laut.de-Kritik

Nach Cure und Cyndi Lauper nun die eigenen Songs.

Review von

Artschool-Sprössling reist ein wenig durch die Welt, klopft zwischen Mexiko und Berlin spröde Songskizzen ins Laptop-Mikro, spielt in Berlin ein gefeiertes Konzert und beschließt, den Job Singer-Songwritertum fortan ernsthaft anzugehen. Vorsichtig tappst der junge Mann dabei erst mit den Nummer-Sicher-Covers "Boys Don't Cry" und "Girls Just Wanna Have Fun" durch die Blogosphäre, um schließlich mit dem understated betitelten "Songs" zu debütieren.

Tatsächlich ist alles an Norman Palm irgendwie grundsympathisch, nett, zurückgenommen, gemütlich. Auch bei seinem Erstling hat Palm sich gegen Vorwürfe einer Überambitioniertheit dreifach abgesichert: "Songs" liegt ein zwar 200-seitiges, aber vor allem niedliches Skizzenbuch bei.

Darin untermalt der Berliner jeden einzelnen Song anhand zahlreicher Bilder, die die akustische Rezeption sinnig ergänzen. Unterschiedlichste bildnerische Mittel kommen zum Einsatz. Palm spielt mit Farbe und Typografie, platziert Polaroids und Rastergrafiken und baut Analogien zwischen Bleistiftentwürfen und Songinhalten.

Neon-3D-Werbeschrift unterfüttert das Thema Tempo in "In The City", der "Middletown Blues" findet sein visuelles Äquivalent in einer Fotografie vom Kleinstadt-typischen Eiscafe Venezia. Im Breakup-Song "Could I've Been Wrong" zeichnet der Songwriter über mehrere Seiten eine Linie, bis sie jäh im Nichts endet - allegorisch wie musikalisch der Volltreffer des Albums. Denn so einnehmend das Büchlein sein mag, lenkt es doch ab von der unüberhörbaren musikalischen Gefälligkeit.

Während man noch schmunzelt über die Assoziationen, die Palm zu Papier bringt, laufen die 38 Minuten etwas am Ohr vorbei. Der hauptberufliche Grafikdesigner trägt seine minimalistischen Lieder mit einer zärtlich-devoten Grundhaltung vor, die in flüchtiger Schönheit vergeht. Dabei erinnert sein Gesangsstil nicht nur in "Army Nation" stark an die lebende Singer-Songwriter-Legende Daniel Johnston, erreicht aber selten dessen unmittelbare Präsenz.

Schließlich muss festgehalten werden: Die Idee des Outlaws/Außenseiters/Losers mit Wandergitarre ist Historismus pur. Sie bezieht sich auf eine Epoche, in der Eklektizismus in der Gitarrenmusik noch als Fremdwort galt. Wenn nun mit denselben, dereinst emanzipatorischen Stilmitteln agiert wird, gerät die Musik nicht selten vorhersehbar: "I can sing you every tune you know / 40 Lennon songs all in a row" ("Everything You Need").

Zugleich dient diese Formel nicht zuletzt dank der handwerklichen Zugänglichkeit des Instruments vielen Künstlern auch gegenwärtig als Medium zum Ausdruck ihrer Poesie. Das muss anerkannt werden. Die Statuen auf den großen Plätzen der Musikgeschichte gebühren allerdings anderen. Bescheiden wie er ist, kann Norman Palm sicher gut damit leben.

Trackliste

  1. 1. Floating Around
  2. 2. Bitterness And Aftertaste
  3. 3. In The City
  4. 4. Tonight, Today
  5. 5. Boys Don't Cry
  6. 6. Oh, Elisa
  7. 7. Army Nation
  8. 8. Middletown Blues
  9. 9. Could I've Been Wrong
  10. 10. Everything You Need
  11. 11. Rent A Cat
  12. 12. Long Way Home

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