laut.de-Kritik

Amerikanischer Prügelpunk mit erfreulich viel Anspruch.

Review von

Schon anlässlich ihres zweiten Albums "Paradise" staunte ich nicht schlecht. Paint It Black schafften es, durchaus Interessantes in Hardcore-Parametern unterzubringen. Das hat sich 2008 eher noch gesteigert, denn mit "New Lexicon" deklinieren sie ihre ganz eigene Version von amerikanischem Prügelpunk durch.

Wobei auch der neueste Output, dessen Artwork in kühler Parkplätze-bei-Nacht-Atmosphäre gehalten ist, nicht wirklich den Namen Longplayer verdient. Die 15 Stücke kloppen Dan Yenim, Andy Nelson, Josh Agran und Jared Shavelson in gut 30 Minuten durch. Sie nehmen keine Gefangenen und besitzen dennoch erfreulich viel Anspruch. Das kann nicht jede Hardcore-Formation von sich behaupten.

Schon im Opener "The Ledge" deutet sich das an: Sänger Dan knotet sich vor Geschwindigkeit fast die Zunge, in der zweiten Hälfte der 1:32-Nummer spielt Josh dann ein cooles Riff, und die Rhythmus-Sektion verschleppt gekonnt das Tempo. Ohne Übergänge gehts weiter in das brutale "Four Deadly Venoms": "Chronic defect in my head!"

Gleichzeitig macht die Band auch textlich deutlich: Hier wird nachgedacht! Zwar beschwört die Zeile "But fighting each other, like slumber, keeps us under" zum tausendsten Mal die Unity einer Szene, die längst nicht mehr eins ist. Aber man kann das
ja auch im größeren Rahmen sehen.

"We Will Not" endet in einer elektroiden Kakophonie, wie sie auch aus Trent Reznors Schmiede kommen könnte. Zwischendurch wirds dann auch richtiggehend poetisch: "'What a perfect match,' I thought, 'your black eyes and my black heart.'"

In Nummern wie "Past Tense, Future Perfect" und "Missionary Position" bekommt eine verlogene Kirche und ihr Glauben ihr Fett weg. Wieder gestaltet sich der Übergang in einem kaputten Sound, der an abgefuckte Kirchenglocken erinnert. Grundsätzlich gesellschaftliche Missstände werden in "Gravity Wins" angesprochen, auch hier erklingt ein längerer, experimenteller Übergang, der ein wenig an Thrice erinnert.

Ohne Zweifel haben sich Paint It Black weiterentwickelt. Die Elektro-Spielereien sind augenfällig (oder steht im Plattenvertrag, dass sie mindestens 30 Minuten abliefern müssen?), aber auch in Sachen Songwriting scheint einiges passiert zu sein.

Bei aller verbitterter und resignierender Kritik am Zustand der Welt wahrt sich das Quartett seinen Positivmus. Die Textzeile "Everyone needs a hobby. Ours is suicide" ist mit einer Fußnote versehen, die klar stellt, dass Selbstmord natürlich metaphorisch gemeint sei: "Hold on to hope. Reach out to the people you love."

Wer seine Wut in "New Lexicon" wiedererkennt, dem sollte Paint It Blacks Dampfhammer von einem Album helfen, den Frust loszuwerden. Und am Leben festzuhalten, denn auch wenn alles Scheiße ist: "We may bend, but we will not be broken."

Trackliste

  1. 1. The Ledge
  2. 2. Four Deadly Venoms
  3. 3. We Will Not
  4. 4. Past Tense Future Perfect
  5. 5. Missionary Position
  6. 6. White Kids Dying Of Hunger
  7. 7. Gravity Wins
  8. 8. Dead Precedents
  9. 9. The Beekeeper
  10. 10. Check Yr Math
  11. 11. So Much For Honour Among Thieves
  12. 12. New Folk Song
  13. 13. Saccharine
  14. 14. Severance
  15. 15. Shell Game Redux

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