laut.de-Kritik

Eine Frage, die man sich nie stellen sollte.

Review von

Als der französische DJ und Produzent Ivan Smagghe im vergangenen Jahr seiner "Kill The DJ"-Partyreihe im Pariser Club Pulp mit der gleichnamigen Compilation die Ehre erwies, war sich die Fachpresse schnell einig. Großes hatte der bärtige Franzose an den Turntables verbrochen. Mehr als nur ein Magazin heftete dem Silberling die Plakette "Compilation of the Year" an.

Ein schwieriges Erbe, würde man denken. Ganz und gar nicht, dachten sich Jonnie Wilkes & Keith McIvor und stellten sich kurzerhand an die Plattenspieler, um "Kill The DJ (Part Two)" zu mixen.

Nachdem sich Smagghe letztes Jahr noch mit einer Spielzeit von 70 Minuten begnügen musste, können Optimo, so das Pseudonym von Wilkes und McIvor, auf "Kill The DJ (Part Two)" aus dem Vollen schöpfen. Zwei CDs waren Tigersushi die Mixkünste des Duos wert.

Zu Recht, denn was Optimo hier an Musik auffahren, verdient das Prädikat 'besonders wertvoll'. Musikerziehung von zwei Plattennerds, die Spaß macht und in ihrem eklektizistischen Stil an die großen Tage von New Yorks Paradise Garage erinnert.

Damals stand in New York ein gewisser Larry Levan an den Turntables. Ihm gebührt die Ehre, den DJ als Ikone des Nachtlebens erfunden zu haben. Er darf sich zu Gute halten, das Djing in den Rang einer eigenständigen Kunstform erhoben zu haben.

Und nicht zuletzt war er es, der während seiner stundenlangen Mammutsets in die Rolle des großen Fusionators schlüpfte, der Brücken baute, seinem Publikum die Ohren öffnete und in seiner visionären Kraft bis heute unerreicht ist.

Dieser Legende des New Yorker Underground huldigen Optimo mit jedem Track, den sie auf die Plattenteller legen. Wie bei Levan, so ist auch bei Optimo eine gute Portion Sendungsbewusstsein das Salz in der Suppe oder sollte man besser sagen, der Groove im Set.

Hier geht es nicht um kleinkarierte Erbsenzählerei, Genre-Grabenkämpfe oder anderweitige Haarspaltereien, sondern um große musikalische Entwürfe. Optimo erklären nicht, was Nancy Sinatra auf einer DJ-Compilation verloren hat, oder warum die zweite CD alles andere als ein Mix zum Tanzen ist.

Sie spielen die Songs einfach und siehe da: die Wirkung bleibt nicht aus. Dem Groove sei Dank. Und der lässt sich nach Meinung von Optimo in ganz unterschiedlichen Tracks, aus den ganz verschiedenen Genres und weit auseinander liegenden Zeitperioden finden.

Ob da nun Ricardo Villalobos, Nurse With Wound oder The Cramps auf den Schallplatten steht, ist für Wilkes & McIvor vollkommen zweitrangig. Sie vertrauen ihrem Feeling für Musik und untersuchen die Tracks auf Herz und Seele, bevor sie zum Einsatz kommen.

Stimmt vor allem zweitgenanntes, dann lässt sich der dramatische Bogen mühelos von John Carpenter über Soft Cell zu Luciano und Carl Craig spannen und ein wahrhaft beseelter Mix erblickt das Licht der Welt. Optimo wagen mit den 60 Tracks von "Kill The DJ (Part Two)" einiges und gewinnen alles.

Sie begeistern für Tanzmusik auch abseits einer streng nach vorne gehenden Vier-Viertel-Bassdrum und zeigen Techno-Freaks, dass elektronische Musik nicht vom Himmel gefallen ist. Großer DJ-Sport, der schon jetzt Lust auf den Nachfolger macht.

Trackliste

  1. 1. Intro / Funkadelic - Wars Of Armageddon
  2. 2. Laibach - Decree Beat
  3. 3. John Carpenter - The End
  4. 4. Hiltmeyer Inc. - Narkotik!
  5. 5. Hashim - Rocking The Planet (Beat)
  6. 6. Miroslav Vitous - New York City
  7. 7. Soft Cell - Sex Dwarf
  8. 8. Carl Craig - Demented Drums
  9. 9. Luciano And Quenum - Orange Mistake
  10. 10. Basic Channel - Phylyps Track 2
  11. 11. Crash Course In Science - Flying Turns
  12. 12. Revolting Cocks - On Fire
  13. 13. Depeche Mode - Dead Of The Night (Electronicat Remix)
  14. 14. Quarks - I Walk (Superpitcher Schaffel Mix)
  15. 15. Liaisons Dangereuses - Los Ninos Del Parque
  16. 16. The Cramps - New Kind Of Kick
  17. 17. Harco Pront - Night
  18. 18. Cls - Can U Feel It
  19. 19. Gang Of Four - Damaged Goods
  20. 20. Langley Schools Music Project - Good Vibrations
  21. 21. The Junkyard Band - The Word
  22. 22. The Stranglers - Nice 'n' Sleazy
  23. 23. Pablo - Cissy Strut / Os Mutantes - A Minha Menina
  24. 24. Banbarra - Shack Up
  25. 25. Joubert Singers - Stand On The Word (Larry Levan Remix)
  26. 26. 20th Century Steel Band - Heaven And Hell
  27. 27. The Rapture - Out Of The Races
  28. 28. Cameo - Money (Reese Revamp) / Crackhaus - Blow Brotha Blow
  29. 29. Pj Pooterhoots - Barf
  30. 30. Black Devil Disco Club - Timing, Forget The Timing / Akufen - Whorehouse New Process
  31. 31. Loose Joints - Is It All Over My Face?
  32. 32. Grauzone - Eisbär
  33. 33. Chromeo - Destination Overdrive (Dfa Dub) / Medium Medium - Hungry So Angry
  34. 34. Modettes - White Mice
  35. 35. Akufen - Quebec Nightclub / Monte Cazazza - Sex Is No Emergency
  36. 36. Nurse With Wound - Two Shaves And A Shine
  37. 37. Blondie - Atomic
  38. 38. Ricardo Villalobos - Easy Lee / Art Of Noise - Moments In Love
  39. 39. Ricardo Villalobos - Dexter / Suicide - Dream Baby Dream
  40. 40. Ricardo Villalobos - Dexter / Truffle Club - Autoconform
  41. 41. Optimo (Espacio) End Of The Night Choir - One More Tune
  42. 42. Love - Everybody's Got To Live
  1. 1. Angelo Badalamenti - Mullholland Drive Theme
  2. 2. Arthur Russell - Another Thought
  3. 3. The Balanescu Quartet - The Model
  4. 4. Lee Hazelwood And Nancy Sinatra - Some Velvet Morning
  5. 5. Nouvelle Vague - Guns Of Brixton
  6. 6. Big Ned - Final Steps
  7. 7. Sun City Girls - Opium Den
  8. 8. Andre Williams - Bacon Fat
  9. 9. Hasil Adkins - Chicken Walk
  10. 10. The Monks - I Hate You
  11. 11. Os Mutantes - A Minha Menina
  12. 12. The Meters - The Handclapping Song
  13. 13. 20th Century Steel Band - Heaven And Hell
  14. 14. The Flirtations - Nothing But A Heartache
  15. 15. Bush Tetras - Snakes Crawl
  16. 16. Modettes - White Mice
  17. 17. The Creepers - Baby's On Fire
  18. 18. The Only Ones - Another Girl Another Planet

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