laut.de-Kritik

Psychpop als perfekter Sommer-Soundtrack.

Review von

Mit ihren beiden Vorgängeralben "Ballads Of Burden" und "Tales Of Transit" avancierten Okta Logue zu den begnadetsten Zeitreisenden, die die Republik in Sachen psychedelischer Popmusik zu bieten hat. Ihre Songs atmen in jeder Note den Geist der 60er und 70er Jahre. Ausgiebige Touren in den USA sind außerdem der beste Beweis dafür, dass der herzerwärmende Nostalgie-Charme auch an den Landesgrenzen nicht Halt macht. Wie viele Bands aus Hessen können schon von sich behaupten, in San Francisco, Los Angeles oder New York aufgetreten zu sein?

Doch was sie da vor rund zehn Jahren losgetreten haben, gilt längst nicht mehr als rückwärtsgewandt, sondern ist heute im besten Sinne en vogue. Das Prädikat "retro" gilt zwar noch immer. Mit "Diamonds And Despair" versucht die vierköpfige Band aber auch die Gegenwart in ihren Sound einzuflechten. Eine ganze Reihe an Songs haben auf ihrem dritten Album mehr mit den aktuell federführenden Psychpop-Acts gemein, denn mit der viel beschworenen Referenz Pink Floyd.

Die erste Singleauskopplung "Pitch Black Dark" könnte auch aus der Feder von Tame Impalas Kevin Parker stammen. Synthesizer und Keyboards dominieren über weite Strecken das Soundbild. Uferlose Jampassagen finden sich so gut wie keine. Song und Struktur kommen im Zweifel immer vor zu viel Ideenreichtum.

"One-Way Ticket To Breadkown", "Heroes Of The Night" oder der Titelsong verstecken die Gitarre ebenso als geerdetes Rhythmus-Fundament unter dem Gesang, ähnlich wie Daft Punk in "Get Lucky". Das Schlagzeug weicht dann auch mal einem Sample. Es dauert deshalb eine ganze Weile, bis sich das Seelenbalsam jener Momente offenbart, aufgrund derer man einst an diese Band heran getreten ist.

"It's Been A While" ist so ein großartigen Moment. Ein zartes Stück mit wunderbar schwebenden Sounds, genial poppiger Melodie und einer unbedarften Leichtigkeit, die exakt diese wohlige Decke liefert, die Versicherungen so gerne in ihren Werbespots vermitteln würden.

Mit "Summer Days" gelingt Okta Logue ein weiteres kleines Kunststück. Hier vereinen sich der bisher nicht gekannte Freiraum der Keyboards, den Max Schneider als neuer Mann an den Tasten gekonnt auslebt, mit dem Gespür von Philip Meloi für einfache, aber unfassbar effektiv gestrickte Gitarrenmelodien. Ein ganzer Sommer in knapp zwölf Minuten. Okta Logues Musik ist der Anstoß für dieses unstillbare Verlangen: Die Sonne beschwören, Kopf frei kriegen, in angenehmen Erinnerungen schwelgen, die Tüte rollen. Okta Logue wollen mit "Diamonds And Despair" mehr sein als das. Und das gelingt ihnen zweifellos.

Wenn Benno Herz in "Distance" Zeilen singt wie "How many days we've wasted on getting high out in the sun", fühlt sich das schon ein bisschen so an, als hätten sich die Griesheimer stellenweise selbst verboten, was sie so meisterlich beherrschen. Verdenken kann man ihnen eine gewisse Neuausrichtung sicher nicht. Da haben andere Bands ihre Fans schon deutlich heftiger vor den Kopf gestoßen. Es ist aber bekanntlich gerade der Nostalgiker, der besonders an dem hängt, was er bereits lieben lernte.

Trackliste

  1. 1. Pitch Black Dark
  2. 2. Helpless
  3. 3. Stars Collapse
  4. 4. Waves
  5. 5. Diamonds And Despair
  6. 6. Heat
  7. 7. Under The Pale Moon
  8. 8. It's Been A While
  9. 9. One-Way Ticket To Breakdown
  10. 10. Wasted With You
  11. 11. Heroes Of The Night
  12. 12. Distance
  13. 13. Summer Days
  14. 14. Take It All

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