Rammstein und andere Bands bieten ihr Oeuvre derzeit als schickes Box-Set an. Dafür muss man aber teils ganz schön tief in die Tasche greifen ...

Schellack-Spatenkirchen (alc) - Musikfans sind ja oft völlige Nerds. Diese Spezies scheint mitunter bereit, für Tonträger Beträge auf den Tisch zu legen, angesichts derer eher ein Gang zum Suchtberater angebracht wäre.

Dank dieses Sockenschusses wittern Labels Morgenluft: Sie lassen Hinz und Kunz ihr gesamtes Oeuvre in (zum Teil) aufwendig gestaltete Boxen packen, binden ein Schleifchen drum, legen ein paar Bonbons in die Schachtel und verkaufen das Ganze dann als Limited Dimpfelmoser-Edition, am besten handnummeriert, mit güldenem Büttenpapier ummantelt, parfümiert und mundgeblasen.

Richtig zur Geltung kommt solches im Schallplatten-Format. Da wiegt das Paket schon einmal mehr als deiner Omma ihr klein Häusken. Am besten in farbigem Vinyl, remastert und mit großformatigen Booklet samt doller Bülders.

Rammstein haben dieser Tage ein Paradebeispiel vorgelegt, wie man eine solche Veröffentlichung groß aufziehen kann. Wir zeigen euch hier weitere Beispiele, wie man sein Geld (mehr oder weniger) vernünftig in schwarzem oder farbigem Gold anlegen kann.

Living in a box!

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13 Kommentare mit 6 Antworten, davon 9 auf Unterseiten

  • Vor 8 Jahren

    Dass sich die Industrie überhaupt die Mühe macht wieder Vinyl auszugeben ist grundsätzlich eine gute Sache. Und da die Zielgruppe halt trotz Vinylboom immer noch sehr klein ist, ist es auch nicht so verwunderlich dass für diese Kleinstauflagen satte Preise verlangt werden. Und diese Zielgruppe scheint ja auch vorhanden zu sein. Ich vermute, und das ist nur meine unbedeutende persönliche Einschätzung, dass sich Käufer solcher Releases eher erst seit kurzem, also seit dem neuerlichen Vinylboom, überhaupt mit diesem Medium befassen. Daran ist nichts falsch, im Gegenteil, jeglicher Aufschwung dieses Mediums ist absolut zu begrüssen! Wenn ich erst seit wenigen Jahren Vinyl sammeln würde, wäre ich mehr als happy wenn möglichst viele meiner Lieblings-Bands möglichst viel Vinyl auf den Markt werfen würden.
    Ich selber sammle Vinyl seit Anfang 80er, als ich meine erste Platte kaufte gab es die CD noch gar nicht. Jeder hatte eine Hifi-Anlage mit Tapedeck, nem Receiver und nem Plattenspieler zu Hause. Das aber nur am Rande.
    Wie gesagt, ich liebe es, dass es heutzutage wieder von wirklich vielen Neuveröffentlichungen Vinyl zu kaufen gibt. Vor wenigen Jahren, spätestens als Technics die Produktion der MKs einstellte, hätte ich das nicht zu hoffen gewagt. Wenn ich aber ältere Sachen für meine Sammlung suche mag ich dann doch nicht auf die in diesem Artikel erwähnten neuaufgelegten "Luxusboxen" zurückgreifen, sondern gehe lieber auf Plattenbörsen oder suche mir das originale Zeug auf Discogs zusammen. Anyway, die Hauptsache ist dass Vinyl weiterlebt. Möge es so bleiben!

    • Vor 8 Jahren

      Als ich mir vor etwa dreißig Jahren meine Musikanlage gekauft habe, hatte mir der Verkäufer noch von der Plattenspieler-Komponente abgeraten. Dem CD-Spieler gehöre die Zukunft. Den Plattenspieler habe ich mir dann kurze Zeit später dazu gekauft, obwohl ich zwar überwiegend CDs erworben habe, aber auch ausnutzten konnte, dass damals Vinyl in manchem Laden als neuwertige Schnäppchen zu bekommen waren.

