laut.de-Kritik
Unsympathischer Autotune-Rap für die Shisha-Lounge.
Review von Timm LechlerStyles aus den 80er-Jahren und Newschool-Spielereien wie Autotune und Ad-libs zu vermischen, klingt erst einmal kreativ und abwechslungsreich. Jedoch haben Nimo und Capo vergessen, auf ihre "Capimo" Box zu schreiben, dass man davon Ohrenkrebs im Endstadium bekommt.
War "Lambo Diablo GT" vor zwei Jahren noch ein echt frisches Brett, standen die Vorzeichen eigentlich gut, jedoch ist das neue Album eine wirkliche Enttäuschung. Die Songs sind nach dem immer gleichen Muster gestrickt und nur darauf ausgelegt, im überfüllten Mainstream-Club oder in der Shisha-Lounge zu laufen. Und das werden sie auch. Dafür reichen sie vielleicht auch aus.
Textlich beginnt das Album mit "Planlos, Planlos ging mein Plan los." Das lässt nichts Gutes vermuten. Und viel tiefgründiger wirds auch nicht mehr. Vielleicht lassen sich Songs wie "Mon Chéri" gut nebenher hören, jedoch ist die totale Übertreibung mit Autotune und dauernden Zwischenrufen für mich fast unerträglich.
Besonders Nimo nervt auf dem Album, Capo hatte mich mit seiner Platte "Alles auf Rot" eigentlich überzeugt. Doch was dem Capital Bra sein "Lelele" ist, ist dem Nimo sein "Shem Shem" oder sein "Lean". Er lässt keine Gelegenheit aus, um diese Ausrufe in die Texte oder als Ad-lib einzustreuen. Und das mit durch Autotune bis zur Unkenntlichkeit entstellter Stimme: immer nur "Shem Shem & Sex".
Ein "Anderes Niveau" war nach den ganzen neun (!) Single-Auskopplungen auch nicht mehr zu erwarten. Der Track stellt allerdings einen kleinen Ausreißer auf dem Album dar, sowohl musikalisch als auch flowtechnisch. Einer der wenigen überzeugenden Tracks. Leider gehts mal wieder nur um Sex und Geld. Doch kein anderes und schon gar nicht mehr Niveau. Mit "Mamacita" und "Dunkel" schlagen Nimo und Capo dann nochmal mehr in die Kerbe von aktuellem Afrotrap nach französischem Vorbild. Ein durchaus versöhnlicheres Ende, als die vorangegangen Tracks haben vermuten lassen.
In der Deluxe Box befindet sich ein Hoodie, die CD und eine Autogrammkarte. Für 50 Euro schon ganz schön dünn. Laut ein paar Amazon Rezensionen fanden sich allerdings auf mehreren Autogrammkarten nur die Unterschriften eines Künstlers oder manchmal sogar von keinem. Ganz schön bitter. Da waren die beiden wohl besoffen, ebenso wie bei jeder Recording-Session, wie sie in ihrem Video-Snippet stolz verkündeten.
Dass "Capimo" nicht sehr geistreich werden wird, war bereits im Vorfeld zu erahnen. Zusammengefasst gibts hier Texte über Geld, Sex und ohne jede weitere Aussage, die von bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Autotune-Stimmchen eingerappt werden. Der Sound mag zwar andersartig und innovativ sein, und auch das Unterfangen, die Schiene des aktuellen Mainstream Hip Hop zu verlassen, ist lobenswert, jedoch mündet die Ausführung leider in unsympathischem Autotune-Schrott.
11 Kommentare mit 7 Antworten
dabei hatten die echt mal was drauf
Bewertet lieber mal alles auf rot von capo, nicht diesen Müll
Erwartungen waren stabil aber Album taugt echt nix.
in anbetracht dessen, dass das album wahrscheinlich in 2 tagen aufgenommen, die texte in 2 stunden geschrieben wurden... ich dachte, man darf nicht mehr billie jean säuseln, nachdem wir ja jetzt neverland verlassen haben...
Ich persönlich finde das Album extrem toll. Klar, viel Autotune, aber das machen andere Künstler nun auch. Bin ehrlich gesagt erst durch Shem Shem auf die beiden aufmerksam geworden. Danah andere Lieder mehrmals durchgehört, danach konnte ich nicht mehr leugnen, dass sie mir zusagen. Aber Geschmäcker sind ja Gott sei Dank unterschiedlich.
Danke meiner lokalen Shisha Bar kenne ich nun denke ich fast das ganze Album. Ohne einen Song vom anderen unterscheiden zu können.
Ladida. Ohne Ohrwurm. Ganz angenehm. Wird wieder gekauft.