laut.de-Kritik
Melodische Indiesongs mit kratzbürsigen Arrangements.
Review von Martin LeuteMit ihrem zweiten Album "The World Is Bright And Lonely" wandern die Mannen um Mike Law leichtfüßig zwischen den Genres Emo, Folk und Rock. Wie der Albumtitel suggeriert, ist hier ein Songwriter am Werk, dessen Blick auf die Welt mit gemischten Gefühle einher geht.
Law trägt seine textreichen, melodischen Lieder mit zittriger Stimme, die an Conor Oberst erinnert, vor und kleidet sie in charmant rohe Arrangements mit vielschichtiger Instrumentierung. Jugendlicher Überschwang paart sich mit fragilen Momenten der überall lauernden Einsamkeit.
Noise-Elemente halten ebenso Einzug wie die süßen Klänge eines Glockenspiels, der Melodica und der Viola. Lieblichkeit und Harmonie werden kontrastiert von einer gewissen Sprödigkeit.
Zur Akustischen präsentiert sich Law im Opener "Press Reverse" mit einnehmender Melodie als atemloser Erzähler, während im Hintergrund die verzerrte E-Gitarre säuselt.
"Single Thread" startet mit Gitarre und Glockenspiel sanft, ehe das Schlagzeug das Tempo anzieht, sich die Klangkulisse verzerrt und der sehnsüchtige Tonfall dem trotzigen weicht. Die Textauszug "All I need is a way through/ All I want is what you said. All I need is a single thread/ to catch this falling weight" veranschaulicht exemplarisch die Thematik dieser Platte.
Mit schöner Basslinie und Schlagzeug und Hammondorgel-Einlagen erweist sich "Don't Sleep" als harmonische Upbeat-Nummer. Noisig und ausgelassen bahnt sich "Where Are You Now" seinen Weg, ohne dabei die ohrgängige Melodie zu überlagern.
Laws introspektives und sehnsüchtige Klagen in "The Only Sound" umrahmt sanftes Violaspiel, das großartige "Dress Shirt" gefällt mit aneinandergereihten Beobachtungsschnipseln, mit welchen Law erst ganz beiläufig und dann mit anhebender Instrumentierung dringlich und schnell der Trübsal trotzt.
Für "Part II: The World Is Bright And Lonely" nimmt sich Law acht Minuten Zeit, um zur Akustikgitarre die Befindlichkeiten seines Daseins zu durchleuchten. Zwangsläufig drängen sich hier Vergleiche mit den epischen Bright Eyes auf.
Nicht so bei "Medicine Show", das sich zu Schlagzeug und Bass mit grandioser Orgellinie aufgeregt im Kreis dreht und sympathisch nostalgisch tönt. Bei "Let It Be" handelt es sich um eine klassisch strukturierte, ruhige Singer/Songwriter-Nummer, die weich von der blechernen Slide-Gitarre begleitet wird.
Dass er auch Bob Dylan gehört hat, offenbart der letzte Track "Compass" mit monotoner Melodielinie, die von der Gitarre und der flächigen Orgel eingerahmt wird und dem lässig hingeworfenen Gesang.
Mit seinen emotionalen Songs gelingt es Mike Law wunderbar, seinen poetischen Zustandsbeschreibungen eine erfrischende Unmittelbarkeit einzuverleiben. Ganz unprätentiös erreicht er den Indiefreund mit feinen Melodien und kratzbürstigen bis verspielten Arrangements, die einen scheppernden Lofi-Charme versprühen. New Idea Society führen auf "The World Is Bright And Lonely" eindrücklich vor, dass "bright" and "lonely" sich absolut nicht widersprechen müssen.
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