laut.de-Kritik
Harte und moderne Beats vom deutschen Justin Bieber.
Review von Anastasia HartleibAch, die Jugend. Keine Zeit ist so aufregend wie die, in der der die Hormone erwachen und man glaubt, alles zu wissen, obwohl man eigentlich gar nichts weiß. Mit romantisch-naiver Sichtweise nimmt man das Universum wahr, noch bevor Sex oder ein gebrochenes Herz das gerade aufgebaute Weltbild komplett erschüttern. Den Soundtrack zu diesem Kosmos fängt Mike Singer mit seinem Debütalbum "Karma" ein.
Natürlich möchte der noch nicht mal volljährige Offenbacher erwachsen klingen. Und natürlich kaufen Teenager Musik viel lieber, wenn sie nicht mit dem Prädikat "Für Teens" ausgezeichnet ist. Der Ehrlichkeit halber muss hier aber gesagt werden, dass Singer nicht erwachsen klingt. Im Gegenteil, er fängt zu 100 Prozent diese unschuldige Unkenntnis der Schulzeit ein. Aber das ist auch gut so.
Jede Altersgruppe braucht Musik, über die sie sich definiert und die für sie Emotionen kanalisiert, mit denen sie selbst nichts so richtig anfangen können. "Karma" spiegelt die Gefühlslage vor dem Ernst des Lebens ziemlich gut. Klar, die Mädels sind schon irgendwie interessant, aber die "Homies" noch viel wichtiger. "Liebe" funktioniert eigentlich nur über Vorstellungen von diesem Ding, über das alle immer reden - sehr gut zu hören in "Alien" oder "Flieh Mit Mir".
Textlich bildet Mike Singer die Übertragung von Mark Forster und Tim Bendzko auf die Gefühlswelt eines Teenagers. Auch wenn "Jung Und Frei" etwas zu stark an den frühen Cro erinnert, so liegt doch ein anderer Vergleich viel näher. Singer schlägt nämlich ganz bewusst in die Justin Bieber-Kerbe ein: ein gut aussehender YouTube-Star mit Süße-Jungen-Image, der manchmal auch gerne ein kleiner Rüpel wäre ("Alle Nur Gelogen", "Nein"). Kreisch-Alarm und Ohnmachtsanfälle auf Fanseite inklusive.
Mit dem Cover des Echt-Klassikers "Weinst Du" dürfte er manchen Hörer überraschen. Auf schmerzliche Weise wird einem da bewusst, dass Singers Zielgruppe das Original vermutlich noch nie gehört hat, das für unzählige Mittdreißiger den Soundtrack für den ersten Herzschmerz symbolisierte. Für diejenigen, die sich mal mit der Essenz der heutigen Jugendkultur auseinandersetzen wollen, empfiehlt sich der Song "1Life". Achtung, Suchmaschine bereithalten.
Produktionstechnisch macht "Karma" eine gute Figur. Harte, modern klingende Beats, inspiriert von den Diplo- und Skrillex-Sounds, die Biebs zu dessen neuem Image verholfen haben. Singers zarte Stimme passt gut zu den clubfixierten Elektrosounds, auch wenn sie bei hohen oder kräftigen Tönen ziemlich schnell wegrutscht. Es ist durchaus nachvollziehbar, warum Singer bei "The Voice Kids" nicht weit gekommen ist, doch hier zieht wahrscheinlich das oft beschworene Gesamtpaket.
4 Kommentare
Euer Ernst? Das ist doch einfach nur belanglose, Charttrashbravomukke? Texte sind super öde und Beats/Melodien sind 0815. Check die 3 Punkte nicht.
Deutscher Justin Bieber passt total...
(hoffentlich dann später ohne Allüren)
Belanglos? Ach, gibt wirklich Schlimmeres.
Oh je... und er kommt aus Offenburg, nicht Offenbach.
Purpose mit deutschen Texten. Gesanglich ist zwar noch viel Platz nach oben aber 3/5 Punkten mit Hinblick auf die Zielgruppe geht völlig in Ordnung.