Die Düsseldorfer eröffneten das neue Festival, bei dem u.a. noch The Notwist mit "Neon Golden" und Torch mit "Blauer Samt" auftreten.
Düsseldorf (sla) - "Ein Musikfestival, wie es bisher nicht existierte".
Ein milder Dezemberabend am dritten Adventswochenende. Vor dem Eingang des Kulturzentrums zakk in einem dunklen Düsseldorfer Gewerbegebiet tummeln sich die ersten Besucher eines neuen und besonderen Festivals.
Es geht um Platten. Genauer gesagt um Lieblingsplatten, um wichtige dazu. Und darum, diese einmal live zu erleben. Ganz offensichtlich steht zur Eröffnung des Events, der noch bis zum 17. Dezember andauert, ein Klassiker an.
Die rund 1.000 Besucher warten auf die Fehlfarben, die sich vom Zakk dazu bewegen ließen, ihr Meisterwerk "Monarchie Und Alltag" von 1980 zurück auf die Bühne zu holen. Komplett am Stück. Von "Hier Und Jetzt" bis "Paul Ist Tot". Und mit Gründungsgitarrist Thomas Schwebel, der der wiedervereinigten Band eigentlich nur bis 2008 angehörte. "Die Bestechungssumme war groß genug", verriet uns Saxophonist und Keyboarder Frank Fenstermacher im Vorfeld.
Zur Musik ist 36 Jahre nach Veröffentlichung eigentlich alles gesagt. Als die siebenköpfige Gruppe pünktlich um neun die ersten Stotterakkorde von "Hier Und Jetzt" anstimmt, gilt die volle Konzentration der Art und Weise des Vortrags. Eine Momentaufnahme aus jungen Jahren, wiedergegeben von Musikern um die 60. Kann das funktionieren?
Noch immer rau und aufwühlend
Ja, irgendwie schon. An den immer leicht linkischen Bewegungsabläufen von Sänger Peter Hein kann man sich nach wie vor nicht satt sehen. Und es ist zwar keine Überraschung, dass die Kombination aus der zufrieden grinsenden Band und dem widerborstigen Geist der Stücke zunächst skurril anmutet. Doch genau hingehört, klingen die Fehlfarben immer noch rau, aufwühlend und - vor allem dank Saskia von Klitzing, die wie immer den aus gesundheitlichen Gründen verhinderten Originaldrummer Uwe Bauer ersetzt - recht tight.
Am Ende steht Thomas Schwebel einsam auf der Bühne. "Paul Ist Tot" verklingt mit seinen uhrwerkartig wiederholten Dead Notes. Heute sind es einige Dutzend mehr als auf der Originalaufnahme, so als gelte es kurz innezuhalten nach dieser geschichtsträchtigen Vorstellung - und bevor es weitergeht.
Ein paar neue Sachen werde man noch spielen, kündigt Hein an, als er glückselig auf die Bühne zurückspaziert kommt. Schwebel macht Platz fürs solide Spät-Spätwerk der Fehlfarben, sieht sich den zweiten Teil der Show von der Empore an. Zumindest so lange, bis zur finalen Zugabe noch die ganz alte Kamelle "Große Liebe (Maxi)" ausgepackt wird.
Am Tag darauf sind The Notwist mit "Neon Golden" beim Lieblingsplatte Festival dran.
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