laut.de-Kritik
Musikalisches Gewicht bedingt keine Lautstärke.
Review von Matthias MantheMogwais Werdegang ist an Ambivalenz kaum zu überbieten. Zwar erleuchtete das Debüt "Young Team" den Postrock-Horizont 1997 mit nie gehörten Klangfarben und machte die Jungspunde zum unstreitigen Aushängeschild des Genres. Zugleich installierte die Platte über ihnen aber das Damoklesschwert höchster Erwartungshaltung. Jahrelang kämpften die Schotten gegen die Krux, schon mit dem Erstling eine stilistische Blaupause erschaffen zu haben. Zwangsläufig ein Kampf gegen Windmühlen.
Album Nummer vier setzt den Schlusspunkt unter die Sisyphus-Arbeit. Man wandert nicht länger durchs eigene Spiegellabyrinth, um in den Reflektionen einen inhärenten Ausweg aus der Sackgasse zu entdecken. Das erneut ironisch betitelte "Mr. Beast" setzt die Einzelteile eines auf stattliche Größe angewachsenen Oeuvres zum prächtigen Panoramabild zusammen. Dabei avanciert das Piano mehr denn je zur konzeptionellen Klammer.
Einfühlsam ergreift es in "Auto Rock" die Hand und heißt willkommen. Warme Texturen verstärken das Gefühl des Nachhausekommens, schwelende Saiteninstrumente kitzeln bei ihrer überschwänglichen Umarmung, und die stoische Wucht des Schlagzeugs weist sukzessive Richtung majestätische Eklipse. Berührender kann eine Begrüßung nicht ausfallen. Diesen Absolutheitsanspruch erfüllt "Glasgow Mega-Snake" ebenso, nur an gänzlich anderer Stelle innerhalb des Mogwaischen Kosmos.
Waren die Eskalationen bisher stets zum gemächlichen Wall Of Sound-Bau verdonnert, verzichtet das Stück nämlich kurzerhand aufs Vorspiel und erzeugt binnen Sekunden Instant-Epik für den spontanen Weltuntergang. Eine Feuerwand so dicht, wie sie eigentlich nur ein halbes dutzend E-Gitarren speien können. Die Pedal Steel von "Acid Food" erlaubt ein kurzes Durchatmen, Stuart Braithwaites kehliges Organ erdreistet sich gar zu fragen: "What happenend after the storm? Is everyone okay?".
Zwischen laut und leise wechselt die Playlist konsequenter denn je. Dem Quintett aus seiner Prinzipientreue einen Strick zu drehen, wäre jedoch unfair. Zu einnehmend webt es selbst in den äußersten Ausbrüchen Harmonie und Melodie ins Chaos. Wenn sich das Klavier in der nokturnen Ballade "Friend Of The Night" zu erhabener Größe erhebt, werden garantiert Herzen schalldurchlässig und jedes Kritikers Knie weich.
"Come On Die Young" findet Repräsentanten in der verschleppten Melancholie von "Team Handed" bzw. "Emergency Trap". Und im finalen Eskapismus "We're No Here" zerplatzt die cineastische Atmosphäre in einem sägenden Malstrom, den Mogwai in immer düsterere Gefilde transponieren. "Mr. Beast" ist Zeugnis von Künstlern, die begriffen haben. Musikalisches Gewicht bedingt keine Lautstärke. Intime Schönheit braucht keine Stille. Von nun an scheint alles möglich.
37 Kommentare
So. Jetzt bin ich mal gespannt. Eine Band, die mir sehr gefällt, veröffentlicht am 7.März ihr nächstes Studioalbum. Alan McGee von Creation Records schiebt schon gewaltig, bezeichnet es als besser als "Loveless". Naja, erst einmal auf dem Teppich bleiben.
Trackliste habe ich schon ins Mogwaiforum hier gepostet, vielleicht werden hier noch mehr Leute erreicht, die einfach nur guten Post-Rock suchen. Viel Besseres wird es nicht geben.