    • Vor 8 Jahren

      Ne, sehe ich komplett anders. Dass sich die große Industrie wieder für Vinyl interessiert, ist alles andere als positiv zu betrachten.

      Schallplatten sind in den letzten Jahren entsetzlich teuer geworden (und das schließt Nischenmusik von wenigen Ausnahmen abgesehen mit ein), obwohl die Qualität der Tonträger nach wie vor miserabel oder gefühlt noch schlechter geworden ist. Das hat wohl damit zu tun, dass Verpackungen immer aufwendiger geworden sind (und damit gleichzeitig: weniger funktional hinsichtlich der Klangqualität, bedruckte Innenhüllen z. B.), aber auch damit, dass es nur ziemlich wenige Presswerke gibt. Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, ist einigermaßen klar, was passiert: Preise steigen und die Qualität sinkt, weil niemand mehr Zeit hat, die notwendige Zeit in eine Vinylproduktion zu stecken.

      Ich glaube, die einzigen Leute, die von der aktuellen Entwicklungen profitieren, sind die, die das aktuelle Lana-del-Ray-Album auf Vinyl haben wollen (was ja legitim ist) und dafür bereit sind, tief in die Tasche zu greifen. Alle anderen sind gefickt oder zumindest schlechter dran.

      Hätte ich mal was Vernünftiges gelernt....

    • Vor 8 Jahren

      Sehe es auch so, dass die aktuelle Tendenz zu teureren Vinyl-Releases eher mit Sorge zu betrachten ist. Dabei spreche ich nicht von den aberwitzigen Deluxe-Boxen, sondern von den "normalen" Releases. Kosteten neue Platten bis vor kurzem noch in der Regel um 20 Euro bewegt man sich so langsam bei ganz normalen Releases in Richtung 25 Euro und höher. Das nervt, weil damit klar wird, dass die Plattenfirmen ein Klientel wittern, dass man ausnehmen kann. Ich bin dazu jedoch auf Dauer nicht bereit. Klar zahle ich gerne mehr für eine gute Platte, weil ich sie sowohl als haptisches als auch auditives Erlebnis ansehe, aber das heißt nicht, das ich bereit bin jeden Preis zu zahlen. Wenn das so weiter geht, dann verabschiede ich mich irgendwann wieder bzw. beschränke mich auf Flohmärkte, um meinem Hobby zu fröhnen!

    • Vor 8 Jahren

      Mal ne Frage. Früher mussten schon bei der Liedreihenfolge eines Albums Rücksicht auf das Klangverhalten der Platte genommen werden. Weil scheinbar die Bässe weiter hinten abnehmen. Oder so ähnlich. Auch konnte man nicht alle akustischen Aufbretzel-Schweinereien benutzen, weil das Vinyl dies nicht immer übertragen kann oder verträgt. Wie ist das heute? Wird einfach ein Album auf die Platte geklatscht? Wie kann ich mir das vorstellen? Soll ja auch neue Platten geben, die überhaupt keinen "Vorteil" bringen. Da wird dann nur der Vinyl-Fanboy ausgenommen, was die "Süße" des Vinyl-Comebacks ordentlich versalzt. Einfach eine neue Einnahmemöglichkeit, für die ein "Vinyl-Spinner" das Geld hinlegt. Ich wünsche mir ein "majestätisches" Comeback der Platte, und nicht nur das neue Geschäft mit den Blöden.

