Im Angesicht des nächsten posthumen Albums veröffentlicht das Team von Juice WRLD eine Popstar-Kollabo.
Los Angeles (ynk) - Das Geschäft mit dem Erbe von Artists ist kompliziert. Wir wissen, dass Juice WRLD vor seinem viel zu frühen Tod 2019 einen gigantischen Schatz an unveröffentlichter Musik hinterlassen hat. Dass daraus noch einmal Erlesenes ausgewählt und im posthum veröffentlicht wird, erscheint nur folgerichtig.
Aber der Umgang mit toten Rappern von Tupac bis XXXTentacion hat gezeigt, dass Profitinteressen oft mehr zählen als das Erbe der Künstler. Wenn also nun die große Single für dieses neue Juice WRLD-Album plötzlich mit glattem Pop-Refrain und einem Justin Bieber-Feature daherkommt, weckt das Grund zur Skepsis. "Wandered To LA" heißt die Nummer, die das bald erscheinende "Fighting Demons" vorbereitet.
Wir bekommen hier Gott sei Dank nicht Song-Skelette wie zum Beispiel auf der Fragment-Platte "Skins" von XXXTentacion. Das ist schon ein vollwertiger Song, eine zeitgemäß-poppige Trap-Produktion, okayer Groove, okayer Refrain. Aber da kommt die Krux: Wir wissen doch alle, dass wenn Juice WRLD wirklich eine vollwertige, geile Justin Bieber-Kollabo einfach so in einer Schublade rumliegen hätte, dann wäre sie auf "Legends Never Die" erschienen - oder wir hätten zumindest schon einmal davon gehört.
Wahrscheinlicher ist eher, dass nach dem durchschlagenden Erfolg des ebenso kalkulierten "Stay" mit The Kid Laroi ihr gemeinsamer Manager Lil Bibby dachte, dass eine zusammengeschmissene Bieber-Kollabo wohl der leichteste Weg sein dürfte, die Verkäufe für "Fighting Demons" vorab nochmal so richtig anzuheizen.
Aber wenn man ehrlich ist, gibt es hier einfach wenig zu holen. Der Song klingt wie eine gehudelte Demo-Skizze für einen Beat, der noch nicht ganz fertig war. Es klingt eingängig genug, weil beide Performer Eingängigkeit in ihrem Knochenmark haben, aber gerade für Juice, der ja schon wirklich grandiose Hooks geschrieben hat, reißt das wirklich keine Bäume aus. Wie gesagt: Wäre dieser Song großartig gewesen, wäre er schon lange veröffentlicht. Es mag zwar schön und folgerichtig sein, noch den Nachlass von Juice WRLD zu hören zu bekommen, aber vielleicht sollte man statt von einem großen Event-Album lieber davon ausgehen, dass wir die Perlen seiner Diskographie inzwischen schon gehört haben.
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