Ein städtisches Förderprogramm für Hamburger Indie-Labels steht kurz vor der Umsetzung.

Hamburg (dsc) - Die Hamburger Bürgerschaft hat gestern Nachmittag ein städtisches Förderprogramm für örtliche Indie-Labels abgesegnet, wie Jan Dube, Pressesprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion (Bündnis 90/Die Grünen) der gegenüber laut.de bestätigte. Nun geht der Antrag in die nächste Runde und liegt der Hamburger Behörde für Kultur, Sport und Medien BKSM vor.

Hamburg will unabhängig bleiben!

"Digitalisierung und Internet" sind die Schlagworte im Antrag an die Hamburger Bürgerschaft vom 25. November. Indie-Labels leiden und mit ihnen der Musiknachwuchs. Zu groß sei oftmals das wirtschaftliche Risiko für die Labels.

"Musiknachwuchs wird unabhängig von Talent und Potenzial immer weniger berücksichtigt", kritisieren die Antragsteller Farid Müller, medienpolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion, und Andreas C. Wankum, Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion für Medien und Kreativwirtschaft.

Auf zu neuen Ufern!

Die erste Hürde ist genommen und mit der Bewilligung bei der Bürgerschaft wurde das Vorhaben "auf den Weg gebracht", erklärt Dube. Der nächste Schritt ist eine Bearbeitung seitens der BKSM. Dem Antrag nach soll die Förderung jährlich 150.000 Euro betragen, vorerst festgelegt auf drei Jahre. Laut Dube könnten bereits 2010 Anfragen von Indie-Labels bearbeitet werden.

Frischer Wind in der Hansestadt

Der Verband unabhängiger Musikunternehmen VUT Nord, in dessen Zuständigkeitsbereich Hamburg fällt, begrüßt die Entscheidung. Bereits zwei Jahre wurde an diesem Programm gearbeitet.

"Die Fördermaßnahmen werden wahrscheinlich nur einen kleinen Teil einer Musikveröffentlichung ausmachen, aber sie wird die Labels motivieren, neue Künstler und ihre Musik herauszubringen", kommentiert der Verband die Hamburger Entscheidung gegenüber laut.de.

Mit einer verstärkten Zuwanderung unabhängiger Labels nach Hamburg rechnet der VUT Nord jedoch nicht. Ein "positives Klima" und "frische Musik aus Hamburg" sind die erklärten Ziele der Förderung.

Keine Eifersucht in Berlin

Peter James, Betreuer der Label Commission Berlin, dem regionalen Gegenstück des VUT Nord, sieht die Entwicklung in Hamburg durchaus positiv. Er beschreibt die Antragsannahme als "Ausrufezeichen".

Seiner Meinung nach könne man durch ein solches Programm wertvolle Erfahrungen sammeln, die für ganz Deutschland relevant seien. Die Stellung Berlins als musikalisches Zugpferd sieht er nicht gefährdet. In zu kleinem Rahmen bewege sich die Hamburger Förderung.

Neue Fördermodelle müssen her.

"Ein Staatseingriff erfolgt eigentlich nur bei Marktversagen", meint James und erklärt gegenüber laut.de, dass derartige Fördermaßnahmen lediglich versuchen, die Einbußen durch den stattfindenden Strukturwandel in der Musikbranche wett zu machen. Es handle sich also nicht um eine Subvention an sich.

James bemängelt, dass viele Förderkonzepte aus anderen Sparten der Kreativindustrie einfach nicht auf die Populärmusik anwendbar seien, und fordert die Entwicklung neuer Modelle.

6 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Eine sehr logische Maßnahme, denn Hamburg hat schließlich Geld wie Heu und die Musiklandschaft der Stadt ist ganz furchtbar förderungsbedürftig...
    Im Endeffekt ist das doch nur ein Vorwand um ein paar Pöstchen zu schaffen, die dann das Geld verteilen dürfen. Da sitzt dann vermutlich ein älterer Verwaltungsfachmann und verteilt Steuergelder nach dem Zufallsprinzip entweder an Bands die es sowieso schaffen würden oder welche die eigentlich keiner braucht. So stell ich mir das zumindest grad vor.

  • Vor 15 Jahren

    Ein Grund mehr, warum ich Hamburg so schön find. :D
    Könnte dann sogar für mich relevant sein next year!

  • Vor 15 Jahren

    Berlin als musikalisches Zugpferd??????
    ...Das isses noch nie gewesen...

  • Vor 15 Jahren

    @GODSpeed (« Da sitzt dann vermutlich ein älterer Verwaltungsfachmann und verteilt Steuergelder nach dem Zufallsprinzip entweder an Bands die es sowieso schaffen würden oder welche die eigentlich keiner braucht. So stell ich mir das zumindest grad vor. »):

    Doppelte Förderung von so ziemlich jeder Grand Hotel Van Cleef- und Buback-Band also!

  • Vor 15 Jahren

    Ach ich weiß ja selber, ich bin zufrieden wenn ich meckern kann ;-)
    Aber Pessimisten sind oft einfach nur Realisten. Wo Geld ausgeschüttet wird sind immer helfende Hände parat ein bisschen davon aufzusammeln.

  • Vor 15 Jahren

    Ich frage mich, weshalb in diesem Artikel auch die Labelcommission Berlin zu Wort kommt, deren letztes Website-Update aus dem Jahr 2008 stammt? Sollte Berlin das "musikalische Zugpferd" Deutschlands sein und Labelcom deren Dach, so wünschte ich als Berliner mir mehr aktuelle Informationen im Sinne von "was passiert derzeit bei den Labels" oder "welche Entwicklung deutet sich an" usw.? Welche Relevanz soll denn ansonsten dieses zu Wort kommen ansonsten haben? Danke für Eure Aufmerksamkeit.
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    Keine Eifersucht in Berlin
    Peter James, Betreuer der Label Commission Berlin, dem regionalen Gegenstück des VUT Nord, sieht die Entwicklung in Hamburg durchaus positiv. Er beschreibt die Antragsannahme als "Ausrufezeichen". Seiner Meinung nach könne man durch ein solches Programm wertvolle Erfahrungen sammeln, die für ganz Deutschland relevant seien. Die Stellung Berlins als musikalisches Zugpferd sieht er nicht gefährdet.
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