laut.de-Kritik

Der Schotte schickt den "Wellerman" in fiedelnde Highlands.

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Denkt denn niemand in unseren schnelllebigen Zeit an die Schicksale hinter den TikTok-Hypes? Die Meute mag sich vielleicht für seinen Song "Wellerman" interessiert haben, die wenigstens von ihnen aber für den ehemaligen Postboten Nathan Evans. So stand er auf "Wellerman - The Album" an der imaginären Reling, schlug mit seinem ebenso imaginären Grug Grog im Takt gegen eben diese und schmetterte seine Shantys. Dabei konnte man zuhören, wie sein wackeliger Erfolg dahin schwindet.

Immerhin hat der Schotte gemerkt, dass man drei Jahre später mit der alten Seemanns-Nummer keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor lockt. Auf seinem zweiten Album "1994" musste irgendwas Neues her. Nur was das sein soll, darauf findet Evans keine wirkliche Antwort, die über gesichtslosen Folk-Pop mit schottischen Einflüssen hinaus geht.

Also tauscht er kurzerhand die raue Seemannsluft gegen fiedelnde Highlands. Was nebenbei offenbart, wie tief vom Herzen die Shantys des Vorgängers kamen. Was seiner Musik jedoch an Tiefe fehlt, versucht er mit schlechten Texten auszugleichen.

Ein übermütig gezupftes Banjo springt wie ein Flummi durch den Opener "Bonfire", nur um einen Refrain der aufdringlichsten Art folgen zu lassen. "Heather On The Hill" mischt Nostalgie mit Melancholie und Schottland-Romantik aus dem Marco Polo-Reiseführer. Jede auch nur im Keim aufkommende Emotion stampft der vor sich hin rummsende Beat ungeniert in den Boden.

Verschwörungstheorien gilt es grundsätzlich so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, aber ist es wirklich ein Zufall, dass die schottische Antwort auf Troubadix und der Rednex-Klassiker "Cotton Eye Joe" im Jahr "1994" auf die Welt kamen? Ausgerechnet jetzt, da Evans mit "Highland Girl" seine Antwort auf die alte Country-Eurodance-Nummer gibt, benennt er sein Album nach diesem schicksalshaften Jahr, in dem zudem die Welthandelsorganisation gegründet wurde. Die da oben und die Lügenpresse können sagen was sie wollen, aber das kann alles kein Zufall sein! Man munkelt, man munkelt. Darauf ein: "La di-di-di-di-di / La di da / La di-di-di-di-di / La di da / La di-di-di-di-di / La di da / I'm in love with my highland girl."

Sollte sich in diesen Austauschsongs tatsächlich ein Fitzelchen von Gefühlen verstecken, schirmt die glatte Produktion diese bestens ab. Jeglicher Versuch, zu ihnen vorzudringen, perlt daran ab. "Perfect Storm" schrieb Evans als Liebeserklärung an seine Frau, die er seit Schultagen kennt. Er könnte das Lied aber auch seiner Lieblingshose vorsingen.

Die einzig positive Sache an Nathan Evans zweitem Album "1994": Immerhin singt er das alles nicht auf deutsch. Im Grunde passen seine schrecklich aufgesetzt wirkenden Lieder mit ihren Texten über die Illusion von Liebe jedoch perfekt in unsere Musiklandschaft. So bleibt am Ende ein seelenloses Produkt ohne jegliche Dynamik und Tiefe. All das, was Musik niemals sein sollte.

Trackliste

  1. 1. Bonfire
  2. 2. Flowers In The Water
  3. 3. Driving To Nowhere
  4. 4. Heather On The Hill
  5. 5. I'm A Man
  6. 6. Highland Girl
  7. 7. 100 Miles
  8. 8. Sweet Mountain Rose
  9. 9. Catch You When You Fall
  10. 10. Perfect Storm
  11. 11. Paper Planes
  12. 12. Days Of Our Lives

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