Porträt

laut.de-Biographie

Otros Aires

Nein, die Jungs vom Gotan Project sind nicht die einzigen, die es verstehen, exzellenten Elektro-Tango übers Parkett zu schieben. Dieser Kunst widmen sich auch der Bajofondo Tango Club, Carlos Libedinsky mit Narcotango und eben Otros Aires, das audiovisuelle Tango-Projekt aus Buenos Aires.

In den Schluchten der argentinischen Großstadt findet Mastermind Miguel di Genova seine Inspiration, die sich in einem perfekten Amalgam aus Alt und Neu in Töne verwandelt. Für das Alt liefert dabei die Tangolegende Gardel ausgezeichnete Vorgaben. Aus seinem Erbe bedient sich di Genova sowohl tonal als auch visuell. Gardel-Samples und Gardels filmisches Vermächtnis sind bei Otros Aires nahezu allzeit präsent. Sie stammen mehrheitlich aus den Jahren 1918 - 1936, der Zeit, in der Gardel seinen Ruf als Tangoeminenz zementiert.

Für das Neu sind die zahlreichen Samples, die clubtauglichen Electro-Beats, der innovative Umgang mit der Stimme und die Experimentierfreudigkeit di Genovas verantwortlich. Sie entführen den ehrwürdigen Tango in die Lounges und auf die Tanzflächen moderner Vergnügungstempel.

Miguel di Genova kommt über ein Studium der klassischen spanischen Gitarre zum Tango. Heute ist er neben der Gitarre auch für Gesang, Komposition, Recording und Video-Art zuständig, denn der Musiker ist auch ausgebildeter Tonmeister und Videokünstler. Das visuelle prägt freilich in erster Linie die Liveperformances des argentinischen Elektro-Tango-Quartetts, auch wenn "Dos" (2007) mit einer ordentlichen Latte an visuellem Datenmaterial aufwartet.

Seine Ideen setzt di Genova mit drei Freunden in die Tat um. Omar Massa am Bandoneon, der für Tango-Projekte unverzichtbaren Quetschorgel, Pablo Lasala an den Tasten und Emmanuel Maylor am Schlagzeug. Gemeinsam schaffen sie eine Welt, die trotz der genreimmanenten Melancholie einfach nur Spaß macht. Eine Welt, in der sich Tango, Pop und Elektronik auf eine intime Liaison einlassen, die auf eine respektvolle langjährige Ehe zusteuert.

Den Bund fürs Leben schließt Otros Aires 2005 mit dem selbstbetitelten Debütalbum. Und obwohl der mächtige Schatten des Gotan Projects scheinbar die europäische Neo-Tango-Szene beherrscht, platzieren sich Otros Aires auf gleicher Augenhöhe. Im Windschatten von "Lunático" schaffen sie es jedoch nicht, dieselbe kommerzielle Aufmerksamkeit zu erhalten. Das ändert sich mit "Dos", dem zweiten Album, nachhaltig.

Veröffentlicht in einer Zeit, in der sich der Rummel um das Gotan Project ein wenig gelegt hat, präsentieren die Genova und seine Mannen ein Album, das vor kreativem Reichtum und schöpferischer Schaffenskraft überbordet. Im Rahmen ihrer Live-Shows etabliert sich die Band auch in der deutschen Szene und legt die Anspruchslatte für ähnlich geartete Projekte ganz nach oben.

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