Die große 'Alphaoffensive' ist abgesagt. Kollegah ist sauer, und Dirk Kreuter sagt: "Kolle ist ein geiler Typ, aber auch ein Opfer".

Düsseldorf (mofe) - Eigentlich schien nichts und niemand die Schar der Kollegah-Jünger vergrätzen zu können. Bemerkenswert bereitwillig gingen die Fans den (Irr-)Weg des Musikers mit. Und so entwickelte sich Felix Blume vom Rapper zum Motivationstrainer ("Schmerz ist Lappenhaftigkeit, die den Körper verlässt"), zum Bestsellerautor und zuletzt zum Youtuber.

Mit der "Alphaoffensive", einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Verkaufstrainer Dirk Kreuter in der Kölner Lanxess-Arena, scheint der Musiker den Bogen jetzt allerdings tatsächlich überspannt zu haben. Denn für die zum "Alphamindset" aufgebauschten Binsenweisheiten Preise von bis zu 2.500€ zu verlangen, stieß selbst der treuen Fangemeinde sauer auf.

In einem Video auf seinem YouTube Kanal "Felix Blume" rudert Kollegah daher Anfang der Woche zurück und sagt die "Alphaoffensive" kurzerhand ab.

Ein echtes Schuldeingeständnis kann man von Kollegah (oder Felix Blume) natürlich nicht erwarten. Die Kritik sei ja in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Fans das Konzept nicht verstanden hätten. Gewohnt vollmundig bezeichnet er die Veranstaltung als das größte Event im Bereich "Mindset, Motivation, Business und Erfolg" (urgh), sprich: "einfach rasieren, rein in die Masse mitten im Leben" (doppel-urgh).

Alphamindset bis zur völligen Verblödung

Statt einem schnöden Konzert, hätte es "geballte zehn Stunden Power, Power, Power" gegeben, "voll hier rein in den Kopf, dass einmal der Schalter umgelegt wird". Es bleibt der Beurteilung jedes Einzelnen überlassen, ob das jetzt eine besonders erstrebenswerte Vorstellung ist.

Kollegah betont dann gebetsmühlenartig, dass es ihm nicht ums Geld gehe, aber "was ich anbiete, hat einen Wert. Ich stehe hinter allem, was ich anbiete" (es war zu befürchten). Die billigsten Tickets hätte es schon zu Schnäppchenpreisen von 69€ gegeben. Für die zwanzig 2.500€-Tickets, deren Preise er selbst nie gewollt habe, hätte man hingegen zehn Stunden an der Seite vom "super Typen" Dirk Kreuter und dem Boss persönlich verbringen können, zwei Männern mit "Skills, Mindset und Kontakten".

"Alphamindset" bis zur völligen Verblödung also. Er stehe nach wie vor hinter dem Konzept, betont Kollegah, aber es sei schlecht kommuniziert gewesen, weshalb er es jetzt absage. Die frevelhafte Frage ob man das bei so viel "Skills und Mindset" vielleicht auch besser hätte hinbekommen können, verbietet sich.

Dirk Kreuter bezeichnet Kollegah als "Opfer"

Wenige Tage später meldet sich dann auch Kollegahs Geschäftspartner Dirk Kreuter zu Wort und stellt seine Sicht der Dinge dar.

Die 2.500€-Tickets seien die Idee von Kollegahs Management gewesen. Er hätte den "geilen Content" ja bereits für 900€ verramscht. Und was wäre da nicht alles dabei gewesen ... ein Mittagessen, Eintritt ins Backstage, ein T-Shirt von Kollegah und sogar eine DVD! Um es in den Worten von Dirk Kreuter zu sagen: "mega".

Nach einem "epischen Trailer", den wir jetzt leider nie zu Gesicht bekommen werden (schnüff!), hätte man dann nach und nach auch die spottbilligen Tickets für den Pöbel rausgehauen. Und wenn du dich über diese Art der Verkaufstaktik beschwerst, dann bist du dumm, weil du keine Ahnung von Marketing hast.

"Das bring' ich meiner Putzfrau bei!"

Wir erfahren zudem, dass "Kolle ein geiler, geiler Typ" ist, aber auch ein "Opfer", weil er jetzt absagt. Bis zur Veranstaltung im September hätte man da noch einiges bewerkstelligen können. Der gute Felix sei zwar noch unerfahren im Motivationsbereich, gibt Kreuter zu. Aber: "in vier Monaten bring ich meiner Putzfrau bei, wie sie einen geilen Vortrag hält".

Dass sich manche Fans im Zuge des Vorverkaufs von Kollegah abgewendet hätten, wäre nicht so schlimm gewesen, sicher hätte er auch welche dazu gewonnen. Auch hier muss man wieder den sympathischen Geschäftsmann zitieren: "Manche Menschen hinterlassen eine Lücke, aber viele Menschen schaffen Platz für Neues".

Kolle habe "Eier", Kolle habe "Rückgrat", das habe er doch beim Echo gezeigt. Und weil er nicht so "weichgespült wie die meisten anderen Menschen" sei, möge er den Rapper. Aber bei so ein "bisschen Gegenwind" gleich einzuknicken, das sei "nicht alpha".

"Verwechsel meine Höflichkeit nicht mit Schwäche"

Derlei Anschuldigungen scheint die wunderbare Männerfreundschaft leider nicht zu überstehen. Bereits in einem YouTube-Kommentar teilt Felix Dirk mit, dass er sein Verhalten seinerseits so gar nicht "alpha" findet.

Wenig später adressiert Felix Blume seinen Geschäftspartner dann noch einmal über Instagram. Davon, dass Dirk Kreuter ein "super Typ" sei, ist mittlerweile keine Rede mehr. Stattdessen geht es nur noch darum, wer jetzt wessen "Reichweite" wollte. Mit tief ins Gesicht gezogenem Kapuzenpulli droht Felix seinem ehemaligen Buddy, er solle seine "Höflichkeit nicht mit Schwäche" verwechseln.

Wie haben eigentlich Begriffe wie Mindset, Reichweite oder Skills ihren Einzug in die bosshafte Lingo gefunden und viel wichtiger: wie bekommt man die da ganz schnell wieder raus?

Kollegah behauptet erneut beharrlich, dass ihn der Gegenwind überhaupt nicht jucke, um dann trotzdem über die Treulosigkeit der Fanbase zu jammern. "Aber so sind die Menschen, aber es ist mir egal, verstehst du, es ist mir egal." (Ja verdammt! Ich verstehe: Es.ist.dir.egal).

Wem der Unterschied zwischen den beiden Geschäftspartnern nicht klar ist, hier noch einmal zum Mitschreiben. Der Boss verbreitet seine Weisheit aus Überzeugung und Menschenliebe, bei Dirk Kreuter und seinem Team geht es nur um den schnöden Mammon.

Fotos

Kollegah

Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion)

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