laut.de-Kritik

Wir sind Groot!

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Eine wichtige Comic-Regel: Niemand stirbt für immer. Irgendein Kniff findet sich immer, beliebte Figuren doch irgendwann von den Toten auferstehen zu lassen. Superman, Wolverine, Die Grüne Leuchte Hal Jordan oder Groot erklären uns sicher gerne den Weg aus dem Jenseits.

Auf die DC- und MCU-Verfilmungen trifft dies aufgrund des Alterungsprozesses, der auslaufenden Verträge oder der realen Sterblichkeit der Schauspielenden nicht immer zu. Doch manch eine Figur, von der man sich längst getrennt hatte, schaut doch wieder recht überraschend um die Ecke. Manch ein Team bleibt länger als man denkt. Ein vierter "Guardians Of The Galaxy"-Teil scheint auch ohne den gefeuerten und zu DC gewechselten James Gunn möglich. Die Figur Adam Warlock wartet bereits seit dem zweiten Film in den Startlöchern. Will Poulter steht als Darsteller bereits fest. Ob das dann alles noch Sinn ergibt? Zukunftsmusik.

Vergangenheitsmusik hielt die ersten beiden Filme dank Mama Quills Mixtapes zusammen. Songs der 1960er und 1970er, zwischen Glam Rock und Soul. Soundtracks, die alleine schon wegen ihrer Geschichte mehr waren als die übliche Aneinanderreihung bekannter Lieder. Vor allem "Guardians Of The Galaxy: Awesome Mix Vol. 1" hatte eine ganz eigene Seele: frisch, herzig und überraschend. Naturgemäß fehlt dies dem dritten Teil.

Die Auswahl fällt nun breiter aus. Wie in einer Tardis hüpft "Vol. 3" zwischen den 1970ern bis zu den 2010ern von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, von Genre zu Genre. Dies geht vor allem auf Kosten des Souls, von dem nur noch Earth, Wind & Fires "Reasons" übrig bleibt. Dennoch gelingt auch diesmal wieder eine gelungene Mischung zwischen Klassikern und manch Außergewöhnlichem.

Dass diesmal einiges anders läuft, verdeutlich bereits der Opener. Radioheads "Creep" in der Acoustic Version schlägt angemessen zum Film dunklere Töne an. Ein Song, passend wie Faust auf Auge für die Geschichte der Charaktere, die erst dank ihrer Freundschaft über sich hinaus wachsen. Was ist das eigentlich für ein seltsames Bäuerchen, das Thom Yorke da bei 1:01 entfährt?

Hearts "Crazy On You" gelingt mit der akustischen Gitarre zu Beginn ein guter Übergang, bevor das Stück den Laden in Schwung bringt und den Link zu den ersten beiden Filmen liefert. Das von den Rainbow-Fans (Ach, Fans!) so herrlich verachtete "Since You Been Gone" findet in dieser Comic-Welt ein muckeliges Zuhause. Daran wäre "Stargazer" gescheitert.

Bei all der nun dem Film innewohnende Düsternis, die ihn so sehr von den beiden Vorgängern unterscheidet, verliert er gemeinsam mit seinem Soundtrack nie die Hoffnung. Wie Bruce Springsteen im wohl passendsten Track, dem kraftvollen Klassiker "Badlands" singt: "Badlands, you gotta live it everyday / Let the broken hearts stand / As the price you've gotta pay / Keep pushin' 'til it's understood / And these badlands start treating us good."

Auf der Basis von Frédéric Chopins "Minuten Walzer" bietet "Koinu No Carnival (From 'Minute Waltz')" des japanischen Avantgarde-Musikers EHAMIC unerwartete Abwechslung. Ein Highlight des Soundtracks. Dagegen wirkt die Wahl von Florence And The Machines "Dog Days Are Over", das bereits in zahlreichen Serien und Filmen Verwendung fand, doch arg konventionell. Das ändert nichts an der Klasse dieser so eigenen Pop-Interpretation der Florence Welch.

Noch ohne Mike Patton schauen Faith No More mit dem good old Chuck Mosley und "We Care A Lot" vorbei. The The spielen mit "This Is The Day" die melancholische Karte. Aber kann ein Soundtrack mit Beastie Boys' "No Sleep Till Brookylyn" überhaupt wirklich schlecht sein? Eben.

Redbones "Come And Get Your Love" führt zum Ende noch einmal zu "Guardians Of The Galaxy: Awesome Mix Vol. 1" zurück und schließt die Klammer um die James Gunn-Trilogie. Dieses Kapitel endet hier. Die Geschichte nicht.

To be continued ...?

Trackliste

  1. 1. Radiohead - Creep (Acoustic Version)
  2. 2. Heart - Crazy On You
  3. 3. Rainbow - Since You Been Gone
  4. 4. Spacehog - In the Meantime
  5. 5. Earth, Wind and Fire - Reasons
  6. 6. The Flaming Lips - Do You Realize??
  7. 7. Faith No More - We Care a Lot
  8. 8. EHAMIC - Koinu No Carnival (From "Minute Waltz")
  9. 9. Alice Cooper - I'm Always Chasing Rainbows
  10. 10. The Mowgli's - San Francisco
  11. 11. X - Poor Girl
  12. 12. The The - This Is The Day
  13. 13. Beastie Boys - No Sleep Till Brooklyn
  14. 14. Florence + The Machine - Dog Days Are Over
  15. 15. Bruce Springsteen - Badlands
  16. 16. The Replacements - I Will Dare
  17. 17. Redbone - Come And Get Your Love

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