laut.de-Kritik
Schreien, Tanzen, Schwitzen sollt ihr!
Review von Philipp SchiedelNMFarner sind Berlins neue Supergroup, bestehend aus der bezaubernden Masha Qrella (die mit ihrem Solo-Album nicht nur Kollege Schuhs leidendes Herz eroberte), Mina-Mitglied Norman Nietzsche und dem Comic-Zeichner Christian Farner. Und sie sind schrill, schnell und laut.
Das ist nicht unbedingt das, was man von zwei Mitgliedern der verschollenen Band Mina, die vor drei Jahren mit ihrem Debüt noch deutlich poppige Züge vorwiesen, erwartet hätte. Aber drei Jahre sind ja auch eine lange Zeit, und da kann und sollte man gelegentlich auch mal wütend werden. Denn NMFarner-Songs sind nicht gerade geeignet, um sich nett an der Bar zu unterhalten und leicht und beschwingt den Kopf zu nicken.
Schreien, Tanzen, Schwitzen sollt ihr, schreit jeder der dreizehn Songs. Norman Nietzsche kreischt dabei mit seiner hysterischen Stimme schlaue Texte ins Mikro, deren Slogans ("Was wollen diese Leute hier?", "Nichts ist unmöglich mit dem nötigen Geld") man sich guten Gewissens mit weißem Edding auf seine schwarze Lederjacke kritzeln kann – sofern man noch eine besitzt.
Mit Lederjacken-Assi-Punk hat NMFarner aber natürlich wenig zu tun. Wie Von Spar reiten sie auch auf diesem Synthie-Electro-Punk-Rock-Dingsbums herum, das den Sound der legendären Hamburg-Punks Die Goldenen Zitronen beerbt. Und genau wie bei den Zitronen ist das nicht immer ganz leicht verdaulich. NMFarner klingen immer schräg, gehen immer voll nach vorne (live muss das eine Wucht sein) und rattern ihren Holter-die-Polter-Punk meistens hastig runter.
Daraus resultieren dann ein paar schöne tanzbare Nummern, die mit vielen catchy Keyboard-Lines und Mitgröhl-Refrains bestens zum Durchdrehen auf der Tanzfläche der Indie-Disko eures Vertrauens geeignet sind, zuhause im Wohnzimmer aber ganz schön anstrengend werden können.
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