laut.de-Kritik

Mit dem Gespür für große Popsongs.

Review von

Monta ist das Soloprojekt von Tobias Kuhn, den man noch von der Band Miles kennen sollte. Die Musik der Indie-Band aus Würzburg gehörte in den 90ern neben all den englischsprachigen Bands ins gut sortierte Plattenregal, denn Kuhn bewies immer einen guten Geschmack in Sachen Songwriting. Sein letztes Album "The Brilliant Masses" liegt allerdings schon 17 lange Jahre zurück.

Den englischen Einfluss bekam der Musiker vielleicht im Kindergarten in Cambridge unterbewusst mit. Durch den Beruf seines Vaters zog Tobi immer mal wieder um, lebte auch einige Zeit in China. Vor zwei Jahren zog er von Berlin nach Wien. All diese unterschiedlichen Orte, Eindrücke und Kulturen wirken sich positiv auf Mensch und Musik aus. Mit "Dragonfly" beginnt das neue Monta-Album "Pacific" wieder sehr herzerwärmend. Zehn Songs, aufgenommen zwischen 2019 und 2023 in Wien, Berlin, London, Los Angeles und Sizilien. Die Single erschien bereits im April 2023 und fachte die Vorfreude auf ein neues Album an.

"Dragonfly" betört mit schwebenden Gitarren, harmonischem Chorgesang und Tobis Stimme, die einen zunächst in die verrauchte 90er Indie-Kneipe zurückversetzt. Heute bevorzugt man lieber die frische Luft und hört Monta-Songs gerne im Cabrio beim Sonnenuntergang in der Toskana. Hauptsache in der Natur oder zumindest mit offenem Fenster, um so in vollen Zügen die 70er-Folk-Pop-Nostalgie zu genießen. "The dragonfly just paves its way / From closing hours till the morning / It changes every moment of the day."

Das Video zu "Dragonfly" weckt Erinnerungen an die Kindheit. Während der Pandemie fand Tobi einige Super-8-Aufnahmen in einer Kiste im Keller. Irgendwann kommt dieser Zeitpunkt, dass man sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen muss. Jeder hat eben seine persönliche Erinnerungskiste, prallgefüllt mit schönen und weniger schönen Anekdoten. Die Libelle zeigt sich jedenfalls farbenfroh, auch auf dem glanzvollen Cover-Artwork von Mathias Temmen. Bunt und harmonisch spiegelt es die Gedanken und die Atmosphäre der Songs wider.

In der langen Monta-Pause produzierte Tobi sehr erfolgreich Hits und Hymnen für andere Künstler. Mit den Toten Hosen, Mark Forster und Jack Johnson saß er schon im Studio, zuletzt auch mit den Kooks ("10 Tracks To Echo In The Dark"). Für "Pacific" arbeitete er ebenfalls mit anderen Musikern und Tonmeistern, daunter Philipp Steinke und Marian Plösch. Mit dabei als Co-Produzent ist auch sein langjähriger Toningenieur und Freund Jonas Holle.

Und da ist es wieder, das Gespür für große Hymnen und eingängige Melodien. "Every Little Lie Hits Before It Hurts" ist Montas neuer Radio-Hit. Mitsingen erwünscht! Melancholie und schmerzende Herzen dürfen bei Kuhn nicht fehlen. "If The Sun Doesn't Shine Anymore I" und "II" lassen einen aber trotzdem nicht im kalten Regen stehen. Im Background-Chor und in der Melodie schwingt immer wieder Hoffnung mit: "And if the sun doesn't shine anymore and the clouds are all you can see / just go where the people dance."

Harmonischer Gesang und Hüftschwung-Gitarren tragen dazu bei, dass auch dieses Album mit auf die Tanzfläche genommen werden kann. Mit "Shimmering Lights" und "When You Know" startet die Dance-Party und endet verträumt mit funky 80s-Rhythmen, mit denen man auch auf eine einsame Insel verschwinden könnte ("Woodframe").
Wer Arcade Fire, Blur und Spiritualized liebt, muss auch Monta ins Herz schließen. Welcome back!

Trackliste

  1. 1. Dragonfly
  2. 2. If The Sun Doesn't Shine Anymore I
  3. 3. Every Little Lie Hits Before It Hurts
  4. 4. Pacific
  5. 5. Julia
  6. 6. Shimmering Lights
  7. 7. When You Know
  8. 8. If The Sun Doesn't Shine Anymore II
  9. 9. Burn For You
  10. 10. Woodframe

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LAUT.DE-PORTRÄT Monta

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