncenden Beats und schnellen R'n'B Tracks. "Heart To Yours" tendiert nicht nur textlich in die Gospel-Ecke, es bietet Gospel-Tracks mit R'n'B- und Popeinflüssen. Überraschend erfrischend sind die Beats und Rhythmen in manchen Songs. So sind Texte wie "Heart To Yours" oder "So Glad" mit groovenden Melodien unterlegt. Hier wurde im Studio probiert und experimentiert, heraus gekommen sind innovative Beats, die unausweichlich zum Tanzen einladen. Der negative Aspekt des Albums sind die Lyrics, die stellenweise zu sehr ins schleimig-pathetische abgleiten. Manche Songs wie "Sun Will Shine Again" sind zu offensichtlich auf gute Laune und Selbstvertrauen getrimmt.
Ausnahmen sind "Heard A Word", eine soulige Ballade und Duette wie "So Glad", aufgenommen mit Mary Mary. Hier spürt man viel mehr Energie und Seele. Neben den erwähnten Gospelsisters Mary Mary arbeitet Williams u.a. mit der Pastorin und Gopselröhre Shirley Caesar und Soulsänger Carl Thomas. Das Positive an diesem Album ist der Überraschungseffekt, immer da, wo man ihn wenig erwartet. So ist "Better Place", das sich um den 11. September dreht, in keinster Art und Weise rührselig und dramatisch, sondern sehr groovy, funky und tanzbar.
Teilweise ist das Album zu langatmig und lyrisch einfältig. Trotzdem ist beispielsweise "You Care For Me" ein sehr einfacher aber vielsagender Song, der von stimmlicher Stärke und Reinheit lebt. Von der unglaublichen Intensität des herausragenden Gospelduettes "Steal Away To Jesus" mit Shirley Caesar fühlt man sich mitten rein gebeamt in den Gospelchor der Kirche. Beim Hören dieses Liedes und der voluminösen Stimmen vergisst man alles um sich herum. Einfach Wahnsinn! Bei "Rock With Me" muss man erst das 1:30 lange langsam-predigende Intro überstehen, bevor man nach einem lauten Knall zum bombastischen Hauptteil des Songs kommt. Der Song rockt mit lautem Schlagzeug, E-Gitarre und allem, was dazu gehört, und ist im Up-Tempo gehalten, gepaart mit Text wie "Jesus is a rock in a weary land...", begleitet von einem beeindruckenden Chor. Das Lied und die Intensität steigen weiter an bis hin zum einer Symphonie ähnelnden infernalen Höhepunkt.
Zumindest mal reinhören ist "Heart To Yours" schon wert. Wer Gospel mit modernen Einflüssen und teilweise richtig guten Beats mag, gehe bitte einen Schritt weiter und kaufe.
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