Auf "Rap über Hass"-Tour: Tarek, Nico und Maxim treten aus dem Nebel und die Becher fliegen durch die Luft.
Hamburg (laut) - Mit sechs Monaten Verspätung, das Konzert im vergangenen März war abgesagt worden, fluteten gestern weit über 10.000 Rap-Fans die Hamburger Barclays Arena: K.I.Z waren im Zuge ihrer "Rap über Hass"-Tour in die Stadt gekommen, und die Berliner fuhren für die begeisterte Menge einiges auf: von der Schöneberger Crew BHZ als Support bis hin zu fast 30 Tracks und zweieinhalb Stunden Spielzeit.
Um Punkt 20 Uhr fällt endlich der Vorhang, Tarek Ebéné, Nico Seyfried und Maxim Drüner treten aus dem Nebel der Kulisse der Birkenhain Nervenheilanstalt und zünden schon nach dem ersten Song "VIP In Der Psychiatrie" die große Konfettikanone. Danach liefern K.I.Z zu oftmals wechselnden Bühnenbildern (vom Späti über Platten- und Waffenladen bis zur Deutschland-Bank) mit Bandklassikern wie "Urlaub Fürs Gehirn", "Walpurgisnacht", "Neuruppin" oder "Hurra Die Welt Geht Unter" Hit auf Hit.
Dabei kommen beim textsicheren Publikum auch aktuelle Tracks wie "Rap Über Hass" oder "Bitte Sag's Nicht Meiner Freundin" gut an- Schon nach dem vierten Song "Unterfickt Und Geistig Behindert" formiert sich die erste Wall of Death. Nicht selten reichen die Moshpits in der Arena bis zum Mischpult und kaum eine Minute vergeht, in der kein Bierbecher, wahlweise leer oder voll, durch die Gegend fliegt. Bei "Bier" und "Boom" schlagen den Fans dann Flammen entgegen. "Wie gehts euch von geil bis geil?", fragt Tarek einmal. Die sehr laute Antwort aus dem Rund: "Geil!" Zuweilen bremsen die drei Protagonisten die hervorragende Stimmung aber ein bisschen mit ihren überlangen Ansagen aus.
Es wird ein kalter Winter
BHZ-Rapper Longus Mongus unterstützt bei zwei Tracks zum Ende des ersten Drittels des Sets ("Fusion" und "Gar Nicht Mal So Schlecht"). Die gewohnten Provokationen und Bezugnahmen auf Politik und Weltgeschehen fehlen an diesem Abend in Hamburg ebenfalls nicht. Zum Track "Bier" gibts die Ansage: "Wladimir Putin will uns den Bierhahn zudrehen. Es wird ein kalter Winter." Bei "Heliumballon" befindet Maxim, der Song habe "die Kraft, den Nahostkonflikt zu lösen". Die charmant und ironisch inszenierte Selbstüberheblichkeit der drei Rapper kommt aber wohl am schönsten in der Ansage der gefaketen Angela Merkel-Stimme bei "Danke Merkel" auf den Punkt: "Wir haben uns so lange nicht gesehen. Ich schick' nen Hubschrauber!"
Fotos: Björn Buddenbohm.
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