Also:
Track listing
"Auto Rock"
"Glasgow Mega-Snake"
"Acid Food"
"Travel Is Dangerous"
"Team Handed"
"Friend of the Night"
"Emergency Trap"
"Folk Death 95"
"I Chose Horses"
"We're No Here"
Hörproben auf Myspace, meinem neuen Lieblingsprogramm:
http://www.myspace.com/therealmogwai
Ich mag es.
Ich freu mich auch schon ... alle Songs sollen ja regelrecht popformatig sein.
Klingt super, ist vorgemerkt...
@Screwball («
nee, icarus line kann man sich voll sparen - kriegen zwar viel aufmerksamkeit von VISIONS, haben aber nix drauf. »):
Ist nichts weltbewegendes (wird sind ja grad in einem Mogwai Thread) aber ich finds nett (Party-) Rock mit diesen Indiezitaten zu hören, gibt dem nen eigenen Charm.
@ode to the sun (« @Screwball («
nee, icarus line kann man sich voll sparen - kriegen zwar viel aufmerksamkeit von VISIONS, haben aber nix drauf. »):
Ist nichts weltbewegendes (wird sind ja grad in einem Mogwai Thread) aber ich finds nett (Party-) Rock mit diesen Indiezitaten zu hören, gibt dem nen eigenen Charm. »):
Öy, das zweite Icarus Line Album war ziemlich gut, irgendwo zwischen Primal Scream und Spaceman 3!
Zugegeben, das aktuelle Album ist Mist. Zu "Rock"....
@ode to the sun (« @BritpopStrikesAgain (« Amusement Parks... ist Shoegazing alter Schule, Dude.
Hör dir mal Air Formation an:
http://profile.myspace.com/index.cfm?fusea…
Und dass du eins der letzten Konzerte von Aereogramme gesehen hast, ehrt dich eh schon einmal . Wenn Noise, dann wäre btw. auch noch
Seachange zu erwähnen.
http://profile.myspace.com/index.cfm?fusea… »):
Air Formation ist super, wenn du willst kannst du mir mal ne Liste deiner Shoegazingfavoriten per PM schicken, das wer super nett.
Shoegazing stimmt war schon so spät. Ich war aber natürlich ertsmal ziemlich verwundert als ich mal Loveless angemacht hab, muss mich erstmal an diesen Lo-Fi Sound gewöhnen vor allem im Vergleich zum warmen Amusement Parks On Fire Sound.
Ich mochte sogar Like Honey von The Jesus & The Mary Chain.
@ BritpopStrikesAgain: Hör dir mal The Icarsu Line das neue Album ist richtig cooler Rock mit lauter 80/90er Indiezitaten z.B. My Blood Valentine, sehr cooles Album.
Ich lieb Amusement Parks On Fire, diese Stimme ist so entspannend.
Also die neue Aerogramme fand ich cool, und ich glaub ich muss mir das alte Zeug auch anhören nach diesem guten Konzert. Ich glaub das könnte auch so meiner Vorstellung von modernem Progrock/Post-Hardcore entsprechen.
Die werden ja bei Amazon in diesen Empfehlungslisten hoch gelobt.
Auf jeden Fall hab im Coca Cola Zelt Aerogramme und Mute Math (ganz nett haben aber einen auf Freejazz gemacht, der Sänger hat sich z.B. mit den Händen auf dem Keyboard abgestützt und eine Rolle rübergemacht.
Ach ja und vor mir waren auch wieder so Experten
die erst mal über den Bart und das Alter der Aerogramme-Musiker gelacht haben. Aber dann gab es echte Begeisterungsstürmme während der Show und danach 20 Minuten Zugabe rufe.
@ Hatebreed Aerogramme wäre bestimmt was für dich! Die "My Heart Has A Wish That You Would Not Go" ist schöner Post-Rock die davor sind mit progressiven Gitarrenattacken und sehr emotionaler Gesang + Texte und einigen Screams.
Ich glaub Sounflächen werden mein Soundtrack diese Jahr. »):
Die hab ich schon vor einigen Jahren als Vorband von Thursday gesehen.