laut.de-Kritik
Kann man in dem jungen Alter schon so satt sein?
Review von Michael EdeleNorther hatten seit Beginn ihrer Karriere das Problem, dass man sie immer nur als so was wie die kleinen Brüder von Children Of Bodom angesehen hat. Das konnte man auch schwerlich als vollkommen aus der Luft gegriffen abtun, denn die musikalische Nähe zu den Kollegen war kaum von der Hand zu weisen. Auf ihrem neuen, schlicht "N" betitelten Werk hat sich das ein wenig relativiert, allerdings haben Norther auch deutlich an Biss eingebüßt.
Zunächst legen sie mit "My Antichrist" aber einen ganz ordentlichen Einstieg hin, bei dem Kristian Ranta im Refrain schon mal mit klaren Vocals gegen die derben Shouts von Petri Lindroos anstinkt. Zwar ist der Opener nicht unbedingt schnell, aber doch mit einem gaaaanz leichten Black Metal-Ansatz. Wer allerdings mal gern ein wenig Tempo in den Kompositionen sucht, muss sich tatsächlich bis "Black Gold" oder gar bis "Self-Rigtheous Fuck" gedulden, ehe die Geschwindigkeit endlich mal angezogen und eine gewisse Rohheit an den Tag gelegt wird. Davor klingt vieles ein wenig glattgebügelt.
Das für eine finnische Kino-Produktion geschriebene "Frozen Angel" ist an sich eher rockig ausgelegt und mündet in einem tollen, epischen Refrain, den Kristian komplett im Alleingang singt. "Down" lässt recht deutliche In Flames-Klänge zu "Soundtrack To Your Escape"-Zeiten durchschimmern, und "To Hell" klingt nach einem etwas saftlosen Dark Tranquillity-Track aus der "Projector"-Phase. Und spätestens wenn "Savior" im Midtempo durch die Boxen dringt wird klar: irgendwie fehlt der Scheibe die Power und Rohheit der vergangenen Tage. Kann man in dem jungen Alter schon so satt sein, dass die Aggressionen auf der Strecke bleiben?
Es hat fast den Eindruck, denn auch wenn "We Rock" mit etwas höherer Geschwindigkeit und guten Grooves durchaus in Ordnung geht, so spricht Track wie "Always & Never" mit dem seltsamen, elektronischen Einstieg doch für sich. Nichts gegen ein wenig Experimentierfreude, aber danach plätschert es wenig spannend vor sich hin und nur der Bassteil sorgt noch mal für ein wenig Interesse. Ähnliches gilt für "Tell Me Why" oder das abschließende "Forever And Ever", die ebenfalls bestimmt nicht schlecht sind, aber eben auch nicht herausragend.
Melancholisch darf es zwischendrin auch noch mal werden und zwar mit "If You Go". Die Halbballade beginnt mit Spieldosenmusik und wird weitgehend von Rantas klarer Stimme getragen. Ein wenig fühlt man sich an Amorphis erinnert, und so richtig böse kann man Norther für ihre Scheibe auch nicht sein. Ein paar Ecken und Kanten mehr wären halt eine feine Sache gewesen und sollten für eine Band mit ihren Fähigkeiten auch kein Problem sein. So reichts halt nur zu einem gutklassigen Album und nicht zu einem richtigen Knaller.
1 Kommentar
Mich hat das neue Album ziemlich enttäuscht. Total monoton und drucklos. Death Unlimited bleibt unangetastet