Das kulturelle Leben steht still, vor allem kleinere Clubs und Spielstätten könnten insolvent gehen. Die Betreiber wenden sich verzweifelt an die Politik.

Konstanz (dük) - Zahlreiche Kulturveranstalter, Künstler sowie Betreiber von Clubs und Konzerthallen senden Hilferufe an die Politik und bitten um Spenden. Infolge des sich weiter ausbreitenden Coronavirus fallen unzählige Veranstaltungen und Events aus. Die Veranstalter bleiben in den meisten Fällen auf den Kosten sitzen.

Ohne regelmäßige Einnahmen können sich viele Clubs, wie zum Beispiel das SO36 in Berlin, nicht lange über Wasser halten. In einem Spendenaufruf des Berliner Musik-Clubs prognostizieren die Betreiber eine Überlebensdauer von voraussichtlich nur einem Monat, bis der Club aufgrund des Mangels an Besuchern schließen müsste.

Auch der Verband der Münchener Kulturveranstalter sieht seine Existenz durch die Folgen des Coronavirus bedroht. Mit einem offenen Brief wendet sich der Verein, der Clubs, Hallenbetreiber sowie Konzert- und Großveranstalter im Raum München vertritt, an den Oberbürgermeister der Stadt.

Eine Petition für "Freiberufler und Künstler während des "Corona-Shutdowns"" an den Deutschen Bundestag und das Finanzministerium hat derweil mehr als 50.000 Unterschriften gesammelt. "Ich fordere daher von der Bundes- und den Landesregierungen, sich bei den angedachten Finanzhilfen und Unterstützungen nicht nur auf Unternehmen und Firmen sowie deren Angestellte zu konzentrieren, sondern vor allem auch die mitunter wesentlich prekärere Lage der o.g. Freiberufler/Kunstschaffenden zu berücksichtigen, die Finanzhilfen mithin ausdrücklich auch auf diese auszuweiten, und dies so unbürokratisch wie möglich", heißt es in der Stellungnahme des Starters der Petition. Es sei entscheidend, die Künstler und Kulturschaffenden nicht zu vergessen.

Der Deutsche Musikrat fordert ebenfalls mehr Solidarität mit den Kulturschaffenden. Die zahlreichen Absagen von Veranstaltungen und aktuellen Maßnahmen zur Verhinderung einer noch stärkeren Ausbreitung des Virus seien richtig und notwendig, aber gleichzeitig müssten Bund und Länder "ihre Solidarität mit den Kulturschaffenden [...] zeigen und zeitnah einen Notfallfonds für Härtefälle [...] etablieren".

Hart mit den Verantwortlichen der Politik ins Gericht geht der Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln. In einem Facebook-Beitrag wenden sich die Veranstalter direkt an die Bürgermeisterin der Stadt und das Gesundheitsamt: "Warum lasst ihr uns so im Regen stehen? Warum müssen wir als Betreiber, Veranstalter und Kulturschaffende Entscheidungen treffen, die wir nicht treffen können und die eigentlich Ihr treffen müsstet?".

In dem am Donnerstag veröffentlichten Hilferuf wird die fehlende Bereitschaft zur Auskunft und Kooperation bemängelt. Alle Veranstaltungen müssten unabhängig von der Anzahl der Teilnehmer rigoros verboten werden, und nicht aus Solidarität und Überzeugung der Veranstalter abgesagt werden, die dann selbst dafür haften müssten. Es gehe um die Zukunft und Existenz der Betriebe.

An den Börsen befinden sich die Kurse von Konzertveranstaltern wie Eventim oder Live Nation im freien Fall. Laut einem Bericht der "Musikwoche" habe Live Nation seit dem 20. Februar einen Rückgang der Aktie um fast 50% verzeichnen müssen.

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