    • Vor 8 Jahren

      Das ist bei den heutigen Platten immer noch so, sprich sie benötigen ein spezielles Mastering - einfach von CD oder Mastertapes auf Platte geht nicht. Was den Klang angeht, kann das auch mal in die Hose gehen. Deswegen ist die Vinyl-Erstellung auch echtes "Handwerk". Was den Vorteil in Sachen Klang angeht, da bin ich selbst eher skeptisch. Wie im HiFi-Bereich üblich ist da auch viel "Voodoo" im Spiel. Mancher meint es wäre ein besserer Klang, mancher nicht. Das ist für mich allerdings zweitrangig (außer er ist mies): Für mich ist es tatsächlich eher ein haptisches Erlebnis als auch die Tatsache, dass ich mir ganz in Ruhe überlege, welche Platte ich auflege und mir dann auch die Zeit nehme, sie aufmerksam zu hören - Stichwort: Entschleunigung. MP3's liegen entweder auf dem Handy oder dem Rechner, ergo: Man ist stets versucht kurz Mails zu checken oder zu surfen. Daher sind MP3's für mich was für unterwegs und ich möchte sie keinesfalls missen. Aber für den Genuß macht es mehr Spaß eine Platte aufzulegen.

  • Vor 8 Jahren

    Und noch was, das soll in keinster Weise ein Statement gegen andere Medien sein, im Gegenteil. Meine CD Sammlung steht zwar, nach ihrer Digitalisierung, seit einigen Jahren im Keller, aber ich würde sie nie weggeben. Spotify? Ich liebe es! Es lässt mich so viel neue Musik entdecken wie es kein anderes Medium je gekonnt hat (was dann wiederum in diversen Vinylkäufen und Konzertbesuchen endet). Am Ende des Tages geht es doch nur um die Musik, das Medium ist doch zweitrangig (illegaler Konsum sei hier jetzt mal ausgenommen). Aber wie gesagt, das ist nur meine bescheidene Meinung. All noise is beautiful! ;-)

  • Vor 8 Jahren

    Es ist sehr zu begrüßen, dass es wieder LP's zu kaufen gibt. Zu den unzähligen Fans meiner Generation (50+) der schwarzen Scheiben gesellen sich durch das Angebot an neuem Vinyl nun jüngere Leute. Für mich bedeutet entspanntes Musik hören, das sich etwas "dreht". Sei es die Platte auf dem Dreher oder die Spulen auf den Bandmaschinen. Die überwiegend künstlerisch aufgemachten Cover der Platten komplettieren die Szenerie und der Eigengeruch der schon "ewig" eng nebeneinander stehenden Plattencover "duftet" eigentlich überall gleich. So ist Schallplatten hören ein Gesamtkunstwerk, dass jedem zugänglich sein sollte. Die klangliche Tiefe und Dynamik der analogen Musikquelle ist meiner Ansicht nach durch nichts aus dem Hause "Digital" zu toppen. Analog ist nicht tot und Vinyl der einzige Tonträger der unvergänglich im Sinne von Datenverlust ist. Sieht man mal von einer mechanischen Zerstörung ab. Aus diesem Grund habe ich seit meiner ersten "Scheibe" an, keine von ihnen verliehen oder auf anderen Drehern abspielen lassen. Das stieß hier und da auf Unverständnis, bedeutet aber für mich auch heute noch "knisterfreien" Hörgenuss bei meinen etwa 300 LP's.

    • Vor 8 Jahren

      Insgesamt stimme ich dir inhaltlich zu, Schallplatten hören lässt den Musikgenuss bewusster werden.
      Das mit der besseren Klangqualität ist aber, eine gleichwertige Produktion ohne Loudnesswar usw. vorausgesetzt, nicht richtig. Digital ist hier der Platte technisch klar überlegen. Es gibt Musik, die ich mir z.b lieber auf CD anhöre. Nine Inch Nails z.b.

  • Vor 8 Jahren

    Also ich bin durchaus ein Vinyl-Nerd, aber ich zahl trotzdem keine 269 € für eine Rammstein-Box, obwohl ich schon lange auf Reissues warte. Auch keine 400+- für die Queen-Box, die alten LPs gibt es gebraucht für kleines Geld.