Wer schuld ist an der Krake Online-Piraterie? Die Plattenlabels selbst natürlich, findet Slipknot-Fronter Corey Taylor.
London (ebi) - Corey Taylor geht mit der Zeit und fordert die Musikindustrie auf, endlich damit aufzuhören, illegalen Downloadaktivitäten hinterher zu jagen. Vielmehr sollten die Plattenlabels ihre Energie dafür verwenden, ordentliche Bands unter Vertrag zu nehmen.
Man könne die Schuld an den zurückgehenden Albumverkäufen nicht einfach auf die illegalen Downloads zurückführen. "Wieso klagt ihr die Leute an, die Musik herunterladen? Die Hälfte der Alben ist scheiße. Ich bin kein Downloader, aber ich kaufe auch keine neue Musik, weil sie beschissen ist", sagte der Slipknot-Frontmann in einem Kerrang-Interview.
"Jeder Depp kriegt einen Plattenvertrag"
Es gebe zwar eine Handvoll guter Bands, er bevorzuge aber ältere Musik. Die Qualität der aktuellen Produkte sei das Problem. Es würden Sachen promotet, die nicht mal durchschnittlichen Standard aufweisen: "Dann finden die Leute natürlich, dass die das Geld nicht wert sind."
Taylor hat deshalb eine einfache Lösung des Problems parat: "Wenn die Labels aufhören würden, jedem daher gelaufenen Deppen einen Deal zu geben, würden sie auch wieder mehr Platten verkaufen."
23 Kommentare
Bis zu einem bestimmten Punkt hat er natürlich recht. Nur wenn man darüber nachdenkt, übertreibt er maßlos. Was gute Musik ist, dass liegt im Auge des betrachters. Wenn nur noch das vertickt wird, was die Allgemeinheit als gut abstempelt, dann brauchen wir nur noch Tokio Hotel, US 5 und die andern Konsorten.
Ich fidne es allerdings falsch die Leute zu schnappen, die sich Mucke runterladen. Man sollte die schnappen, die die Mucke ins Netz stellen. Vorallem die, die das auch noch kommerziell machen.
@ratte40k (« Wenn nur noch das vertickt wird, was die Allgemeinheit als gut abstempelt, dann brauchen wir nur noch Tokio Hotel, US 5 und die andern Konsorten. »):
Genau das stört ihn doch, er will doch das Gegenteil.
Er möchte nicht mehr diesen von mittelmäßigen Künstlern überschwemmten Markt, der nur so vor Kommerz und Geldgeilheit stinkt. Er will ordentliche Musik, dafür nicht so viel. Das Geld sollte lieber weniger Künstlern zu Verfügung gestellt werden, jedem einzelnen dann entsprechend mehr.
@ChiliGonzales (« Genau das stört ihn doch, er will doch das Gegenteil. »):
Ja, er. Aber doch nicht die dicke Mama von der Straße mitsamt ihren Kindern. Die sind doch anscheinend glücklich mit ihrem 08/15. Und die wollen auch kein perfekt quergepickeltes Musikgenie, sondern kriegen das Glitzern in die Augen, wenn sie ein neues Hochglanzposter ihres schmuck gestylten Lieblingsstars an die Wände dübeln können.
Zitat (« Er will ordentliche Musik, dafür nicht so viel. Das Geld sollte lieber weniger Künstlern zu Verfügung gestellt werden, jedem einzelnen dann entsprechend mehr. »):
Problem ist halt, daß man das Geld in erster Linie mit der Musik für die breite Masse macht, und nicht mit der für qualitätsbewußte Ausnahmeerscheinungen.
Gruß
Skywise
@Skywise (« @LF (« Aber: Die Leute, die 0815 Musik hören, kennen eben oft nichts besseres. Würde man gute Musik auch entsprechend vermarkten, wäre das ganz anders. »):
Ja, nur - was bringt es Dir? Die "bessere" Musik erkennt man letzten Endes daran, daß sie sich von der Masse in bestimmten Bereichen abhebt. Ohne den Mainstream ist eine Definition von "besserer Musik" nur noch schwer möglich. »):
Nicht unbedingt, dann wäre Mainstream per se "schlechte" Musik und das finde ich so etwas übertrieben gesagt.
Den Artikel vestehe ich so, dass er diese Einstellung der Labels ankreidet, so schnell wie möglich so viel aus einer Band oder einem Künstler rauszuquetschen wie's nur geht, und das auf Kosten der Qualität. Es ist nun mal ein Unterschied, ganz abgesehen vom Musikgeschmack, ob eine Band pro Jahr ein Album rausbringen muss dessen Songs per Fliessbandverfahren geschrieben/produziert wurde oder ob die Band sich auch mal 2 Jahre Zeit lassen kann.
Und die 08/15-Konsumenten kaufen nun mal das, was gerade "in" ist und was ihnen vorgesetzt wird. Da haben die Labels, die diese Fliessbandbands aggressivst promoten sicher mit Schuld dran.
