laut.de-Kritik

Ein Möchtegern-Latin-Star vermisst den Block.

Review von

"Geld macht Musik oder Musik macht Geld. Hauptsache du verkaufst nicht dein' Arsch für paar Cents." "Augen Husky" muss ein erquickliches Sümmchen abgeworfen haben, wenn Olexesh ausgerechnet diesen Wendepunkt hin zur Beliebigkeit mit einer Fortsetzung adelt. Doch der kantige Straßenrapper lässt erneut die eigenen Stärken links liegen, um sich zum Latin-Star zu erheben. "Steig Ein", fordert er seine Anhänger einladend wie einst Sido dazu auf, mit ihm den Atlantik zu überqueren, wo die gar nicht mehr so trendige Musikkultur Südamerikas auf sie wartet.

So säuselt sich Olexesh zwischen Love Storys und Räuberpistolen mäandernd durch das spanische Flair. "Pistoleta" fängt mit seichter Produktion die hinter den Andenketten Kolumbiens verschwindende Abendsonne ein. In mittlerweile eingeübter Weise streut er mit mit Ataypapi und Ivo 7araga etwas sprachliches Lokalkolorit ein ("Discoteca", "Mi casa es tu casa"), selbst wenn das Trio vereinzelt die einheimische Sprache mit italienisch verwechselt ("Lambo", "Beretta", "Bella ciao"). Auch 385idéal-Neuzugang Amo empfiehlt sich dank Nerv-Hook und Zweckreimen nicht für das melancholische "Sophia".

"Te Quiero" nuschelt Olexesh einem Mädchen aus besseren Kreisen ins Ohr. "Bist du sicher mit mir?", fragt er den Love Interest, immerhin drohe ihm Gefängnis und sein Leben stehe "auf dem Spiel". Allen Warnungen zum Trotz entscheidet sie sich für ihn, denn in seinen eigenen Geschichten ist er grundsätzlich unwiderstehlich. So geht es noch einige Songs weiter, bis Rettung naht, denn den Rapper plagt Heimweh. "Vermisse Den Block", murmelt er in seinen nicht vorhandenen Bart und bucht das Rückflugticket nach Hessen. "Sieh, da vorne ist Kranichstein, ist nicht mehr weit."

Echte Erholung erwartet die Zuhörerschaft in heimischen Gefilden allerdings nicht, denn anstelle des Latin-Konzepts rückt Pop-Rap, wie ihn Kool Savas seit einigen Jahren praktiziert. "Schutzengel" setzt auf einen Refrain von MEL, die noch aus "Aghori" bekannt sein dürfte. Wenn sie singt, schrumpft die tragische Amor fou auf das emotionale Niveau einer Kindergartenliebe zusammen. Es sagt schon viel über ein Album aus, wenn ausgerechnet ein aufgepeitschter Maxwell von der 187 Strassenbande der erste vorzeigbare Gast ist und nebenbei die Rapper-Ehre des eigentlich talentierten Olexesh rettet.

Den kompletten Fehlschlag vermeidet dieser, indem er punktuell zu seinem Stil zurückfindet. In "Sie Arbeitet Hart" zeigt er Respekt für den Eifer einer Stripperin. "Sie arbeitet hart, Handstand kostet Power", rappt er anerkennend, auch wenn ein Nachlass zumindest nett wäre, "Du bist teuer, wegen dir werd' ich noch arm." Zum positiven Eindruck trägt auch das schwül hauchende Instrumental von LuciG bei. Ein weiteres Höhepünktchen erwartet den Album-Adressaten mit "Mademoiselle", auf dem Aymen und Olexesh Freude an Rap ausstrahlen, selbst wenn der Refrain etwas ausufernd gerät.

Voll zur Geltung kommt die Qualität des 385idéal-Künstlers aber einzig in "Motorsport". Darin dient der Club-Sound eben nicht dazu, von den Schwächen des Performers abzulenken, sondern um ihm den Boden zu bereiten, auf dem er sich voll entfalten kann. Ilo 7araga kann da nur hinterhertrotten. Es bleibt Olexesh' Geheimnis, weshalb er sich nur alle Jubeljahre dazu aufraffen kann, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Für "Augen Husky 2" gilt über weite Strecken, was für ihn gilt, wenn er in "Wenn Sie Kommen" in eine Polizeikontrolle gerät: "Ich schwör', ich weiß nicht, was sie gerade wollen."

