laut.de-Kritik
Zum 25. Jubiläum ein virtuoses, gut gelauntes Album.
Review von Giuliano BenassiChris Thile kann man sicherlich nicht vorwerfen, sich auf seiner faulen Haut auszuruhen. Wenn er nicht mit den Punch Brothers im Studio oder auf Tour ist, übt er auf seiner Mandoline. Mit einem Stipendium versehen hat er 2013 beeindruckend gespielte Bach-Sonaten veröffentlicht und am Soundtrack zum Coen-Film "Inside Llewyn Davis" mitgewirkt, in dem er auch einen kurzen Auftritt hat.
Das war offenbar nicht genug, denn noch im selben Jahr hat er sich wieder mit Sara und Sean Watkins zusammen getan, mit denen er im zarten Alter von acht Jahren seine erste Band Nickel Creek gegründet hatte. 1989 war das gewesen. 2007 war man ohne Streit auseinander gegangen, um andere Projekte zu verfolgen.
Die Proben für einen Auftritt und eine EP in Thiles Wohnung in New York seien so produktiv gewesen, dass das Trio ins Studio gegangen sei und kurzerhand in zwei Wochen sein sechstes Album eingespielt habe, erzählen sie. "Wir haben uns jeden Tag gefreut, zusammen zu arbeiten. Es fügte sich einfach alles zusammen. Ich finde, dass sich unser Songwriting deutlich verbessert hat" zeigt sich Sara Watkins begeistert.
In der Tat sprüht ihr sechstes Album nur so vor Spielfreude. Thile spielt Mandoline, Sean Watkins Gitarre, Sara Watkins Fiddle, alle drei singen, alleine oder gemeinsam. Die Basis bleiben Bluegrass und traditioneller Folk, doch das Etikett 'Progressive' haben sie sich auch diesmal verdient, so bunt, wie sie weitere Elemente und Virtuosität einstreuen.
"I guess the show's going on / So we pick up the pieces / We dropped for a song", heißt es gleich zu Beginn des Albums. Fällt der Opener noch eher melancholisch aus, könnte das von Sara Watkins gesungene "Destination" glatt als Rock-Nummer durchgehen, bestünde die Begleitung nicht lediglich aus Mandoline, Akustikgitarre und Kontrabass.
Mit "Elsie" folgt das wahrscheinlich beste Stück des Albums, ein gut gelauntes Instrumental, das dahin plätschert wie der Bach aus dem Bandnamen. "Christmas Eve" handelt vom Ende einer Beziehung und hört sich trotz der eher experimentell anmutenden Harmonien zum Schluss eine Spur zu sehr nach Mainstream an.
Für eine Überraschung sorgt "Hayloft", eine gar tanzbare Pop-Nummer Black Eyed Peas-style samt Keyboard-Einlagen und Perkussions, aber natürlich auch mit Mandoline und unverstärkter Gitarre. Im Original stammt es von der kanadischen Band Mother Mother.
"21st May" bietet astreinen Bluegrass, "Love Of Mine" eher konventionelle Sehnsucht. Das Instrumental "Elephant In The Corn" klingt laut Sara Watkins "wie ein Elefant, der im Ballerina-Kostüm Einrad fährt und dabei einen Schirm hält" womit sie das wirbelnde, fünf Minuten lange Stück gut beschreibt.
Auf das eher hektische "You Don't Know What's Going On" hätte man auch verzichten können, was sich auch daran zeigt, dass es sich um Ausschussware vom Vorgängeralbum "Why Should the Fire Die?" (2007) handelt. Das abschließende "Where Is Love Now" zieht dafür wieder alle Register der Wehmut, mit Sara Watkins, die in hohen Tonlagen singt, und passenden Harmonien.
"Noch nie haben wir ein Album so schnell aufgenommen. Wir hatten uns immer viel mehr Zeit genommen, um Dinge zu entdecken oder zu experimentieren, und das alles ganz gemütlich", so das weibliche Mitglied der Band. Eine Vorgehensweise, die sich ausgezahlt hat: Dass das Trio auch 25 Jahren nach der Gründung beim Schreiben und Aufnehmen einen Riesenspaß hatte, hört man aus jedem Takt heraus.
1 Kommentar
Also ich würde ja ein Stück zur Seite gehen, die Frau ist schon so hoch, wenn die runterkracht dann splittern Knochen.