laut.de-Kritik
Zum Jubiläum ohne Gitarren und Drums - dafür düster und fragil.
Review von Michael Edele20 Jahre Bandgeschichte sind heutzutage zwar nichts wirklich Außergewöhnliches mehr, aber dennoch ein Grund zu feiern. Und wenn man die Möglichkeit hat, zu diesem Jubiläum gleich noch etwas Spezielles zu kreieren, warum sollte man die Gelegenheit nicht beim Schopfe packen?
My Dying Bride legen mit "Evinta" ein ganz besonderes Werk vor: Sie greifen Melodien und Thematiken aus dem eigenen Fundus neu auf, bauen diese aber in neue symphonische Kompositionen ein, und erschaffen so eine bislang unbekannte, umso reizvoller musikalische Umgebung für die eigenen Stücke.
Auch Sänger Aaron Stainthorpe hat seine Passagen umgestaltet und innovativ aufbereitet. Doch nicht nur Aarons Stimme ist auf den Neuinterpretationen zu hören. Die französische Soprano-Opernsängerin Lucie Roche trägt ebenfalls ihren Teil bei. Das mag vielleicht nicht jedem schmecken, passt aber zum klassischen Konzept des Unternehmens.
Elektrische Gitarren oder Drums kommen auf "Evinta" zu keiner Zeit vor, da alles auf Klassik ausgerichtet ist und auf diversen Synthies basiert. Das kommt dem düsteren und gleichzeitig fragilen Charakter der Stücke sehr entgegen, kommt aber, wie beispielsweise in "You Are Not The One Who Loves Me", teils sehr pathetisch daher. Was nicht jedem Fan schmecken wird.
Nicht weniger wichtig als Band und Sängerin war in diesem Zusammenhang aber die Mitarbeit des Bal-Sagoth-Keyboarders Johnny Maudling, der gemeinsam mit klassischen Musikern das Vorhaben zum Leben erweckt hat. Und dieses Konzept wurde seit 15 Jahren geplant, bearbeitet und verfeinert.
Die Scheibe ist trotz der Tatsache, dass sich My Dying Bride meist durch melancholische, fast depressive Musik mitgeteilt haben, ein mutiger und spannender Schritt. Man muss sich fragen, in welche Richtung die Engländer nun mit ihren Veröffentlichungen gehen wollen, und ob noch weitere Veröffentlichungen im "Evinta"-Stil geplant sind. Man kann es nur hoffen.
"Evinta" gibt es als Doppel-CD oder gar als Deluxe Edition mit insgesamt drei CDs, einem 64-seitigem Booklet und einem Download-Code für weitere Stücke. Zudem ist die Band im Mai für eine Handvoll Shows auf der Albion In Ruin-Tour unterwegs.
2 Kommentare
Ich höre mir gerade Samples an und bin ziemlich verwundert. Es hat mal gar nichts mit der üblichen Musik von MDB zu tun. Das wird Fans nicht unbedingt gefallen, da man für dieses Album ein Faible für Oper und Klassik braucht. Versetzt mit ein paar Ambient-Passagen, die mich jetzt auch ans neue Ulver kurzzeitig erinnern. Also, wer hier ein MDB-Best Of mit symphonischer Ausrichtung (so wie bei Metallica) erwartet, liegt definitiv falsch.
Gute Grundidee hat aber mit MDB herzlich wenig zu tun. 2/5