Trackliste

  1. 1. Steig Ein
  2. 2. Pistoleta (mit Ataypapi und Ilo 7araga)
  3. 3. Sie Arbeitet Hart
  4. 4. Sophia (mit Amo)
  5. 5. Te Quiero
  6. 6. Schutzengel (mit MEL)
  7. 7. Mademoiselle (mit Aymen)
  8. 8. 8 Promille (mit Maxwell)
  9. 9. Motorsport (mit Ilo 7araga)
  10. 10. Vermisse Den Block
  11. 11. Poster
  12. 12. Cabrio (mit Bonez MC)
  13. 13. Wenn Sie Kommen
  14. 14. Ich Feier Den Scheiss (mit Ajé)
  15. 15. Nach Vorne (mit Haaland936)
  16. 16. Warum

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Olexesh

Pleite sein ist scheiße. Das weiß Olexesh nur zu gut. Kampf und harte Arbeit sollen diese Zeiten jedoch bald der Vergangenheit angehören lassen, denn: …

2 Kommentare mit 26 Antworten

  • Vor 4 Monaten

    Wtf, wieso gibt es den Vogel immernoch?

    • Vor 4 Monaten

      Das frage ich mich auch immer, wenn ich deinen Namen hier lese. Lösch dich doch endlich.

    • Vor 4 Monaten

      Seht, es ist Adorno87! Gleich neben Horkheimer69!

    • Vor 4 Monaten

      Frankfurter Schwule?

    • Vor 4 Monaten

      Schön, dass Du Dich extra für mich angemeldet hast Schneeflocke. :lol:

    • Vor 4 Monaten

      Hat sich irgendwer um die Hunde vom Cover gekümmert? Geht's denen gut?

    • Vor 4 Monaten

      Sus piç, Hand runter, ich bin Frankfurter

    • Vor 4 Monaten

      Dieser Kommentar wurde vor 4 Monaten durch den Autor entfernt.

    • Vor 4 Monaten

      Mach Hektiks für die Aufklärung

    • Vor 4 Monaten

      Hat der nicht mal behauptet das die Erde flach ist und die Bilder von der NASA bearbeitet worden sind?

    • Vor 4 Monaten

      War das nicht Kianush?

    • Vor 4 Monaten

      Vielleicht hab ich da was verplant, Olexesh hat das mal in einem Song und einem Interview erwähnt, aber der scheint wohl mal ernsthaft an Chemtrails und Echsenmenschen geglaubt zu haben.

    • Vor 4 Monaten

      Erinnere mich so düster an nen Graphizzle Strip dazu...

    • Vor 4 Monaten

      @Adorno87: Das ist unfair. Schwingster ist eindeutig der größte Minusmensch in der Kommentarspalte. Will mir gar nicht ausmalen wie krass der Höckesohn in seiner Schulzeit von anderen Menschen misshandelt wurde.

      Sorry, misshandelt wird. Der Clown ist maximal zwölf.

    • Vor 4 Monaten

      Bin ja absolut kein Freund von Wingo, sein egozentrisch-elitäre Überhohung der Fertigkeit ein Instrument spielen zu können samt lautuserischer Abgrenzung, dass mensch nur so Musik machen können, verdient eig Schläge, und die unlustigen stumbling gags sind kaum auszuhalten, aber es gibt weitaus weniger wertvolle Menschen hier (Sohnio, Fairmittli, Inceltroll, kakapo, Ragism).

    • Vor 4 Monaten

      Danke capsi! Ich mag dich, wenn du nicht gerade deine Egoshow fährst. ♥

      Bin übrigens gerade bei Mr Bungle in Luxemburg. Ist jemand von den lautis anwesend? Sohnio vielleicht, damit ich ihm gepflegt eine reinhauen kann? :kiss:

    • Vor 4 Monaten

      @Sohnio: der größte Minusmensch wird nicht in der Schulzeit misshandelt...der größte Minusmensch misshandelt andere in der Schulzeit. Lösch dich.

