laut.de-Biographie
K.I.Z.
Wenn vier Rapper gelangweilt aussehende Fans in schweißtriefende Stagediver verwandeln, können sie mit Fug und Recht das Prädikat Rampensäue beanspruchen. Wenn sie mit ihrer Fusion aus Persiflage und Pogorap nicht nur geneigte Headz, sondern auch Punkrock-Anhänger oder Techno-Jünger um sich scharen, tun sie gleichzeitig etwas für die interkulturelle Verständigung. Und wenn sie den Hype um die eigenen Personen so weit treiben, dass das dritte Release in Kollaboration mit Majorlabel Universal erscheint, hat Markus Staiger offenbar endlich mal das richtige Händchen bewiesen.
Der Gründer der Mutter aller Berliner Raplabel signt den aus Freiburg mit Zwischenstopp in Spanien nach Berlin eingewanderten Tarek mitsamt seinen Kollegen, den Berlinern Maxim, Euro8000 und DJ Craft im Jahr 2005. Zu diesem Zeitpunkt ist die Gruppe ein unbeschriebenes Blatt. Maxim und Tarek rappen zwar schon vorher zusammen, für Euro8000s Karriere bildet die Gründung von K.I.Z. allerdings erst den Startschuss. Lediglich der Mann an den Turntables blickt bereits auf sieben Jahre musikalisches Schaffen zurück: Jazz Hop-, Dancehall-, Nu Metal- und Punk-Projekte beschäftigen DJ Craft seit seinem vierzehnten Lebensjahr.
Im Rahmen der Royalbunker Streetalben-Offensive im Jahr 2005 lebt das Quartett mit dem "RapDeutschlandKettensägenMassaker" zum ersten Mal seine Phantasien aus. Die drehen sich des Öfteren um gegrilltes Fleisch. Woher der Spleen kommt - nach einem Konzert in Berlin liefern sie sich mit mehreren Kilogramm Gehacktem und einigen Pferderücken eine Lebensmittelschlacht - weiß niemand. Sicher ist: Das Spiel mit dem eindrucksvollen Image des psychopathischen Grillmeisters bringt die "Kannibalen In Zivil" ebenso in die Munde wie der Kulttrack "Hurensohn" auf das Instrumental von Bronski Beats "Small Town Boy".
"Kannibalen In Zivil" ist übrigens nicht der offizielle Name der Gruppe. Wahlweise stehe er für "Kriegsverbrecher In Zwangsjacken", "Künstler Im Zuchthaus", "Kriegsverbrecher In Zentralasien" oder auch jede x-beliebige andere Deutung - außer "Klosterschüler Im Zölibat", wie Tarek im Rhymin' Simon-Feature "Rosenbusch" auf "Royalbunker No.1 Sampler Vol. 2" klar stellt. Zuvor machen sich die Jungs allerdings mit dem Berliner Kollegium vertraut: Features mit Catee, Rufmord und Mach One gehen dem nächsten Release der Rapper voraus.
2006 geht mit dem Release von "Böhse Enkelz" der Rummel um das Quartett erst so richtig los. Mit Persiflagen von unter anderem den Beginnern ("Riesenglied"), Torch ("Wir Werden Jetzt Stars") und Azad ("Bong Verkippt") sichern sie sich den Ruf als J.B.O.- bzw. Weird Al Yankovics der Neuzeit. Es folgen exklusive Tracks für den "Rap City Berlin Vol. 2"-Sampler und die Juice sowie ein Feature auf Boba Fettts "Meister Des Universums".
Im Frühjahr 2007 geht das Quartett gemeinsam mit Prinz Pi und Kollegah, den man von einem kurzen Gastspiel bei der Reimliga Battle Arena kennt, auf die große "Donnerwetter!"-Tour und zelebriert den Durchbruch auch live. Zuvor hat man schon mit der Bloodhound Gang auf der Bühne stehen dürfen.
Das Mixtape mit seinem kompromisslosen, zynischen Humor findet seinen Weg aus dem Untergrund, trifft den Nerv Rapdeutschlands zielsicher und lässt Majorlabel Universal aufhorchen. Obwohl es zunächst noch einen kleinen Skandal gibt, als die Berliner vom Rock Am Ring-Festival ausgeladen werden, wo sie eigentlich die Aftershowparty gestalten sollten, weil ihre Texte Sponsor Suzuki zu hart erschienen. Ihr trockener Kommentar: "Nächstes Jahr Hauptbühne. So ist das."
So folgt im August 2007 nach mehrmaligem Verschieben des Releasedates das zweite Studioalbum "Hahnenkampf" in Zusammenarbeit von Royalbunker und Universal, nachdem die vorhergehende "Das Album Ist Fertig Und Wir Zeigen's Euch"-Tour die Spannung ausreichend gesteigert hat. Als dritte Tour in nur einem Jahr folgt im Herbst die "Raus Aus Dem Körper, Rein In Den Club"-Tour. Doch der Wahnsinn hat gerade erst begonnen.
Mit ihren folgenden Alben "Sexismus Gegen Rechts", "Urlaub Fürs Gehirn" und "Hurra Die Welt Geht Unter" erreichen die Berliner hohe Platzierungen in den Charts.
Nach 17 Jahren brauchen die Berliner trotzdem eine Pause von ihrer eigenen Band. 2017 veröffentlichen sie unter dem Namen Die Schwarzwälder Kirschtorten die Schlager-Satire "Glück gehabt". Ein Jahr später folgt gemeinsam mit Künstlern von Nord Nord Muzikk als Verbales Style Kollektiv das Reminiszenz-Album "Wo die wilden Kerle flowen". Darauf zollt die Supergroup dem Style und den Werten der Neunziger Hip Hop-Kultur Respekt.
DJ Craft genügt der Urlaub von K.I.Z. nicht. Im Februar 2018 gibt die Gruppe die Trennung von ihrem Discjockey bekannt. Dieser wolle sich verstärkt auf seine Arbeit als DJ konzentrieren. Aber auch als Trio denken K.I.Z. nicht ans Aufhören und steuern festen Schrittes auf zwei Jahrzehnte Hip Hop-Wahnsinn zu.
Ihre abgedrehten Texte voller Ironie und Systemkritik sticheln bewusst und ecken an. Ob nun Lieder über Hitler, die mit Henning May von Annenmaykantereit eingespielte Single "Hurra Die Welt Geht Unter" oder Auftritte als Militärdiktatoren – die Provokationskunst der Kannibalen In Zivil kennt keine Grenzen.
4 Kommentare mit 4 Antworten
Und fuer mich sind sie bis heute deutschrapmaeßig noch immer unerreicht.
Ich bin mir nicht ganz sicher warum, aber hasse K.I.Z. und ihre Musik. Wirklich und von ganzem Herzen.
Und ich verstehe ihre Texte und die dazugehörigen Bühnenshows durchaus und trotzdem find ichs scheiße. Schlicht und einfach... Steinigt mich, aber davon krieg ich Ohrenkrebs.
Keine Sorge. Jeder, der nicht beim Betthüpfen zu oft mit dem Kopf gegen die Decke gestoßen ist, wird dir zustimmen.
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Hey hier gast 0 8 fuffZhen Isa willste deine meinung nicht nochmal über--denken??? oder du hast schon ohrenkrebs!!! aber weil ich ditt nich glaube hier!!! die platte is zu weit forne!!! https://www.youtube.com/watch?v=0nouhZQqtx4
Jau!!!! Ditte is wirklick dicke, duuuuu
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