laut.de-Biographie
Norman Palm
"Ich bin kein Freund vom Künstler-aus-der-Kleinstadt-Mythos", sagt Norman Palm. Er muss es wissen, schließlich kommt der umtriebige Songschreiber aus Meppen im gerne als verschlafen bezeichneten Emsland, wohin es seine unangepassten Eltern einst gezogen hatte. Sie hatten in der DDR nach einem Fluchtversuch im Gefängnis gesessen, ehe sie von Westdeutschland freigekauft wurden.
Zwar zieht Norman Palm für ein Studium im Fach Kommunikationsdesign später nach Berlin, als ein Akt der Rebellion und Selbstbefreiung erscheint das bei ihm aber beileibe nicht. Vielmehr als der konsequente Schritt nach der freigeistigen elterlichen Sozialisation mit Popmusik der 70er und 80er Jahre, dem Besuch der Musikschule und den Abenden im Meppener "Rock-Palast".
Dem hauptberuflichen Grafikdesigner gelingt das Kunststück, für das liebevolle Artwork seines ersten Album Songs, das als 200 Seiten starkes Kunstbuch daherkommt, nicht nur sein Diplom zu erhalten, sondern auch in Berlins Musikszene mit Begeisterung aufgenommen zu werden. In Eigenregie schreibt und produziert Palm die Songs und veröffentlicht sie auf dem eigenen Label Ratio.
Videos montiert er aus YouTube-Schnipseln. Nur ein paar Titel leiht Palm sich: "Boy's Don't Cry" von The Cure und "Girl's Just Wanna Have Fun" von Cyndi Lauper. Beide Nummern strickt er zu feinfühligem Lagerfeuerpop mit dezenten Beats um und ergänzt sie mit seiner zart-quäkige Stimme.
Elektronischer Folk mit gefühligen Texten besitzt mittlerweile eine lange Tradition in der Hauptstadt. Hier residieren Morr Music und City Slang, so dass es wenig verwundert, dass letzteres Label bei Norman Palms zweitem Album "Shore To Shore" begeistert zugreift.
Palm schmuggelt sich dabei mit warmen Synthie-Melodien, vielseitiger Instrumentierung und amerikanischen Indie-Arrangements in den verwinkelten Referenzraum zwischen Wilco, Beck und The Beta Band. City Slang hört gar stolz die "2.0-Version von Paul Simons Graceland".
Jedenfalls ist "Shore To Shore" ein Album über Sehnsucht und Heimat geworden, das gut zu Norman Palm passt, der wegen einer Fernbeziehung ständig mit Laptop zwischen Berlin und Mexiko-Stadt pendelt. Von Meppen ist dabei längst keine Rede mehr.
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