    • Vor 4 Monaten

      War das nicht Kianush?"
      nein. kianush hatte seiner zeit streit mit dem mond...

      https://www.youtube.com/watch?v=6LWO5ZLCjTE

    • Vor 4 Monaten

      "Mr. Bungle in Luxemburg"

      FUUUUUUUUUCK! Live-Acts aus der Sparte "extreme Musik" wurden in meinem derzeitigen Lebensentwurf mit geteilten Wohnsitzen und gut 700km Autofahrt dazwischen einfach hart und sträflich vernachlässigt während der ersten Jahreshälfte! :mad:

      Hat mich vor paar Tagen schon bei der laut-de-Fotostrecke zum Deutschland-Gig mächtig gewurmt. Und jetzt wieder Esch-sur-Alzette in der Rockhal? Das wäre sogar mit nem erweiterten Rheinland-Pfalz-Ticketz und ohne die Bürden des verantwortungsvollen Kraftwagenfahrers drin gewesen, hat 2017 zu A Perfect Circle auch schon mal genau so perfekt hingehauen.

      Mensch, da kann mensch doch ma paar Zeilen im Vorfeld zu tippen, so unter üblichen Verdächtigen... beim nächsten Mal dann, hm? Danke. :)

    • Vor 4 Monaten

      Verstanden. ;-)

      Die Band wischt gerade einfach mit allem dagewesenen den Boden auf. So können nur Menschen klingen, die den shit seit +35 Jahren zocken. Die spielen das Publikum wie ne fucking Violine. Absolute Macht. Spätestens hier würde selbst Caps schnallen, was es heißt, wenn jemand sein Instrument nicht nur kann, sondern es auf der Bühne lebt. Nur Liebe für Mike Patton. Ich liebte ihn bei Lovage ;-)

    • Vor 4 Monaten

      Wieso schreibt man während eines Konzerts einen laut.de-Kommentar?

    • Vor 4 Monaten

      Weil Menschen aufs Klo gehen, sich Bier holen oder sich Zeit für ne Zigarette nehmen. Krass, oder?

    • Vor 4 Monaten

      2 der 3 genannten Sachen wack af, aber gut, jeder, wie er mag.

      Mein Problem ist, dass ich Handwerkskunst durchaus zu schätzen weiß, aber die Einschränkung darauf Menschen ausschließt, die nicht virtuos mit einem Instrument umgehen können, aber halt doch virtuos Musik erschaffen. Zum Erschaffen von Musik sind Instrumentenskills nebensächlich (nicht unbedeutend), und das ist so, seit es geschriebene Musikanleitungen gibt.

    • Vor 4 Monaten

      Das nächste Mal, wenn mich mit absoluter Macht die Violine fucken will geh ich auch bierselig Kippen holen auf dem Klosett und schreibe in Olexesh-Fäden.

    • Vor 4 Monaten

      @ Garret: :lol:

      "Mein Problem ist, dass ich Handwerkskunst durchaus zu schätzen weiß, aber die Einschränkung darauf Menschen ausschließt"

      Wer redet denn von Einschränkung darauf? Ich nicht. Natürlich können nicht-virtuose Musiker virtuos Musik machen (siehe Tame Impala). Und live Musik machen soviel mehr skill als nur "gut" spielen zu können, siehe meinen nächsten Absatz.

      "Zum Erschaffen von Musik sind Instrumentenskills nebensächlich"

      Möglich, aber nicht zum Erschaffen von Musik live auf der Bühne. Dafür muss man üben, üben, üben. Und es geht da nicht zwingend um Virtuosität, sondern darum, ausdauernd und konsistent ne gute Show zu liefern, da reden wir von körperlicher und mentaler Fitness und performativen Skills. Freilich kann im Prinzip jeder im Heimstudio was zusammenklimpern, was richtig tolle Musik sein kann. Sie mit Inbrunst auf die Bühne zu bringen, wieder ne ganz andere Baustelle. Und da glänzten gestern halt die Herren Patton und Co. Die waren komplett in ihrem Element und schöpften aus über Jahrzehnten Bühnenerfahrung, da saß jede Geste, jeder Schlag und jede Interaktion. Gerade beim Mike Patton besonders deutlich, der Typ ist ne verdammte Urgewalt.

  • Vor 4 Monaten

    2015 war peak mit masta und schon da gab es extreme qualitätsschwankungen