Zahlen schlecht, Stimmung gut - die Musikbranche übt sich auf der Kölner Popkomm wie schon in den vergangenen Jahren in trotzigem Optimismus.

Köln (joga) - In seiner heutigen Eröffnungsrede zur Popkomm in Köln hat Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement die Schallplattenindustrie ungewöhnlich deutlich kritisiert. Im Hinblick auf die derzeitigen Bemühungen - vor allem der US-Labels - sagte Clement, dass "es um ein Hersteller-Kundenverhältnis nicht zum besten steht, wenn beide Parteien hauptsächlich über Gericht miteinander kommunizieren".

Doch auch daran, dass es überhaupt so weit gekommen sei, sei die Musikindustrie nicht unschuldig. Der Minister nannte "Versäumnisse beim Künstleraufbau und ein allgemein weniger attraktives und breitgefächertes Angebot" als mögliche Gründe für die in Deutschland besonders stark gefallenen Umsätze und machte sich in dem Zusammenhang auch für eine "nationale Radioquote" stark. Auch bemängelte er, dass "auf technische Entwicklungen zu spät oder rein abwehrend reagiert wird".

Ausdrücklich begrüßte Clement, "dass sich die deutschen Major-Labels endlich geeinigt haben und nun eine legale Alternative für Musik-Downloading bereitstellen wollen". Damit bezog er sich auf die Ankündigung von Gerd Gebhardt, dem Vorsitzenden der deutschen Phonoverbände, der sich am Vormittag bei der Vorstellung der deutschen Download-Plattform PhonoLine, die im Herbst ihren Betrieb aufnehmen soll, sehr optimistisch gezeigt hatte.

Auch sonst herrschte wider Erwarten recht gute Stimmung am Eröffnungstag der Musikmesse. Zwar hat vor allem die Zahl der großen und aufwändigen Stände wieder stark abgenommen, immerhin fehlen dieses Jahr auch so traditionsreiche Musikunternehmen wie MTV oder Virgin. Doch die, die gekommen sind, üben sich in trotzigem Optimismus.

Dass man auf der Popkomm auch im Krisenjahr 2003 wieder viele fröhliche Gesichter sieht, mag auch mit der (teilweisen) Öffnung der Messe für das normale Publikum zusammen hängen. Denn wenn das jugendliche Party-Volk schon vormittags auf der Popkomm Public-Bühne zu Scooters Techno-Klängen zuckt, oder sich 12-jährige Mädels nach Before Four-Autogrammen heiser schreien, wird deutlich, dass es in dieser Branche nicht nur um Zahlen und Bilanzen geht, sondern auch um Träume und unerfüllte Sehnsüchte.

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