laut.de-Kritik
Umhüllt von einem wohlig warmen Instagram-Filter.
Review von Sven KabelitzPeter Gabriel und Jack Johnson liegen in ihren Bambus-Liegestühlen und lassen sich von Phil Collins und Milow mit Palmenblättern Luft zuwedeln. Die gelbe Sau küsst den Horizont und liebreizende Damen reichen den beiden Stars einen Cocktail nach dem anderen. Die Wellen brechen und rollen sanft dem Strand entgegen. Überdrüssig von seinem verkopften Wesen wendet sich Peter mit einem Green Monkey in der Hand zu Jack und schlägt vor: "Komm, lass uns mal ein vergnügt sommerliches Album machen." Sagt Jack: "Okay."
Gut, diese Begegnung wird es so wahrscheinlich nicht gegeben haben. Das Ergebnis liegt aber mit "Write It On Your Skin" von Newton Faulkner vor. Die Stimme bei Gabriel geborgt, die Fröhlichkeit bei Johnson entliehen, frohlockt sich der englische Rotschopf durch zehn sommerliche Songs. Ohne Verzögerung legt sich ein warmer Instagram-Filter ums eigene Empfinden.
Die Stärke des Engländers liegt bei den Midtemponummern. An "Pick Up Your Broken Heart" ist mit Nexus ein Songwriterteam beteiligt, dass bereits an Hits von Lana Del Rey, Hurts und Morten Harket mitgeschrieben hat und zu denen "X Factor"-Hitschreiber David Sneddon zählt. Entstanden ist eine nachdenkliche Momentaufnahme voller Zuversicht. "Embrace Your Future / Kiss Your Past Goodbye / Pick Up Your Broken Heart."
Den größten Eindruck hinterlässt "Long Shot", ein Aufruf zur Autarkie und Absage an den religiösen Glauben. "With Your Shoes Off / Balancing On Roof Tops / You Put Your Faith In Preachers / I Put My Faith In Me." Nur von seiner Gitarre, Percussion und einer Zither begleitet, zeigt Faulkner, was mit etwas mehr Fokussierung und ohne ungelenke Anbiederung an ein Radiopublikum möglich gewesen wäre.
In "Clouds" fügt der Sänger seinem ausgefuchsten Gitarrenspiel Berge von elektronischen Spielereien und hemdsärmeliger Dödelei an. Ein aufdringlicher Refrain bringt den Song endgültig zum Kippen und hinterlässt den Eindruck, einer besseren Melanie C-Nummer beigewohnt zu haben.
Der größte Vorteil an "Write It On Your Skin" bleibt auch der größte Nachteil. Seine alles durchdringenden Sonnenstrahlen treffen auf unsere Kollektoren, doch sobald man auf "aus" schaltet, geht die Energie schneller verloren, als man Singer/Songwriter sagen kann. Es fehlt am Langzeitspeicher. Einen Sommertag lang kann das Album perfekte Untermalung sein, am nächsten weiß man schon nicht mehr warum. Newton Faulkner bleibt flüchtig. Wenn er nicht hier ist, ist er auf dem Sonnendeck: "Und alles was ist dauert drei Sekunden / Eine Sekunde für vorher, eine für nachher, eine für mittendrin."
1 Kommentar
Hier ist mal ne coole akustische Performance von dem Mann: http://www.youtube.com/watch?v=G061_vRgGtY
Viel Spaß!