laut.de-Kritik

"Two steps from the borderline..."

Review von

"Er ist tot, das musst du akzeptieren", redet die tröstende Stimme auf den weinenden Trauernden ein. "Ich, ich weiß nicht, wie ich es ohne ihn schaffen soll. Er fehlt mir so", schluchzt die Rap-Welt. "Er wird in unseren Herzen weiterleben. Keine Sorge, es geht ihm gut, dort wo er jetzt ist."

Hollywood macht es vor, und die Hip Hop-Hood sollte davon lernen. Ol' Dirty Bastard ist unwiederbringlich von uns gegangen. Für Hip Hop geht das Leben aber weiter. Und wie uns davor schon abgedankte Krieger gezeigt haben, leben Rapper nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in unseren Ohren weiter.

"Osirus" ist der erste Streich in der Reihe der posthumen Beiträge des Wu-Tang-Rappers. Im Gegensatz zu seinem letzten Werk ("Trials And Tribulations Of Russell Jones"), das nach pietätloser Leichenfledderei klang, obwohl ODB damals noch nicht einmal über den Jordan gegangen war, ist dieses Mixtape von erfreulicher Qualität. Besonders bei der Auswahl der Produzenten beweist Dirtys früheres Label ein gutes Händchen. Dafür sind die Rap-Einsätze des Protagonisten für ein Solo-Album eher spärlich besetzt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Preis für eine ODB-Line aufgrund seines Ablebens überdurchschnittlich in die Höhe gegangen ist.

Ein bewährter DJ Premier-Boom Bap eröffnet und macht definitiv Lust auf mehr. Selten hat man ODB dabei so clean rappen hören. Zeit für sein patentiertes Krächzen, Gröhlen, Grunzen oder Brüllen hat er im Refrain und dem Rest des Albums zur Genüge. "Dirty Dirty" begeistert wunderbar innovativ mit der musikalischen Untermalung von Mark Ronson. ODB beschreibt darauf zu Beginn sein Leben mehr als passend in wenigen Worten: "Two steps from the borderline ..." – traurig, aber wahr, denn seine Lebensführung bescherte ihm nicht nur 13 Kinder, sondern ist auch der Grund für seinen frühen Tod.

"Osirus" hinterlässt trotz des traurigen Anlasses ein positives Bild. Großen Anteil daran haben vor allem die Instrumentals von Mountain Brothers-Produzent Chops. Einmal mehr definiert er das Prädikat für bouncende Beats neu und lässt wunderbar die Bass-Lines springen. Durchgehend fröhlich ist die Grundstimmung deswegen trotzdem nicht, denn zeitweise klingen die Tracks mal dunkler oder ruhiger. Der Qualität schadet diese Abwechslung natürlich nicht. der einzige astreine Mixtape-Track "Move Back" unterstreicht das unter Mithilfe von Drag-On, Jae Mills und Cardan. Zu guter letzt schlägt Produzent Will Fulton auf "Fire" noch derbe in die Drums und lässt dem Hörer so keine andere Möglichkeit, als den guten Russell Jones in allerbester Erinnerung zu behalten.

Trackliste

  1. 1. Pop Shots (Wu-Tang)
  2. 2. Dirty Dirty Feat. Rhymefest
  3. 3. Go Go Go Feat. Blah
  4. 4. Who Can Make It Happen Like Dirt?
  5. 5. High In The Clouds ft. Black Rob
  6. 6. Skit 1
  7. 7. Dirty Run
  8. 8. Stand Up Feat. Cappadonna
  9. 9. Don't Stop Ma (Out Of Control)
  10. 10. If Y'all Want War Feat. Royal Flush
  11. 11. P*ssy Keep Calling
  12. 12. Down South
  13. 13. Skit 2
  14. 14. Caked Up Feat. Baby Sham
  15. 15. F*ck Y'all
  16. 16. Move Back Feat. Drag-On & Jae Mills
  17. 17. Fire (Dirty Dirty)
  18. 18. Pop Shots (Clinton Sparks Remix)

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