laut.de-Kritik
Eine DVD, die zur Band passt: lausig gemacht, aber laut!
Review von Giuliano Benassi"The Interviews and concert footage that follow were filmed in unified Germany during Motörheads European Tour, which took place from January through March of 1991. Coincidentally, the Gulf War began and ended during the same time period", ist zu Beginn dieser Aufnahme zu erfahren. Zwar hat es dreizehn Jahre gedauert, bis sie auf DVD erschien, viel geändert hat sich in dieser Zeit aber kaum. Krieg und Irak bilden immer noch eine unheilvolle Verbindung, Motörhead sind nach wie vor ein unverkennbares Markenzeichen.
Klar, Lemmy hat mittlerweile ein paar Falten mehr. An seiner Musik hat sich aber höchstens die Besetzung, keineswegs die Einstellung geändert. "Stage Show: we basically got nothing fucking there", verrät der zweite Gitarrist Wizzo, während Lemmy über seine professionelle Tätigkeit sinniert, die 1975 begann: "Sixteen years later, I'm still doing it, the same horrible fucking band, you know. People are still cueing up to see it, so it's allright."
Unverwüstlich ist auch die Tracklist, die sich nicht wesentlich von einer zehn Jahre älteren unterscheidet. Der Opener "Metropolis" zeigt eine Band, die es in dieser Weise sonst nicht gibt: Ein genialer Bassist, der nicht singen kann, und seine mehr oder weniger austauschbaren Mitstreiter, die böse dreinschauen und sich Spitznamen wie Wurzel oder Philty Animal zulegen. Der Sound ist dumpf und breiig – sprich: scheiße -, es ist laut, Band und Publikum sind gleichermaßen verwarzt und der Schweiß tropft von der Decke.
Der einstündige Film bietet zwar Kurzinterviews und eine Fahrt im Tourbus, am interessantesten bleibt aber der Auftritt im Deutschen Museum in München. Immer wieder kommt die Ironie zum Vorschein, die Lemmy auszeichnet. "This is about Los Angeles. I wrote it in England while thinking about Italy", kündigt er vor "Angel City" an. "Insurance: Jack Daniels", ist in den Schlusstiteln zu erfahren. Bis auf die unnötige Schnulze "Love Me Forever" sind die Stücke gut ausgesucht; vor allem "Power" und das kurze "Ramones" überzeugen im regulären Teil.
Die Zugaben machen an Ende noch mal richtig Laune: Bei "Orgasmatron" wabert ein grüner Schimmer durch den Schwarzweißstreifen, Lemmy raunt ein unheimliches Lachen ins Mikrophon und sieht dabei aus wie ein Ritter der Apokalypse (oder ein hagerer Hulk). "Killed By Death" macht klar, dass der Schluss naht, "Ace Of Spades" ist ein gelungener Abschied mit Feedbackorgie und artigen Verbeugungen vor dem Publikum. "Vielen Danke. Wiedersehen", verspricht der Bassist, bevor er die Bühne verlässt.
Keine Optionen, kein Zusatzmaterial sowie ein Cover, das voller Fehler steckt und nicht einmal die Liederreihenfolge richtig hinkriegt. "Everything Louder Than Everything Else" ist eine DVD, die zu Motörhead passt: Lausig gemacht, aber laut. Und gut. Besser, als erwartet.
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