laut.de-Kritik
Zu lahm, zu langatmig, leert die Tanzfläche.
Review von Dani FrommKeine Frage: Missy "Misdemeanor" Elliott hat ihren Platz im männerdominierten Rap-Game erkämpft und verdient. Frauen, die den Jungs zeigen, was eine Harke ist, gibt es hier doch eher selten. Um so bedauerlicher, dass Mrs. Elliott das Gartengerät offenbar beiseite gelegt hat und sich - wie der Blick ins Booklet zeigt - dem klassischen Rollenbild zuwendet: Missy bei der Wäsche, Missy in der Küche. Genau da gehören Frauen hin, nicht wahr? Man möchte sich gepflegt übergeben. "I used to dress b-boy, now I dress girly." Schade genug.
Wo wir aber schon mal in der Küche sind, wollen wir auch in die Töpfe kucken: Hmmm ... ja... Die Zutaten sehen eigentlich ganz lecker aus: Timbaland, Pharell, Slick Rick und Grand Puba, zum Süßen etwas Mary J. Blige, Ciara und Fantasia, Vybz Cartel gibt auch seinen Senf dazu. Das Ganze zusammengerührt von einer Köchin, die nicht erst seit gestern produziert: Wie kann dabei nur ein derart fades Ergebnis herauskommen?
"Don't you know not ever disturb a woman when she's cookin." Hätte es nur jemand getan und Chilischoten angereicht! Beim Starter "Joy" kommt, zumindest bei mir, keine echte Lebensfreude auf. Zwar blubbert der Bass angenehm durch den Track, der elektronisch angehauchte Sound trägt deutlich die Handschrift Timbalands, was selten ein großer Fehler ist, doch liefert Missy Elliott hier einen vollkommen glanzlosen, eintönigen Rappart ab. Technisch einwandfrei, doch ohne Höhen und Tiefen schraubt sie sich durch den Song; die einzige Abwechslung liefert Mike Jones, der wesentlich mehr Elan investiert.
Gleiches Monotonie-Problem bei "Partytime": Missy kann rappen, wer das bis jetzt noch nicht mitbekommen hat, ist ohnehin nicht zu retten. Wieder eine unverkennbare, ausgetüftelte Timbaland-Produktion - und wieder scheint Missy von ihrer eigenen Nummer vollkommen unberührt zu sein, was ihr nicht gut tut. Wenn "Partytime" ein Party-Track sein soll, fehlt es ihm ganz entschieden an Drive. Überhaupt habe ich mich mehrfach dabei erwischt, "The Cookbook" aus einer DJ-Perspektive zu betrachten: Mit Ausnahme von "Lose Control" und "We Run This" taugen sämtliche Songs dazu, jede Tanzfläche zu leeren. Zu lahm, zu langatmig. "Lose Control" geht allerdings, kann man Fatman Scoop vertragen, gut voran, und "We Run This" gehört mit seinem altbewährten und doch stets gern gehörten Incredible-Bongo-Band-Sample zu meinen Favoriten. "My style can't be duplicated or recycled" - bei diesem Track glaube ich es wieder.
In "On & On" verwurstet sie ein grandioses Instrumental inklusive großartiger Cuts aus der Schublade der Neptunes - und macht gar nichts daraus. Durchschnittlich interessante R'n'B-Nummern ("4 My Man", "Remember When", "Time And Time Again") wechseln scheinbar planlos mit hektischen Tracks wie "Can't Stop". Die Speisenfolge schlägt auf den Magen, man kann sich in keiner Stimmung richtig einrichten. Zumal mir die in die langsamen Songs eingebauten, gebrüllten "Yesss"-Brocken doch sehr unangenehm aufstoßen. Man kann Schmachtfetzen singen oder die coole Sau raushängen lassen - aber nicht gleichzeitig, das geht schief.
Sehr gelungen präsentiert sich dagegen "Irresistible Delicious" mit Unterstützung von Hip Hop's Finest Slick Rick: sehr funky, das. Und auch "Teary Eyed", in dem Missy über sich nach und nach aufbauendem Orchestersound mit erstaunlicher Gesangsqualität aufwartet, hat das Zeug zum Lieblingsstück. Der Rest ist Durchschnitt, was für eine Dame vom Kaliber Missy Elliotts enttäuschend wenig ist.
2 Kommentare
laaaaaaaaaaaangweilig 2/5
Also, Bad Man find ich HEFTIG, muss ich sagen!!