laut.de-Kritik
Imponiergehabe aus Elben-Gesang und rastlosen Streichern.
Review von Sven KabelitzMit "Der Hobbit: Die Schlacht Der Fünf Heere" schickt Peter Jackson Mittelerde in die letzte Runde. Zumindest so lange, bis Tolkiens Erben doch noch nachgeben sollten, die Rechte an "Das Silmarillion" verkaufen und damit den Weg für gefühlt 300 weitere Filme frei machen.
Passend zum Finale fährt Howard Shore von Beginn an groß auf. "Fire And Water" bietet das Gemetzel, das der Unheil heraufbeschwörende Cliffhanger aus "Smaugs Einöde" verspricht. In den sechs Minuten des Stücks verbindet er jeden Trademark, den sein bisheriger Score zur Tolkien-Saga ausgemacht hat. Von Null auf Hundert in wenigen Sekunden.
Diesem brachialen Beginn wird der sich über 110 Minuten erstreckende Soundtrack naturgemäß nicht durchgehend gerecht, doch zeigt sich Shore hier um einiges zielgerichteter und energischer als auf dem Vorgänger. An der Grundausrichtung hat sich freilich nichts geändert. Der Europapark-Wagner Shore liefert, passend zur Weihnachtszeit, den sechsten Teil von viel Tam Tam, viel Törööö, eine Muh, eine Mäh, eine Täterätätä. Sein Imponiergehabe aus Elben-Gesang, demoralisierenden Bläsern, rastlosen Streichern und marternden Bässen funktioniert diesmal aber auch ohne den dazugehörigen Film.
Während er in "Eine unerwartete Reise" alte Kamellen aufwärmte und in "Smaugs Einöde" größtenteils auf neue Stücke setzte, denen jedoch Inspiration und Nachhaltigkeit fehlte, findet er nun eine wohl dosierte Wechselbeziehung aus Altbekanntem und neuen Ideen. Für das Beste aus "Herr der Ringe", der "Hobbit" und den Hits von heute.
Annie Lennox, Emilíana Torrini und Enya legten die Latte für den abschließenden Song in der Herr der Ringe-Trilogie sehr hoch. Eine Hürde, an der die Hobbitse Neil Finn und Ed Sheeran bisher scheiterten.
Ausgerechnet der närrische Took Billy Boyd sorgt nun mit seinem fast schon naiven Beitrag "The Last Goodbye" für einen durchaus kitschigen, aber ebenso besänftigenden und die Filme miteinander verbindenden Schlusspunkt. Allein die Stimme Pippins versöhnt uns mit der oft langatmigen und in die Länge gezogene Geschichte des Hobbits und erinnert uns zeitgleich an die hervorragenden Filme der Herr der Ringe-Trilogie. Also, ab ins Kino, "Die Schlacht Der Fünf Heere" schauen und danach am Wochenende in kuschelige Decken eingemuckelt die drei klassischen Streifen genießen. "I bid you all a very fond farewell."
3 Kommentare mit 10 Antworten
http://youtu.be/uE-1RPDqJAY
DAMNIT! und ich klicks noch ...
ich hasse euch.
Klassiker.
haha^^
Das Problem mit der ganzen LotR und Hobbit-Soundtracks ist das etliches Füllmaterial Howard Shores Arbeit bestimmt. Ich empfehle eine BestOf-Compilation z.b. der Prager Philharmoniker. Und wer bombastische Soundtracks für Fantasy hören will, der kommt an das Meisterwerk von Basil Pouledouris "Conan, The Barbar" nicht vorbei.
Der Conan-OST wischt mit jeder HdR- oder anderen Fantasyproduktion mal ganz gediegen den Boden auf.
Two Steps From Hell & Future World Music gehen auch gut ab Episch
Ich fand die Harry Potter Scores wirklich gut.
Ebenfalls länger kein Geheimtipp mehr ist der Soundtrack zu Pans Labyrinth von Javier Navarrete.
Lawrence Von Arabien
Immer diese ollen Kamellen aufwärmen, schlimm. Das ist auch das ätzende an klassischer Musik. Zwei Themen vorstellen und endlos wieder durchnudeln, fertig ist die Sonate. Oder The Who mit Quadrophenia: Vier Songs schreiben und den Rest des Doppelalbums aus Fragmenten dieser zusammenschustern. Gute Komponisten erkennt man daran, dass sie nie eine Melodie zweimal verwenden, erst recht dann nicht, wenn es dramaturgisch Sinn ergibt.