Klar haben die tiefen CD-Verkaufszahlen noch andere Gründe, z.B. haben die Labels vor Jahren schon komplett verschlafen sich mit der Sache auseinanderzusetzen. Benutzerfreundliche Internet-Präsenzen wie I-Tunes hätte es schon viel, viel früher geben sollen. Und die kopiergeschützten Songs sind reine Schikane, was nützt mir ein mp3-File wenn ich es nicht auf meinen Player laden kann? Bei so einer Denke müssen die sich nicht wundern, wenn so viele weiterhin illegal downloaden.
@larimar (« Nicht unbedingt, dann wäre Mainstream per se "schlechte" Musik und das finde ich so etwas übertrieben gesagt. »):
Wollte ich auch so nicht sagen; den Mainstream definiere ich allerdings eher mal als "kleinsten gemeinsamen Nenner" der meisten Musikkonsumenten.
Zitat (« Den Artikel vestehe ich so, dass er diese Einstellung der Labels ankreidet, so schnell wie möglich so viel aus einer Band oder einem Künstler rauszuquetschen wie's nur geht, und das auf Kosten der Qualität. Es ist nun mal ein Unterschied, ganz abgesehen vom Musikgeschmack, ob eine Band pro Jahr ein Album rausbringen muss dessen Songs per Fliessbandverfahren geschrieben/produziert wurde oder ob die Band sich auch mal 2 Jahre Zeit lassen kann. »):
Hm.
Abermals hm.
Sagen wir's mal so: man *kann* den Artikel mit Sicherheit so deuten, allerdings glaube ich eher, daß das Problem ein wenig tiefer geht und viele Labels mittlerweile versuchen, aus einer Band oder einem Künstler *mehr* als möglich rauszuquetschen. Wenn ich mal meinen Blick über die Schallplatten streifen lasse, die ich hier aus den 40er bis 70er Jahren stehen habe, dann sehe ich da viel Arbeit, die innerhalb weniger Monate oder sogar weniger Wochen, wenn nicht sogar weniger Stunden, geleistet wurde, und dabei kam vielleicht nicht immer Spitzenqualität raus, aber doch sehr häufig zumindest etwas, das man sich ohne Reue anhören konnte (auch nicht immer, zugegeben). Da gibt es Interpreten, die innerhalb von zwei Jahren fünf Alben mit teils grenzgenialen Sachen rausgebracht haben und die sich auch gut verkauft haben. Das zeigt mir, daß ein wirklich guter Interpret eben auch schnell arbeiten kann und für Qualität nicht unbedingt zwei Jahre Zeit braucht. Nur werden anscheinend immer weniger von diesen Vollblutmusikern unter Vertrag genommen. Jedenfalls nicht mehr im Pop- und Rock-Sektor. Oder alternativ hat sich einiges insofern gewandelt, daß die Arbeitsbedingungen nicht mehr optimal sind ...
Zitat (« Und die 08/15-Konsumenten kaufen nun mal das, was gerade "in" ist und was ihnen vorgesetzt wird. Da haben die Labels, die diese Fliessbandbands aggressivst promoten sicher mit Schuld dran. »):
Zitat (« Klar haben die tiefen CD-Verkaufszahlen noch andere Gründe, z.B. haben die Labels vor Jahren schon komplett verschlafen sich mit der Sache auseinanderzusetzen. »):
Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich glaube schon, daß das eine oder andere Label bereits früher eigentlich ganz gerne anders gewollt hätte, aber da war einerseits die Akzeptanz vonseiten der Internet-Nutzer nicht da (wer nuckelt sich schon gerne ein Lied über Modem aus dem Netz?) und andererseits die Möglichkeiten der Abrechnung, bzw. diese waren viel zu kostspielig.
Es gibt noch andere Gründe, die gerade bei den kleinen Labels gegen die Einrichtung solcher Online-Shops gesprochen haben ... da gab's mal einen ziemlich interessanten Artikel in einer Musikzeitschrift ... mal schauen, ob ich den noch irgendwo ausbuddeln kann - dürfte mittlerweile auch schon wieder sieben oder sogar acht Jahre alt sein ...
Gruß
Skywise
erstmal vorweg: die weniger werdenden verkaufszahlen haben sicherlich auch was mit dem preis zu tun... "warum n ganzes album kaufen, auf dem einem vieleicht nur ca. 3 songs gefallen, wenn ich die 3 songs auch umsonst oder billig ausm inet kriege?" - das denken sehr sehr viele. zweitens wie schon oben erwähnt kommt auch immer mehr müll auf den markt... so eintagsfliegen wie die ganzen casting-bands z.b., von denen hört man ja nach ungefähr einem jahr so gut wie gar nix mehr.
und an den anonymus: klar halte ich nach angeboten ausschau. aber die sind ja nunmal auch nicht die regel. so aktionen wie z.b. die englischen plattenladen-ketten zavvi und hmv haben mit 3 CDs für 20 pound oder alben einfach auf 5 pound discount-preis setzen, wenn sie älter sind: das findet man in deutschland eigentlich nur selten und wenn auf so ner art grabbeltisch wo sonst nur müll is... billig CDs bzw. ladenhüter sind in deutschland ne eigene rubrik in den läden, in den oben genannten ketten standen solche angebote normal zwischen den andern CDs einer stilrichtung eingeordnet, mit einem entsprechenden aufkleber versehen
UND warum zur hölle hab ich in diesen läden alle CDs für in der regel 3€ weniger als in deutschen läden gesehen?!