Zwei Bücher und eine Doppel-CD erinnern an den Musiker, der am 26. Februar 80 Jahre alt geworden wäre.

Konstanz (mis) - Gestern wäre Johnny Cash 80 Jahre alt geworden. Auch neun Jahre nach seinem Tod ist die Popularität des amerikanischen Musikers ungebrochen, was die nicht enden wollende Veröffentlichungsflut an Songs und Büchern belegt.

Sein runder Geburtstag ist Labels und Verlagen da ein weiterer willkommener Anlass. So erscheint am 30. März mit "The Soul Of Truth" der vierte Teil der posthumen "Bootleg"-Serie, die Gospels und Spirituals aus den 70er und 80er Jahren versammelt. Unter den insgesamt 51 Songs befindet sich ein bislang unveröffentlichtes Album von 1975 sowie das '79er Doppelalbum "A Believer Sings The Truth" (erstmals auf CD).

Etwas schneller reagiert der Buchmarkt auf Cashs Ehrentag. Bereits Ende letzten Jahres publizierte John Carter Cash mit "Mein Vater Johnny Cash" (Knesebeck, 160 Seiten, Hardcover, 39,95 Euro) seine Erinnerungen in schriftlicher Form, nachdem er 2010 die vermeintlich letzten Aufnahmen seines Vaters auf "American VI: Ain't No Grave" versammelte.

Nun mag man zum Veröffentlichungsdrang des Sohnes stehen, wie man will, doch allein die Aufmachung von "Mein Vater Johnny Cash" verrät eine detailverliebte Herangehensweise ans persönliche Sujet. Neben 200 zumeist unveröffentlichten Fotos verleihen zehn herausnehmbare Faksimiles dem Buch den erwarteten Nimbus des Besonderen.

Exklusive Innenansichten in den Mythos Cash

So hält man wahlweise Cashs Highschoolzeugnis von 1950, seinen persönlich verfassten Songtext zu "Like The 309" oder einen an ihn selbst gerichteten Brief vom 31. Dezember 1968 in Händen, dem Jahr seines Folsom Prison-Erfolgs. Cash pflegte über Jahre am letzten Tag des Jahres als eine Art Fazit einen Brief an sich selbst zu schreiben. Auch schön: Das Familienrezept für den vegetarischen Cashburger ("invented in 1995"), in der Handschrift des Meisters zum Anheften an die Küchenpinnwand.

Inhaltlich zeichnet Carter Cash einerseits das sattsam bekannte Bild seines Vaters als strenggläubigen, leicht verführbaren und stets neugierigen Menschen und Musikers. Anhand seiner exklusiven Innenansichten füllt sich das bekannte Bild aber mit neuem Leben. So portraitiert er seinen Vater als begeisterten Chili-Koch, ebenso wie als mitunter temperamentvolles Familienoberhaupt, erzählt von einem turbulenten Angelausflug auf dem Golf von Mexiko oder von einem surreal wirkenden Zwiegespräch Cashs mit einem Bettler in New York.

Kurzbiographien über Familienangehörige sowie einige von Cashs engsten Freunden (etwa Kris Kristofferson) runden das Fanboy-Werk ab.

Das mit einem Vorwort von Kris Kristofferson versehene Buch "Cash - Die Autobiografie von Johnny Cash" (Patrick Carr, Edel, 336 Seiten, Hardcover, 29,95 Euro) erschien erstmals 1999 in Deutschland und ist Johnny Cashs zweite Autobiografie nach "Man In Black" (1975). Ende der 90er Jahre erlebte Cash gerade seinen dritten kommerziellen Frühling mit den "American Recordings"-Alben unter Rick Rubins Ägide. Er litt weder unter gesundheitlichen Problemen noch unter Medikamentenabhängigkeit und verbrachte viel Zeit in seinem Haus auf Jamaika.

Für Cash-Maniacs ist dieses Werk uneingeschränkt zu empfehlen, und sei es nur, um nachzuprüfen, welche Stellen aus beiden Autobiografien für den 2005er Hollywood-Film "Walk The Line" ausgearbeitet wurden.

"Ich will nicht faul herumsitzen und dick werden. Ich habe noch viel vor"

Neben den zentralen Themen Kindheit, Army-Zeit, Tennessee Two, Sun Records, Religion, Vietnam, die Familie Carter oder Konzerterinnerungen aus fünf Jahrzehnten blickt immer wieder Cashs feiner Sinn für Ironie und Humor durch. So witzelt er im Kapitel zu seiner Drogenabhängigkeit in den 60ern: "Kollegen aus der Musikbranche hatten von Anfang an den Eindruck, dass ich ständig high war, aber das lag daran, dass ich immer dann high war, wenn ich mit ihnen zu tun hatte." Bei einer Einladung ins Weiße Haus 1996 unterhielt er sich mit Bill Clinton über Schuhgrößen.

Sein ungebremster Arbeitseifer, von dem Fans wie Nachfahren bis heute gleichermaßen profitieren, spricht aus folgendem Satz: "Heute, 1997, bin ich in der Lage, ein sehr angenehmes Leben zu führen und so viel zu arbeiten, wie ich möchte. Ich könnte mich sogar zur Ruhe setzen. In diesem Fall müsste ich mich aber von vielen Leuten trennen, die für mich arbeiten, und das will ich nicht (...) Ich würde sie sehr vermissen. Davon abgesehen will ich nicht faul herumsitzen und dick werden. Ich habe noch viel vor." Mit "American III: Solitary Man" (2000) und "The Man Comes Around" (2002) ließ er seinen Worten bekanntlich Taten folgen.

Fotos

Johnny Cash

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