Mit "Gier" liefern Gewalt den inoffiziellen Song zur WM in Katar. Patrick Wagner empfiehlt Manuel Neuer und Joshua Kimmich ein starkes Zeichen.

Berlin (mis) - Die Berliner Noiserock-Band Gewalt hat ein Video zu dem bereits älteren Song "Gier" veröffentlicht - und damit pünktlich zum WM-Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft heute gegen Japan ein Statement gesetzt. Im Gegensatz zum offiziellen WM-Song "Tukoh Taka" von Nicki Minaj, Maluma und Myriam Fares, der Spiel und Spaß im Wüstensand illustriert, tauchen im Gewalt-Clip mit Sepp Blatter und David Beckham zwei Symbolfiguren dieses Turniers auf, die eher die aufgeheizte mediale Diskussion um Bestechung und Menschenrechtsverletzungen zum Thema machen.

In einem 11Freunde-Interview schlägt Sänger Patrick Wagner zwei Spielern eine konkrete Handlungsempfehlung vor: "Manuel Neuer und Joshua Kim­mich sollten sich beim nächsten Spiel küssen. So richtig mit Zunge. So wie es Ramm­stein in Russ­land getan haben. Das wäre mal ein State­ment."

Wagners Kommentar bezieht sich auf ein Rammstein-Konzert in Moskau vor drei Jahren, wo sich die Gitarristen Richard Kruspe und Paul Landers auf der Bühne geküsst hatten, um damit die in Russland angefeindete LGBTQIA+-Gemeinde zu unterstützen. Der Musiker, der selbst Fußball-Fan ist und das Turnier boykottiert, sei angesichts des hochwertigen Bildmaterials um eine künstlerische Aussage nicht mehr drumherum gekommen: "Als ich das Hoch­glanz-Video von David Beckham auf einer Yacht in Katar gesehen habe, der für 180 Mil­lionen Wer­bung für Katar macht, wusste ich, dass wir mit ​'Gier' den per­fekten WM-Song geschrieben haben." Die Schuld an der Entwicklung des Systems Profifußball solle man jedoch nicht den Spielern geben. Wagner plädiert für "Gehalts­ober­grenzen, mehr Mit­spra­che­recht der Mit­glieder, ein Draf­ting-System und gerech­tere Fern­seh­gel­der".

Schon nach wenigen Tagen ist dem Turnier in Katar der Titel 'Umstrittenste Fußball-WM aller Zeiten' nicht mehr zu nehmen. Nicht nur Fifa-Boss Gianni Infantino gießt mit verheerenden öffentlichen Auftritten derzeit Öl ins Feuer der Kritiker*innen an der WM im Wüstenstaat. Auch Hymnensänger Maluma schien kürzlich im israelischen Fernsehen mit der politischen Dimension seines Engagements überfordert. Als er gefragt wurde, wie er es mit der problematischen Menschenrechtslage im Gastgeberland hält, verließ er mit den Worten "Du bist unhöflich" das Studio.

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