laut.de-Kritik

Nicht reisen, um etwas hinter sich zu lassen, sondern um Neues zu erleben.

Review von

"We gotta go and never stop going till we get there." "Where we going, man?" "I don't know, but we gotta go," lässt Jack Kerouc seinen Freund Neil Cassidy und sich in "On The Road" sagen. Es ist das Motto der ewig Reisenden, derjenigen, die nicht reisen, um etwas hinter sich zu lassen, sondern um Neues zu erleben. In einem Gemütszustand, der zwischen Freude und Melancholie pendelt.

Es ist dieses Gefühl, das Neil Halstead in seinem Solodebut "Sleeping On Roads" besingt. Gitarrenbetonte Lieder, die aus ihrer akustischen Basis heraus mal angespannter, mal relaxter sind, aber jederzeit eine freudige Wehmut zum Ausdruck bringen. Jedes der Stücke ist ein Kleinod, alle sind gute Begleiter auf dem Weg von A nach B. Oder auf der Reise wegen des Reisens Willen.

"Look for comfort now, between these walls," (suche nach Gemütlichkeit, zwischen diesen Wänden) lautet fast beschwörend die erste Zeile des Openers, der von Gitarre, Orgel und Schlagzeug getragen wird. Doch schon in "Two Stones In My Pocket" beginnt das Abenteuer mit "Baby crossed the ocean, just to see what she could see," setzt sich mit Bert im Auto fort, findet nach einer aus den Fugen geratenen Coda zum besinnlichen "Hi-Lo And Inbetween," erzählt von Drogen, verletzlichen und verletzten Menschen sowie in Schwarz gekleideten Soldaten, bevor es mit einem Anfang endet: Das Ende einer Beziehung, weil der Weg ruft.

Parallel zur textuellen Handlung entfaltet sich einfach gespielte, aber durchaus wirkungsvolle Musik. Trompeten wirbeln durch die Luft, Orgeln tönen, computerverzerrte Klänge unterstreichen die eine oder andere Passage. Das starre Folk-Schema lockern jazzige Improvisationen immer wieder auf. Ist der Grundton dank Halsteads leicht verschlafenen und etwas heiseren Stimme eher ruhig, überrascht "See You On Rooftops" mit einem Sound zwischen "Good Vibrations" von den Beach Boys und der Titelmelodie von Star Trek.

"Taking it easy while the sun does shine," heißt es am Rande der Straße im Titeltrack "Sleeping On Roads". Neil Halstead hat ein meisterhaftes Werk veröffentlicht.

Trackliste

  1. 1. Seasons
  2. 2. Two Stones In My Pocket
  3. 3. Driving With Bert
  4. 4. Hi-Lo And Inbetween
  5. 5. See You On Rooftops
  6. 6. Martha's Mantra (For The Pain)
  7. 7. Sleeping On Roads
  8. 8. Dreamed I Saw Soldiers
  9. 9. High Hopes

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