Porträt

laut.de-Biographie

Nash

Wer bezweifelt, dass Seilschaften im Deutschrap das A und O sind, beobachtet nicht, was einen Artist in der Gegenwart relevant macht. Man nehme diesen Rapper namens Nash: Der gilt 2019 als eine der relevanteren Figuren des Mainstreams. Dabei hat er nicht einmal eine Single für jeden Finger an der Hand veröffentlicht.

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Nash ist Beifang der KMN Gang. Das Kind von Flüchtlingen aus dem Irak lernt in der Grundschule im Dresdener Stadtteil Prohlis seinen baldigen Kollegen Azet kennen. Zuerst bilden die beiden die joviale Rapcrew Ghetto Stars (wobei vermutlich jede zweite Grundschule des Landes an irgendeinem Punkt der 2000er eine kurzlebige Rapcrew mit dem Namen Ghetto Stars hervorgebracht hat), zerstreiten sich wieder, finden wieder zusammen.

Dieser neue Zusammenschluss hört dann auf den Namen "Küss meine Nikes"-Gang. Das Kürzel KMN steht für ein etwas ernsteres Anliegen als die bisherigen Spielereien mit der Rapmusik, die zumeist eher kleine Spaßprojekte neben dem Dealerleben waren. Doch letzteres läuft nur so mittelgut, Nashs Bruder muss wegen Drogenhandels ins Gefängnis, die Suche nach einem Ausweg aus kriminellen Machenschaften erscheint zunehmend dringlich.

Zum Glück hat die Crew von Nash und Azet inzwischen Verstärkung gefunden. Miami Yacine, Zuna und Noah bieten genug Manpower, um erstmals wirklich in Richtung Mainstream vorzustoßen. Als es dann soweit ist, geht es aber auch so richtig los: "Kokaina" von Miami Yacine macht KMN zum Mainstream-Phänomen, zur Blaupause für jede moderne Trap-Parodie die jeder unlustige YouTuber jemals machen wird.

Nash bleibt während all dieser Zeit eher im Hintergrund. Mit "Grande" gibt es eine erste Single, die auch sogleich Fahrt aufnimmt, ohne direktes Follow-Up aber in einem übersättigten Markt nicht zu lange lebendig bleibt. Er verbringt den Rest von 2017 als Gastrapper für Miami Yacine, Zuna und den Crew-Song "KMN Member", während seine Existenz zumindest ins Unterbewusstsein von deutschen Trapfans sickert.

Im Sommer 2018 legt er mit "Unter Kontrolle" wieder eine einzelne Single nach. Zwei Tracks auf dem Kerbholz, wieder taucht Nash unter. Erst 2019 schaltet er den Gang hoch und veröffentlicht noch vor dem Sommer mit "Klassik" und "Handschellen" zwei weitere Cuts, die solide Klickzahlen einfahren, und gastiert mit "Van Der Vaart" auch auf dem gigantischen Capital Bra-Album, dem Opus Magnum der "Leleles", "CB6".

Interessanterweise gilt Nash trotz seiner eher phantomhaften Präsenz als eins der musikalisch talentierteren KMN-Mitglieder. Seine Stimme trägt abwesende Schwermut in sich, seine Hand für Melodien ist nicht unkonventionell, aber effektiv, und auch wenn er insgesamt kaum aus dem Einheitsbrei der Straßenrapper ausbricht, ist da doch ein Charisma, das erklärt, warum er nicht einfach nur das vergessene Crewmitglied ist. Nicht der Cappadonna oder U-God von KMN, sondern ein Typ, der es durchaus noch reißen könnte.

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