laut.de-Kritik

Nicht unbedingt das, was man zum Abendessen mit seiner Freundin auflegen würde.

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These guys got nerve! Nennen sich nach einem Rolling-Stones-Klassiker und taufen ihr zweites Album gleich "Paradise". Was soll man von einer solchen Band erwarten? Großkotzigen Glam? Altklugen Retrorock? Das giftgrüne Cover brennt in den Augen und kündigt den großen Schmerz an, der da folgen soll. Aber ein durchaus guter Schmerz ist es, der da die Ohren plagt. Der Vierer aus Philadelphia wütet in genau 21 Minuten und elf Sekunden durch das Paradies, dass Adam und Eva kaum mitbekommen, wer ihnen da den Apfel geklaut hat.

Dabei ist "Paradise" sicher nicht auf dem Baum der Erkenntnis gewachsen, denn eigentlich haben wir das alles schon gehört. Knüppelpunk meets Noise meets Hardcore, kurz und knapp, so dass das Nötigste grade gesagt wird. Mit keinem Song hält sich Paint It Black länger als eine Minute und 44 Sekunden auf, und das ist auch gut so. So soll Punkrock sein. Nur so lang, wie er unbedingt sein muss. Wäre "Paradise" länger, wäre ein Durchhören am Stück wahrscheinlich anstrengend.

Doch so lässt der brutal-direkte Holperer "Election Day" aufhorchen, hey, hier sind Jungs am Werk, die ihren Job verstehen! "Pink Slip" bringt dann Melodie ins Spiel, aber nicht im Sinne von Melodycore, sondern im Sinne des minimalen Zugeständnisses an die Hörbarkeit. Denn, wer hat schon immer "War On My Mind"? Paint It Black klingen trotz aller (oder vielleicht grade wegen?) In-Your-Face-Mentalität wie eine tighte, tierisch laute Band mit vor allem großen Sänger-Qualitäten.

Pausen kennt "Paradise" kaum, atemlos mündet ein Song in den nächsten. Wut, Verzweiflung und Verständnislosigkeit treiben Paint It Black um, vor allem wenn es um die eigene Regierung und deren Politik geht. Dennoch ergehen sich Paint It Black dankenswerterweise nicht in platten "George Bush is a fucking moron"-Parolen, sondern verklausulieren ihre durchaus derbe Kritik. Darüber hinaus spricht die Musik kraftvolle Bände.

Paint It Blacks "Paradise" ist sicher ein verdammt kurzes Vergnügen, trotzdem ein schwerer Brocken. Nicht unbedingt das, was ich zum Abendessen mit meiner Freundin auflegen würde, sicher aber etwas, was man gut nach der Tagesschau hören kann. Oder dann, wenn man Bestätigung für die Vermutung braucht, dass die Welt schlecht und sich gegen einen verschworen hat. Denn eins ist das Diesseits sicher nicht, lehren die Laienprediger aus Philly: das Paradies.

Trackliste

  1. 1. Election Day
  2. 2. Pink Slip
  3. 3. Exit Wounds
  4. 4. Ghosts
  5. 5. The New Brutality
  6. 6. Athiests In Foxholes
  7. 7. Nicaragua
  8. 8. Labor Day
  9. 9. Burn The Hive
  10. 10. Panic
  11. 11. Angel
  12. 12. The Pharmacist
  13. 13. 365
  14. 14. Memorial Day

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